Christopher Theisen: "Das habe ich mir verdient"
Seit über einem Jahr spielt Christopher Theisen bei Fortuna Köln, aber erst jetzt scheint es so, als ob der 23-Jährige im Kölner Süden angekommen ist. Der "Gewinner der Vorbereitung" hat in den vergangenen Wochen um seinen Platz in der Kölner Startelf gekämpft und feierte beim jüngsten 2:1-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg prompt eine persönliche Premiere. Dabei wäre er im Sommer beinahe schon weg gewesen.
Theisen belebt das Offensivspiel
Die Aussage von Uwe Koschinat hatte durchaus etwas Überraschendes. Am vergangenen Freitag vor dem Rückrundenstart gegen den 1. FC Magdeburg wurde Fortunas Cheftrainer nach dem Gewinner der Vorbereitung gefragt. Der 45-Jährige zögerte keine Sekunde und verlieh Christopher Theisen diesen besonderen Titel. "Christopher hat in den letzten Wochen nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht, strahlte in allen Testspielen eine extreme Torgefahr aus und hat nun auch endlich keine körperlichen Probleme mehr", lobte Fortunas Cheftrainer die Entwicklung seines Schützlings. Die zahlreichen Vorschusslorbeeren bestätige Theisen just einen Tag später beim 2:1-Sieg gegen die Elbstädter. Als hängende Spitze hinter Hamdi Dahmani belebte der 23-Jährige das Offensivspiel der Fortuna sichtlich. Theisen war agil, stoß immer wieder in die Schnittstellen der Magdeburger Dreierkette und setzte darüber hinaus seine Mitspieler häufig in Szene. Eine Belohnung durch einen eigenen Treffer blieb ihm zwar verwehrt, dafür feierte der Linksfuß aber eine persönliche Premiere. Zum ersten Mal absolvierte der gebürtige Adenauer eine Drittliga-Partie über die gesamten 90 Minuten. "Ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe“, strahlte Theisen nach Spielschluss und ergänzte: "Ich habe hart dafür gearbeitet und mir das auch ein stückweit verdient.“
Monatelang nicht im Kader: "Das war eine mentale Herausforderung"
Vor nicht all zu langer Zeit sah das noch ganz anders aus. Theisens knapp einjährige Schaffenszeit bei der Fortuna verlief bislang nämlich eher enttäuschend. Der Mittelfeldspieler wechselte im Januar 2016 von Nürnberg nach Köln. Als Kapitän der der U23 des Clubs kam er mit der Empfehlung von 80 Regionalliga-Einsätzen in die Südstadt. Theisen galt damals als Perspektiv-Transfer, er sollte insbesondere der Back-up für den eigentlich unverzichtbaren, aber häufig verletzten, Kristoffer Andersen sein. Die ersten Monate verliefen holprig – Theisen tingelte ständig zwischen Tribüne, Bank und Spielfeld. Zu Beginn der neuen Saison schaffte er dann gar nicht mehr den Sprung in den Kader. Vor allem die Umstellung auf das körperbetonte Spiel machten Theisen zu schaffen. Ständig anhaltende Probleme im Rücken führten dazu, dass er nicht zu 100 Prozent belastbar war. Im Sommer wäre deshalb das Kapitel Fortuna für ihn auch schon beinahe wieder vorbei gewesen: "Es gab Gespräche mit den Verantwortlichen darüber, ob ich die Fortuna verlasse“, erzählt der Mittelfeldspieler, der dann aber seinem Trainer rechtzeitig signalisierte sich durchbeißen zu wollen. Es folgten harte und schweißtreibende Monate. "Ich stand bis Ende Oktober nicht einmal im Kader, da hat man dann plötzlich sehr viel Zeit", blickt Theisen zurück. "Ich habe dann sehr viel individuell im Kraftraum gearbeitet und viele Läufe gemacht. Besonders André (Anm. d. Red. Co- und Fitnesstrainer Andre Filipovic) hat mich in dieser schwierigen Phase unterstützt“. Für den 23-Jährigen war diese Zeit eine neue Erfahrung und insbesondere eine "mentale Herausforderung“.
Kuriose Bilanz: Sechs Spiele zwei Platzverweise
Erst am 13. Spieltag dieser Saison hatte Theisen seinen körperlichen Rückstand vollends aufgeholt und stand erstmals im Kader. Sein engagierter Auftritt bei den Sportfreunden Lotte endete allerdings in einer übermotivierten Handlung und schlussendlich mit einer Gelb-Roten Karte. Der ehemalige Koblenzer gilt eigentlich nicht als überharter Spieler, trotzdem passierte ihm kurioserweise das gleiche Missgeschick nur kurze Zeit später erneut, diesmal beim Auswärtsspiel in Paderborn. "Die roten Karten waren natürlich total ärgerlich. Dadurch habe ich mich selber wieder aus der Mannschaft rausgenommen“, resümiert der Mittelfeldspieler. Zwei Platzverweise bei sechs Einsätzen sind dann doch eine ungewöhnliche Zwischenbilanz. Der 23-Jährige nimmt die Situation aber mittlerweile mit Humor. "Ich arbeite daran die Statistik zu entlasten“, sagt Theisen mit einem Augenzwinkern und fügt hinzu: "In den letzten drei Partien habe ich keine Karte mehr bekommen.“ Wenn er über persönliche Ziele sprechen muss, will er lieber nicht so weit in die Zukunft schauen: "Für mich war es wichtig, dass ich mich im Winter anbiete. Das habe ich geschafft, jetzt will ich in den nächsten Wochen meinen Platz in der Startelf verteidigen.“ Mit der aktuellen Form ist er auf dem besten Weg dazu.