Dahmani: "Die aktuelle Situation ist sehr gefährlich"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Hamdi Dahmani von Fortuna Köln über seine starke Saison, die Torjägerkanone und über den schwierigen Prozess der anstehenden Vertragsentscheidung.

[box type="info" size="large"]"Vielleicht haben wir gedacht, dass es von alleine läuft"[/box]

liga3-online.de: Hamdi Dahmani, die Lage bei der Fortuna ist derzeit schwer einzuschätzen. Seit fünf Spielen ist die Mannschaft zwar ungeschlagen, gleichzeitig konnte man in der Liga aber auch nur eines der letzten neun Spiele gewinnen. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?

Hamdi Dahmani: Eigentlich sehr gut. Ein Sieg aus den letzten neun Ligaspielen hört sich zwar extrem wenig an. Man darf aber nicht vergessen, dass wir auch ins Pokal-Halbfinale eingezogen sind. In der Liga hatten wir davor eine lange Durstrecke, da wollten wir Schritt für Schritt rauskommen und das ist uns meiner Meinung nach gelungen. Jetzt müssen wir versuchen, wieder häufiger dreifach zu punkten.

Nach dem Sieg zum Rückrunden-Auftakt gegen den 1. FC Magdeburg träumten viele in der Südstadt bereits vom Aufstieg. In den darauffolgenden Wochen folgte allerdings der radikale Absturz. Warum konnte die Mannschaft den Schwung nicht mitnehmen?

Gerade in der 3. Liga ist es extrem schwer drei, vier Spiele hintereinander zu gewinnen. Vielleicht haben wir gedacht, dass es von alleine läuft. Bei uns kamen in dieser Phase aber auch Sperren und Verletzungen hinzu. Wir konnten nie mit der gleichen Aufstellung spielen. Vielleicht hat dieser Umstand unseren Rhythmus ein wenig gestört.

Hat sich die Mannschaft damals von der abstrusen Tabellenkonstellation der 3. Liga blenden lassen?

Wenn man nur wenige Punkte von den Aufstiegsplätzen entfernt ist, dann neigt man dazu, häufiger auf die Tabelle zu schauen und zu rechnen. Was wäre, wenn? Ob wir uns haben blenden lassen, vermag ich nicht zu sagen. Die Situation hat auf jeden Fall den generellen Leistungsdruck erhöht, auch persönlich hat sich jeder Einzelne mehr Druck gemacht.

Am Samstag gastiert der FSV Frankfurt im Südstadion. Im Hinspiel kassierte die Fortuna eine 0:6-Klatsche. Inwiefern brennt die Mannschaft auf die Revanche?

Bisher war das Hinspiel noch kein Thema in der Kabine, aber innerhalb der Mannschaft wissen wir, dass wir noch etwas gutzumachen haben. Die Niederlage nagt noch an uns, deshalb sollte es am Samstag unser Ziel sein, drei Punkte zu holen.

Bei einer Niederlage würde der Abstand zur Abstiegszone weiter schmelzen. Wie gefährlich ist die Situation für die Fortuna?

Sehr gefährlich! Wir müssen jetzt einfach die Spiele für uns zu entscheiden und dürfen nicht mit Angst in das Spiel gehen. Mit einem Sieg könnten wir den Abstand zum FSV auf elf Punkte ausbauen. Das muss unser Ziel sein.

Für Sie persönlich ist es eine überragende Saison – zehn Tore, sieben Vorlagen. An 58 Prozent aller Fortuna-Treffer sind Sie direkt beteiligt. Die neue Rolle in der Sturmspitze scheint Ihnen zu liegen. Haben Sie in den Jahren zuvor auf der falschen Position gespielt?

(lacht) Nein, das würde ich nicht sagen. Ich habe immer gesagt, dass ich gerne in der Offensive spiele, gerne auch in der Zentrale. Die Situation hat sich in dieser Saison einfach ergeben. Anfangs war es ein Experiment. Ich habe mich komischerweise direkt wohlgefühlt, obwohl ich nicht der klassische Stoßstürmer bin. Mittlerweile bin ich in die Rolle hineingewachsen und es macht mir großen Spaß dort zu spielen.

Wo liegen für Sie die Unterschiede?

Der große Unterschied ist, dass man deutlich mehr arbeiten und mehr Wege gehen muss und gleichzeitig weniger Ball-Aktionen hat. Als Stürmer musst du dann die wenigen Situationen bestmöglich nutzen. Ich denke, dass mir die Position liegt, weil ich sie sehr flexibel interpretiere. Ich lasse mich häufig ins Mittelfeld zurückfallen, auch um die gegnerische Abwehr ein stückweit zu verwirren. Dann gibt es Situationen in denen ich wieder in die Tiefe gehe und den Torabschluss suche. Insgesamt versuche ich, so viel wie möglich zu arbeiten, auch um Raum zu schaffen für meine Mitspieler.

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In dieser Saison war es wohl noch nie so leicht die Torjäger-Kanone zu gewinnen. Machen Sie sich Hoffnungen auf diesen Titel?

Ich finde es schön zu sehen, wie nah ich da oben dran bin. Kritisch betrachtet hatte ich ja auch schon in den vergangenen Jahren meine Chancen, um auf eine ähnliche Treffer-Quote zu kommen. Dieses Jahr gehen die Dinger halt rein. Ich konzentriere mich weiterhin darauf zu treffen, aber die Kanone ist nicht mein Ziel.

Mit Ihren Treffern stehen Sie in dieser Saison natürlich auch besonders im Fokus. Wie viele Zweit- und Drittligisten haben sich eigentlich schon bei Ihnen oder Ihrem Berater gemeldet? 

Das kann ich gar nicht sagen. Ich habe mit meinem Berater zwar gesprochen, ich will mich jetzt aber erst einmal weiter auf den Fußball konzentrieren. Der April und der Mai sind sehr wichtige Monate für den Verein und für Jeden persönlich. Umso mehr ich mich auf Fußball konzentrieren kann, desto besser ist es.

Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus, die Fortuna würde wohl lieber gestern als heute mit Ihnen verlängern. Wie lautet der aktuelle Stand?

Noch ist keine Entscheidung gefallen, es ist alles offen.

Von welchen Faktoren machen Sie Ihre anstehende Vertragsentscheidung abhängig?

Man sagt ja immer so schön, "das Gesamtpaket muss stimmen". Mir ist wichtig, dass ich mich wohlfühle und die Möglichkeit habe, auf viel Einsatzzeit zu kommen. Zudem habe ich Lust auf ein gewisses Ziel hinzuarbeiten. Darüber hinaus werde ich im November 30 Jahre alt, da spielt das Finanzielle logischerweise auch eine Rolle.

Für Sie ist es jetzt die letzte Möglichkeit noch einmal einen großen Vertrag zu unterschreiben.

Mein persönliches Ziel war es immer, das Maximum aus der Situation zu machen. Zu Beginn meiner Karriere bin ich zweigleisig gefahren und habe parallel zum Fußball studiert (Bauingenieur; Anm. d. Red.). Vielleicht habe ich es auch deswegen nie nach ganz oben geschafft. Aber ich bin trotzdem stolz auf das, was ich bis heute geschafft habe. Die aktuelle Saison hat mir noch einmal gezeigt, dass ich das Maximum aus meiner Karriere rausholen möchte. Wo das sein wird, weiß ich noch nicht. Aber ich habe den Anspruch immer weiterzukommen.

Bei der Fortuna sind Sie jetzt schon eine Vereins-Ikone. Die Fans haben Ihnen einen eigenen Schlachtruf gewidmet ("Hamdi Dahmani ham die nicht“). Mit Ihren mittlerweile 242 Einsätzen haben Sie in der Liste der Rekordspieler Dirk Lottner überholt, stehen auf Platz sechs. Wie schwer fällt Ihre die Entscheidung?

Ich tue gut daran, mich jetzt voll und ganz auf den Fußball zu konzentrieren. Wenn ich das nicht mache und nur über dieses Thema nachdenke, dann fällt es mir sehr schwer. Ich fühle mich hier superwohl und durch die vielen Spiele und die lange Zeit in der ich bei der Fortuna bin, ist mir der Verein sehr ans Herz gewachsen. Deshalb fällt es mir nicht leicht eine Entscheidung zu treffen.

Würden Sie behaupten, dass es die schwierigste Entscheidung Ihrer Karriere ist?

Ich sehe das gar nicht so negativ. Eigentlich ist es die schönste Entscheidung meiner Fußballer-Karriere. Ich war ja auch schon einmal arbeitslos. Die aktuelle Situation ist ja positiv. Ich glaube, dass viele Fußballer gerne in dieser Situation sein würden. Deswegen freue ich mich drauf, wenn es für mich passt, eine Entscheidung zu treffen

   

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