Darmstadt 98 ohne Chance gegen den 1. FC Heidenheim
Der neue Tabellenführer nach dem 8. Spieltag heißt Heidenheim. Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt sicherte sich am heutigen Nachmittag einen vollkommen verdienten 2:0-Sieg beim SV Darmstadt 98. "Die Mannschaft ist momentan etwas verunsichert, wir hatten nicht den Start, den wir wollten. Wir haben momentan nicht die Qualität, ich sage bewusst momentan, denn ich glaube an die Mannschaft. Zum Stand der Verhandlungen mit Duisburg möchte ich mich nicht äußern, das ist Sache der Vereine", so Lilien-Trainer Kosta Runjaic auf der Pressekonferenz nach der Partie. liga3-online.de analysiert die Partie:
SV Darmstadt 98: Jan Zimmermann (C) – Michael Stegmayer, Benjamin Gorka, Cem Islamoglu, Andreas Gaebler – Uwe Hesse (45. Marcus Steegmann), Danny Latza (53. Musa Karli), Hanno Behrens, Sebastian Zielinsky (63. Marc Schnier) – Preston Zimmerman, Kacper Tatara
1.FC Heidenheim: Frank Lehmann – Dennis Malura, Marc Endres, Tim Göhlert, Ingo Feistle – Robert Strauß, Mathias Wittek, Christian Sauter, Marc Schnatterer (C) (78. Gerrit Müller) – Michael Thurk (53. Bastian Heidenfelder), Marco Sailer (88. Maurizio Scioscia)
Schiedsrichter: Malte Dittrich (Bremen)
Zuschauerzahl: 4800
Karten: Musa Karli (SV Darmstadt 98) – Ingo Feistle, Mathias Wittek (1.FC Heidenheim)
Szenen des Spiels:
2.Minute: Freistoß Heidenheim aus dem Halbfeld. Mathias Wittek kommt an den Ball, köpft aber einen Meter daneben.
4. Minute: Robert Strauß zieht aus 20 Metern ab, aber zu zentral.
7. Minute: Nach einer Ecke klärt die „98er“-Abwehr zunächst – Strauß bekommt den zweiten Ball, schießt aber direkt auf Jan Zimmermann, der zur Ecke abwehrt.
10. Minute: Michael Thurk geht von rechts in den Strafraum, spielt Gorka aus und haut den Ball aufs Tor. Zimmermann zur Ecke.
11. Minute: Konter Darmstadt 98: Zimmerman geht im Sprint aufs Tor, Ingo Feistle mit dem taktischen Foul. Gelb und Freistoß.
13.Minute: Genialer Pass von Schnatterer auf Marco Sailer der von Stegmayer verfolgt in den Strafraum geht. Im letzten Moment stört Darmstadts Außenverteidiger.
28.Minute: RIESENCHANCE Darmstadt!! Nach einer Ecke bekommt Sebastian Zielinsky den zweiten Ball und passt klug zu Michael Stegmayer in den Strafraum. Der schießt frei vor dem Tor Keeper Lehmann an.
30. Minute: Cem Islamoglu klärt per Kopf direkt in den Lauf von Marco Sailer, der den Ball allerdings in die Wolken jagt.
32. Minute: Sailer scheitert aus 4 Metern an Jan Zimmermann, der den Winkel rechtzeitig verkürzen konnte.
39. Minute: Unglaubliche Tat von Jan Zimmermann: Marc Schnatterer sprintet im Höchsttempo aufs Darmstädter Tor, Stegmayer kommt nicht hinterher, doch Zimmermann verhindert grandios mit dem Fuß das sichere Tor.
41. Minute: Sebastian Zielinsky spielt einen 40Meter-Pass direkt auf Hesse, der auf dem rechten Flügel lauert. Der spielt auf Andreas Gaebler, der in den Strafraum flankt. Über Umwege kommt der Ball zu Hanno Behrens, dessen Schuss jedoch an einem Abwehrbein landet.
45. Minute: „Lilien“-Innenverteidiger Cem Islamoglu geht in Lucio-Manier nach vorne und passt auf Kacper Tatara. Der macht es zu umständlich und schießt ohne Schwung aufs Tor. Lehmann sicher.
Halbzeit
52. Minute: Der eingewechselte Marcus Steegmann holt sich den Ball im Mittelfeld ab und spielt einen genauen Pass auf Darmstadts Nummer 7, Preston Zimmerman. Der schießt, aber Lehmann kann parieren.
53.Minute: Tor für den 1.FC Heidenheim (0:1)! Darmstadts Hanno Behrens spielt einen Fehlpass genau zu Marc Schnatterer. In der linken Strafraumhälfte lässt Heidenheims Kapitän Torhüter Jan Zimmermann keine Chance und verwandelt ins lange Eck.
55. Minute: Freistoß Schnatterer aber Zimmermann hält den Ball fest.
62. Minute: Freistoß von „98er“-Außenverteidiger Michael Stegmayer von der linken Seite, der Ball kommt hoch rein und Marcus Steegmann erreicht ihn mit dem Kopf. Lehmann kann den wenig druckvollen Ball aber halten.
63.Minute: Tor für den 1.FC Heidenheim (0:2)! Marco Sailer kommt nach einem Darmstädter Abwehfehler an den Ball. Zimmermann kann noch parieren, doch der Ball springt zu Bastian Heidenfelder, der ins leere Tor trifft.
69. Minute: Musa Karli, mittlerweile eingewechselt, zieht aus 20 Metern wuchtig ab, Lehmann fliegt und wehrt zur Ecke ab.
72. Minute: Das muss das 0:3 sein! Marco Sailer spaziert durch die Darmstädter Reihen und legt dann quer. Ingo Feistle und Marc Schnatterer behindern sich gegenseitig, sodass Feistle am Tor vorbeischießt.
83. Minute: Marcus Steegmann behauptet den Ball im Heidenheimer 16Meterraum und passt auf Hanno Behrens. Darmstadts Nummer 17 schießt links am Tor vorbei.
Analyse:
Im Vergleich zur Partie in Wiesbaden änderte Lilien-Coach Kosta Runjaic seine Startelf auf einer Position: Sebastian Zielinsky begann für Marcus Steegmann. Runjaics Gegenüber Frank Schmidt bot dieselbe Mannschaft wie gegen Chemnitz auf. Von der ersten Minute an übernahm der 1.FC Heidenheim im Stadion am Böllenfalltor das Kommando. Angriff um Angriff rollte auf das Tor der „Lilien“. Allein vier hochkarätige Chancen hatte der FCH in der ersten Viertelstunde, doch weder Wittek (2.Minute), Strauß (4. und 7.) noch Sailer (13.) konnten das Leder im Tor der „98er“ unterbringen. Darmstadt schlug die Bälle nur aus der eigenen Hälfte, brachte aufgrund des Heidenheimer Drucks keinen vernünftigen Spielaufbau zustande. Es schien, als sei das Tor für die Gäste nur eine Frage der Zeit.
Aufgrund einiger Verletzungsunterbrechungen ging der Spielfluss der Heidenheimer in der Folge etwas verloren, doch die Gäste waren noch immer das klar bessere Team. In der 28.Minute allerdings, hatten die „Lilien“ plötzlich die Riesenchance zur Führung: Zielinsky passte klug in den Strafraum, aber Michael Stegmayer schoss direkt auf FCH-Torhüter Frank Lehmann. Glück für die Männer von der Brenz! Diese Gelegenheit war jedoch nur ein Strohfeuer, im Anschluss ging es munter weiter Richtung „98er“-Keeper Jan Zimmermann. Dieser bewahrte mit erneut überragenden Paraden sein Team vor dem Rückstand, hervorzuheben sind die Glanztaten gegen Marco Sailer (32.) und besonders gegen Marc Schnatterer: Im Duell der Kapitäne ging Heidenheims Nummer 7 im Eiltempo auf das Darmstädter Tor zu. Zimmermann kam heraus und konnte Schnatterers Schuss brillant mit dem Fuß abwehren (39.).
Kurz vor der Halbzeit besannen sich die „Lilien“ doch noch einmal auf ihre eigentliche Arbeit und konnten durch Behrens gefährlich werden, als ihn Islamoglu in Szene setzte. Freilich blieb der Schuss in der Heidenheimer Abwehr hängen. Nach dem Seitenwechsel ging es genauso weiter: Heidenheim stürmte, Darmstadt staunte – mit gelegentlichen Ausnahmen. Die 52.Minute war solch eine Ausnahme: Marcus Steegmann passte genau in den Lauf von Preston Zimmerman, der den Ball jedoch direkt auf Lehmann drosch. Fast im direkten Gegenzug war es dann soweit: Diesmal gewann Marc Schnatterer das Duell mit Jan Zimmermann und traf zum 1:0. Zuvor hatte Darmstadts Hanno Behrens einen Fehlpass gespielt. Dieses Tor war überfällig. Darmstadt raffte sich noch einmal auf und kam zu einer Chance durch Markus Steegmann, der nach einem Stegmayer-Freistoß aufs Tor köpfte. Seinem Kopfball fehlte jedoch der Druck, sodass er Torwart Lehmann keine Probleme bereitete. Diese Szene war eine der seltenen, wo sich ein Darmstädter durchsetzen konnte: Die Heidenheimer Innenverteidigung zeigte sich im gesamten Spiel sehr robust, die „Lilien“-Stürmer Kacper Tatara und selbst der ebenfalls massige Marcus Steegmann fanden in der Regel ihren Meister in Tim Göhlert oder Marc Endres.
In der 63.Minute konnte der FCH abermals nach einem individuellen Fehler seine Führung ausbauen: Heidenfelder musste nur noch ins leere Tor treffen. Die Messe war nun gelesen, die Darmstädter ließen die Köpfe hängen. Heidenheim hatte die Chancen auf 3:0 oder gar 4:0 zu erhöhen, aber es wollte kein weiterer Treffer mehr fallen. Der Sieg geht vollkommen in Ordnung. Heidenheim spielte stark, die „Lilien“ machten es ihnen aber auch leicht, die drei Punkte mitzunehmen. Mit dieser Leistung kann man in der dritten Liga nicht bestehen. Nun gilt es für den neuen Darmstädter Trainer, der in der kommenden Woche vorgestellt werden soll, die Länderspielpause zu nutzen und das zweifellos vorhandene Potenzial der „Lilien“-Elf zu wecken. Das muss Frank Schmidt nicht mehr tun – seine Heidenheimer sind in dieser Verfassung ein, wenn nicht der Top-Favorit auf den Aufstieg.
Schiedsrichter: Malte Dittrich pfiff ließ viel laufen und hielt sich angenehm im Hintergrund. Allerdings unterliefen ihm zwei größere Fehler: Nach einem taktischen Foul an Uwe Hesse hätte er Mathias Wittek zwingend Gelb geben müssen. Zudem übersah er ein klares Foul von Benjamin Gorka an Marco Sailer.
Spieler des Spiels:
Marc Schnatterer (1.FC Heidenheim) – Der Kapitän erzielte die Führung für die Gäste und war auch sonst überall auf dem Platz zu finden.
Enttäuschung des Spiels:
Mit Ausnahme von Jan Zimmermann und Benjamin Gorka erreichte in der Mannschaft von Darmstadt 98 niemand auch nur ansatzweise Normalform. Die Leistung war enttäuschend.
Stimmen zum Spiel:
Frank Schmidt (Trainer 1.FC Heidenheim): "Ich denke, wir sind von der ersten Minute sehr gut im Spiel drin gewesen, das hatten wir uns vorgenommen. Deshalb sind wir schon in der Anfangsphase druckvoll vors Darmstädter Tor gekommen. Im weiteren Verlauf konnten wir 5-6 hochkarätige Chancen herausspielen, hatten aber auch bei einem Konter Glück. In der zweiten Hälfte konnten wir den ersten richtigen Fehler des Gegners nutzen. Dieses Tor hat uns Sicherheit gegeben. Auch beim Stand von 2:0 war das Spiel noch nicht entschieden, wenn das Anschlusstor fällt, wird es noch mal richtig gefährlich. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Sieg."
Kosta Runjaic (Trainer SV Darmstadt 98): "Der Sieg war verdient – keine Frage. Wir hatten jetzt bei zwei Spielen jeweils einen Tag weniger Regeneration – das soll kein Alibi sein, aber das sind solche Kleinigkeiten, die entscheidend sein können. Heidenheim ist eine Top-Mannschaft, ich bin mir sicher, dass sie diese Saison aufsteigen. Ich habe jetzt nicht so viele große Möglichkeiten von Heidenheim gesehen, wir hatten auch die Riesenchance – da hat nicht der Torwart gut gehalten, sondern wir haben schlecht geschossen. Ein individueller Fehler hat dann – mal wieder – zum Tor geführt, auch vor dem 2:0 machen wir einen einfachen Fehler. Hier entscheiden Kleinigkeiten, aber gegen Heidenheim kann man auch verlieren. Was ich aber nicht verstehe ist, dass die Mannschaft nicht bis zum Ende angefeuert wird. Die Mannschaft ist momentan etwas verunsichert, wir hatten nicht den Start, den wir wollten. Wir haben momentan nicht die Qualität, ich sage bewusst momentan, denn ich glaube an die Mannschaft. Zum Stand der Verhandlungen mit Duisburg möchte ich mich nicht äußern, das ist Sache der Vereine."
FOTO: o-m-d.org