Christian Beck im Interview: "Geld ist nicht alles"

Im Interview mit liga3-online.de verrät Christian Beck, warum er dem 1. FCM die Treue hält, wie er seine Tor-Quote erklärt und was die Anhänger beim Derby gegen Halle erwarten können.

[box type="info"]Hintergrund: Auf Torjäger Christian Beck war vor dem Jahreswechsel stets Verlass. Mit 15 Toren führt er gemeinsam mit Justin Eilers von Dynamo Dresden die Torschützenliste der 3. Liga an. Am Montag überraschte der Publikumsliebling überraschte die Fangemeinde mit der Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2018.[/box]

Hallo, Herr Beck! Einer Frage müssen wir vorab höchste Priorität gewähren: Wie fühlt sich ein Christian Beck einen Tag nach der Verlängerung des Arbeitspapiers bis 2018?

Sehr, sehr gut! Es ist mir letzten Endes ziemlich leicht gefallen. Ich habe mir hier in Magdeburg etwas aufgebaut – und es ist einfach schön, mit unseren Fans im Rücken und vor der tollen Kulisse Fußball zu spielen. Das gebe ich nicht einfach so auf.

Sie haben dem Verein die Treue gewahrt, obgleich das Interesse vom Hamburger SV, dem VfL Bochum sowie Arminia Bielefeld an Ihrer Person durch die Medien ging. Hatte es vor der Unterschrift ein offizielles Angebot eines anderen Vereins gegeben?

Es hatte konkrete Möglichkeiten aus der zweiten Bundesliga gegeben. Natürlich habe ich mich damit beschäftigt, wer würde das nicht tun? Am Ende habe ich mich für den 1. FC Magdeburg entschieden.

„Das Herz hat entschieden“ – mit dieser Aussage haben Sie in Magdeburg viele Fans begeistert. Eine echte Seltenheit in einer Zeit, in der das Wort eines Fußballspielers oft wenige Wochen später Schall und Rauch gleicht. Ist es nicht vielleicht sogar naiv, im besten Fußballeralter den persönlichen Aufstieg in die zweite, vielleicht sogar erste Bundesliga hinten anzustellen?

Die Entscheidung des Herzens ist immer ausschlaggebend. Es wäre eine große Möglichkeit gewesen, allerdings ist das auch immer mit Risiko verbunden: Es könnte jederzeit auch in die falsche Richtung laufen, wenn die Einsatzzeiten nicht mehr gegeben sind. Für mich war dann aber schnell klar, dass ich den 1. FCM nicht aufgeben möchte. Natürlich hat ein Fußballer in seiner Karriere nur begrenzt Zeit. Aber: Geld ist nicht alles. Ich wollte unbedingt weiter in Magdeburg spielen.

Was müsste geschehen, damit ein Vereinswechsel für Sie nochmals interessant wird? Oder würden Sie für Magdeburg im Fall der Fälle auch bis zum Karriereende auf höherklassigen Fußball verzichten?

Vorstellen kann ich mir das auf jeden Fall, hier meine Karriere zu beenden. Dass die Lage schon in einem halben Jahr ganz anders aussehen kann, ist im Fußballgeschäft normal. Damit beschäftige ich mich jedoch noch überhaupt nicht – eine hoffentlich erfolgreiche Rückrunde genießt Priorität!

Mit dem 1. FC Magdeburg sind Sie in dieser Spielzeit trotz der überragenden Hinrunde allerdings kein Aufstiegsfavorit. Das Ziel liegt ja in einer ganz anderen Region.

Es warten noch viele schwere Aufgaben. Wir müssen erst die nötigen Punkte für den Klassenerhalt sammeln, und dazu fehlen noch elf bis 13 Punkte.

Aber wenn diese Punkte erreicht sind – und es ist nun einmal nicht unwahrscheinlich, dass dies schon zwischen Februar und März der Fall ist – wird dann noch einmal oben angegriffen?

Mit dem Fußballspielen werden wir dann sicherlich nicht aufhören oder die Punkte abschenken (lacht). Wenn wir weiterhin oben stehen, werden wir versuchen, das Unmögliche möglich zu machen. In dieser Liga ist hinter Dresden alles eng beieinander, da müssen wir uns nicht verstecken.

Nochmals zu Ihnen persönlich: Ihr bisheriger Torrekord im Seniorenbereich liegt bei 22 Treffern in einer Spielzeit. Da sollte doch ein neuer Bestwert in Reichweite sein? 15 Tore stehen ja schon zu Buche…

Auch sieben weitere Tore sind noch eine ordentliche Aufgabe für mich, die es zu bewältigen gilt. Schön wäre es natürlich, den Rekord einzustellen, das nehme ich gerne mit – Stürmer werden immer an den Toren gemessen. Aber das ordne ich dem mannschaftlichen Erfolg unter.

Vieles hängt jedoch beim FCM von Ihnen ab: Sie bilden den klassischen Mittelstürmer, auf den große Teile des Angriffsspiels zugeschnitten sind. Kein Konkurrent in dieser Spielklasse verfügt über einen ähnlich erfolgreichen Spieler auf dieser Position. Was macht Sie dort so stark?

Wir kennen uns als Mannschaft zum großen Teil schon über Jahre. Die Jungs wissen einfach, wo ich hinlaufen werde. Diese Eingespieltheit spielt uns sehr in die Karten. Da muss ich manchmal gar nicht mehr viel machen.

Sie sind aber sehr zurückhaltend. Insgesamt haben Sie schließlich schon stolze 67 Treffer in 101 Spielen mit den Magdeburgern erzielt. Das ist selbst für einen Stürmer eine unglaubliche Quote. Muss man dafür einfach den nötigen Torriecher besitzen?

Es kann schon sein, dass ich in den letzten Monaten vor dem Tor oft die richtige Entscheidung getroffen habe, was natürlich zusätzliches Selbstvertrauen beschert. Wir wissen aber alle, wie schnell sich bei einem Offensivspieler auch eine Flaute einstellen kann und schier nichts mehr funktionieren möchte – in diese Phase möchte ich gar nicht erst hineinkommen.

Der 1. FCM hat, wie eben bereits angerissen, eine phänomenale erste Saisonhälfte und ein denkwürdiges Fußballjahr 2015 bestritten. Es stimmte nahezu alles – die Unterstützung von den Rängen, die Leistungen auf dem Rasen und im Management. Wie soll 2015 noch getoppt werden?

Das stimmt, in 2015 hat nahezu alles gepasst. Eine grandiose Rückrunde, tolle Aufstiegsspiele, eine nochmals grandiose Hinrunde. Wichtig ist, dass wir die Zuschauer mit in das neue Jahr nehmen: Die ganze Stadt lebt diesen Verein mehr als je zuvor. Und wenn es dann am Ende „nur“ der achte Platz wird – dann feiern wir das trotzdem!

Extrem wichtig scheint, dass das erste Punktspiel beim Erzrivalen aus Halle nicht verloren wird. Kommt die Brisanz, die die Begegnung durch die Rivalität der Fanszenen erhält, auch in der Mannschaft an? Für die Fans ist das womöglich bereits das emotional wichtigste Spiel der Rückrunde.

Bei uns muss niemand mehr für den Sonntag motiviert werden. Wir fahren mit viel Selbstvertrauen hin, haben unseren Auswärtsfluch glücklicherweise schon in Erfurt beenden können. Wir arbeiten hart auf diesen Sonntag hin und tuen alles dafür, gleich den zweiten Auswärtssieg dranzuhängen.

Zuvor hat es ja schon einige Begegnungen gegeben, in denen es auch auf den Rängen nicht ruhig blieb…

Es ist sehr wichtig, dass sowohl unsere Anhänger als auch die Fans des HFC ruhig bleiben und es keine Ausschreitungen gibt. Das möchte niemand sehen. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass unsere Magdeburger Fans im friedlichen Rahmen gut Stimmung machen werden.

 

 

 

 

 

   

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