Schromm: "Es wird fast wie in der Champions League"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Unterhachings Cheftrainer Claus Schromm über die Fortsetzung des Spielbetriebs, den angepeilten Aufstieg und das "todkranke System" der 3. Liga.

"Bei uns hat niemand Bedenken"

liga3-online.de: Am Wochenende wird die Drittliga-Saison nach fast drei Monaten Pause fortgesetzt. Ist das Ihrer Meinung nach eine gute oder schlechte Entscheidung, Herr Schromm?

Claus Schromm: Eine absolut gute! Es ist essentiell für den Fortbestand der Vereine und der 3. Liga, dass es weitergeht. Ich kann nicht nachvollziehen, dass das einige andere Klubs anders sehen. In Haching sind wir alle froh, dass die mehrmonatige Pause nun vorbei ist und der Ligabetrieb am Wochenende fortgesetzt wird. Das haben wir lange herbeigesehnt.

Elf Spieltage in fünf Wochen bedeuten regelmäßig mehrere Partien innerhalb weniger Tage. Wie gut sind Sie darauf vorbereitet?

So gut wie nur möglich. Wir haben sechs Wochen Kleingruppentraining und zwei Wochen Mannschaftstraining hinter uns. Die Jungs befinden sich in einem ordentlichen Fitnesszustand und sind heiß auf den Re-Start. Die Situation mit so vielen Spielen innerhalb kurzer Zeit ist für alle Drittligisten neu. Es wird fast wie in der Champions League (lacht). Man darf gespannt sein, wie die Mannschaften mit dieser Belastung zurechtkommen.

Gibt es Spieler bei Ihnen, die sich wegen der erhöhten Verletzungsgefahr Sorgen um Ihre Gesundheit machen?

Nein. Durch unsere Kadergröße und über die Belastungssteuerung können wir da sehr gut entgegenwirken. Außerdem dürfen wir in einer Partie fünfmal wechseln. Es gibt also auch während des Spiels genügend Möglichkeiten, um einer eventuell höheren Verletzungsgefahr entgegenzuwirken. Bei uns hat niemand Bedenken.

Los geht es am Samstag mit der Begegnung bei der abgeschlagenen SG Sonnenhof Großaspach, die zwölf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer hat. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Großaspach ist in der Pflicht und muss sofort damit beginnen, zu punkten. Ansonsten wird es fast eine unlösbare Aufgabe, einen so großen Rückstand noch aufzuholen. Aber Großaspach wird sich nicht aufgeben. Im Gegenteil: Die SG wird versuchen, vor allem in den ersten Spielen nach dem Re-Start noch einmal alles herauszuholen, um das Unmögliche noch möglich zu machen. Wir wissen, dass ein hartes Stück Arbeit auf uns wartet.

 

"Ein todkrankes System"

Haching rangiert auf Platz drei und hat vor dem Re-Start eine gute Ausgangslage im Aufstiegsrennen. Der Aufstieg ist das klare Ziel, oder?

Es gibt mindestens zehn Teams, die sich mit dem Aufstieg beschäftigen. Und das vollkommen zurecht. Es geht in der 3. Liga einmal mehr extrem eng zu. Wir haben zwar aktuell die Nase vorn und eine klasse Ausgangslage. Die Konkurrenz befindet sich aber bloß einen Hauch hinter uns. Die zehntplatzierten Würzburger Kickers haben gerade einmal drei Zähler weniger auf dem Konto. Man kann durchaus sagen, dass jede der verbleibenden elf Begegnungen Endspiel-Charakter hat. Auch vor dem Hintergrund, dass wir nicht wissen, ob die Saison tatsächlich zu Ende gespielt oder möglicherweise doch noch abgebrochen wird.

Vereinspräsident Manfred Schwabl sprach davon, dass die SpVgg "fünf Wochen Zeit hat, um von der Hölle ins Paradies aufzusteigen". Führen Sie das doch einmal aus.

Neu an der Aussage sind eigentlich nur die fünf Wochen. Die 3. Liga ist sportlich gesehen zwar höchst attraktiv, aus wirtschaftlicher Sicht dagegen ein todkrankes System. Nahezu jeder Verein schreibt rote Zahlen und muss so schnell wie möglich aufsteigen, um sich finanziell wieder besser aufzustellen. Es ist längst überfällig, dieses Ligasystem zu überdenken und zu optimieren.

Welche Lösung für die 3. Liga würden Sie sich langfristig wünschen?

Man muss sich fragen, für was die 3. Liga stehen soll. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, neben den beiden Bundesligen eine weitere professionelle Spielklasse zu haben, die eine perfekte Bühne für die Top-Talente des Landes bietet, um sich weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt zu machen. Für die Nachwuchsförderung bei Drittliga-Klubs gibt es zwar seit 2018 schon einen Fördertopf vom DFB. Bislang hat es aber nicht funktioniert, diesen Topf mit genug Geld zu füllen, um die Vereine nachhaltig finanziell zu motivieren, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Dann hätte die 3. Liga auch ihren Sinn und Zweck erfüllt.

   

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