Das erste Zwischenfazit: Die 3. Liga nach dem Auftakt #2
Nach sechs Spielen und einem Pokalwochenende kommt die 3. Liga in dieser Woche zur Ruhe – einige Partien im Landespokal ausgenommen. Wir nutzen die Zeit, um in zwei Teilen auf alle 20 Mannschaften zu schauen. Wo zeigt die Tendenz nach oben, wo nach unten und wie stehen die Chancen auf einen starken Herbst? Im zweiten Teil stehen jene Teams auf dem Plan, die etwas hinterherhinken: Hier ist die zweite Tabellenhälfte.
Viele Tore, noch mehr Gegentore: Der Saisonstart bei Hansa Rostock verlief ziemlich turbulent und hat im Vergleich zu anderen Drittligisten noch eher wenig Aussagekraft. Mal ging mal mit 0:3 in Cottbus oder sogar mit 0:4 gegen Würzburg unter, an anderen Tagen wuchs Rostock über sich hinaus – das 3:1 in Meppen war hochgradig souverän, das 3:2 gegen Wiesbaden erkämpft und das 2:0 im DFB-Pokal über den VfB Stuttgart eine schlichtweg fehlerlose und überragende Leistung. Vielleicht wird in Rostock aber noch zu oft das Wort Aufstieg in den Mund genommen – erzwingen lässt es sich nicht.
Wie es weitergeht: Alles kann, nichts muss. Zunächst braucht es eine standfeste Defensive, dann sollte es demnächst einige Plätze bergauf gehen.
Es war ein beeindruckender Start nach einer beeindruckenden Aufstiegssaison, den Energie Cottbus präsentierte. Würde der FCE, der seinen Kader im Sommer quasi unangetastet ließ, auch eine Liga höher seine Stärke derart zementieren können? Nein, so einfach funktioniert es nicht. Vier Partien ist die Elf von Pele Wollitz mittlerweile sieglos geblieben, der Auftakt ist nur noch ein durchschnittlicher. Möglich ist, dass gerade die Defensive in der 3. Liga manches Mal ans Limit gebracht wird. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Cottbus vorne die größere individuelle Qualität besitzt.
Wie es weitergeht: Zu sehr wurde Energie bislang auf Stürmer Streli Mamba reduziert. Jetzt ist der große Rest gefordert. Cottbus hat aber ein hartes Programm hinter sich und sollte sich in der Liga etablieren können.
Nur einmal verloren, nur einmal gewonnen, dafür vier Punkteteilungen: Sonnenhof Großaspach hat den berühmten "Sieht besser aus, als es tatsächlich ist"-Saisonstart hinter sich. Hochgerechnet liegt die SGS, will sie zunächst ihr Ziel Klassenerhalt anvisieren, gerade so auf Kurs 45 Punkte, die gewiss benötigt werden könnten. Eigentlich hätte Großaspach aber mehr verdient. Gerade im jüngsten Heimspiel gegen den VfR Aalen zeigte man eine starke Leistung. Für die Württemberger bleibt zu hoffen, dass sich das Fehlen eines echten Stürmers mit Potenzial zum Knipser künftig nicht noch rächen wird.
Wie es weitergeht: Großaspach deutet an, wieder der unangenehme Gegner vom Dorf sein zu wollen. Große Sprünge nach vorne sind aber nicht drin, dafür ist die 3. Liga zu stark.
Die gleiche Bilanz wie Großaspach hat auch der Karlsruher SC vorzuweisen, der allerdings mit etwas anderen Ambitionen gestartet ist. Insgesamt zeigt der Trend am Wildpark aber deutlich nach unten: Erst war da die 0:6-Klatsche im DFB-Pokal gegen Hannover 96, dann kam zwei Wochen darauf das 1:3 gegen die bis dato völlig chancenlosen Sportfreunde Lotte. Zwischendrin musste der KSC sein Tafelsilber in Form von Florent Muslija verscherbeln, die größten Talente haben Karlsruhe allesamt verlassen. Es deutet sich eine schwere Übergangssaison an, in der Karlsruhe seine Fans hinter sich halten muss. Leicht ist das auch aufgrund des wenig attraktiven Fußballs nicht.
Wie es weitergeht: Bislang gelang Karlsruhe abseits des Landespokals nie mehr als ein Tor pro Spiel. Bleibt die Flaute beständig, verweilt Karlsruhe auch weiterhin in der unteren Hälfte.
Flaute – dieser Begriff trifft auch auf den 1. FC Kaiserslautern zu. Er hat erst viermal ins Schwarze getroffen, gemeinsam mit Lotte ist das der schlechteste Wert der 3. Liga. Nach einem optimistischen Drei-Punkte-Start wurde der FCK immer schlechter, die Fans schnell ungeduldig und Trainer Michael Frontzeck musste seine Daseinsberechtigung erstmals verteidigen. Eine rasante Entwicklung, allerdings haben die Roten Teufel nun einmal auch den exklusivsten Kader. Die deutliche Steigerung in Zwickau wurde zuletzt auch durch eine Fehlentscheidung nicht mit drei Punkten belohnt.
Wie es weitergeht: Schwierig! Die Tendenz war keine gute, das Zwickau-Spiel aber ein klarer Schritt nach vorn. Letztlich muss die Qualität im Kader Kaiserslautern bald mindestens in die Top 10 führen, eher noch ins obere Drittel.
Ursprünglich dachten wir, der VfR könnte vielleicht sogar eine Überraschungsrolle einnehmen in dieser Wahnsinns-Liga. Bislang sieht es nicht danach aus: Fünf Punkte aus sechs Spielen sind ein holpriger Start, nur das 3:2 gegen dazumal noch angeschlagene Würzburger Kickers stechen hervor. Eine kräftige Warnung war das 1:4 gegen die Münchner Löwen, als auch Torhüter Daniel Bernhardt – seit Jahren die Konstante des Aalener Spiels – patzte. Es könnte doch schwieriger werden, als erwartet…
Wie es weitergeht: Vier wird es am Ende erwischen, Aalen hat aber (noch) keiner wirklich auf der Liste. Unter Umständen ändert sich das im Herbst.
Der SV Meppen wärmt den Platz, der im Mai 2019 erstmals in die Regionalliga führen wird. Das Umfeld im Emsland, das seit jeher schnell unruhig wird, war nach dem 1:1 in Cottbus aufgrund einer starken Leistung noch sehr überzeugt – die völlige Chancenlosigkeit gegen Hansa Rostock kam unerwartet. Das war gar nichts, SVM! Und jetzt kommen sie erst, die heißen Duelle: Krisenduell in Wiesbaden, dann kommt Spitzenteam Unterhaching, Würzburg, Braunschweig, 1860 München. Alles-oder-nichts-Wochen in Meppen.
Wie es weitergeht: Das Programm ist kompliziert, die Mannschaft schwankt in ihren Leistungen. Meppen muss aufpassen und sollte in Wiesbaden tunlichst nicht verlieren.
Ist es die größte Überraschung? Niemand hatte den SV Wehen Wiesbaden, dem im Vorjahr nur wenig zum Aufstieg in die 2. Bundesliga fehlte, so weit unten erwartet. Nach einem Auftaktsieg in Aalen funktionierte nicht mehr viel, auch wenn im DFB-Pokal die zweite Runde gesichert wurde. Vier Niederlagen kassierten Rüdiger Rehm und seine Spieler in fünf Punktspielen – das Problem ist die Defensive, die fast immer mindestens zwei Bälle aus dem Netz holen muss. Wohl dem, der trotz dieser Situation einen Abwehrturm wie Steven Ruprecht an die Kölner Konkurrenz abgeben kann.
Wie es weitergeht: Wiesbaden gehört nicht auf die Abstiegsplätze. Doch mehr als die Mitte der Tabelle scheint derzeit nicht drin.
Fühlt sich irgendwie nach 2017 an, was die SF Lotte so anbieten. Schon wieder ist nach sechs Spieltagen Zündstoff für eine ganze Saison verschossen, ein Trainer ist verschlissen, die Mannschaft hat gestreikt und der Neue ist mit einem Sieg gestartet. Ist Nils Drube jetzt der Heilsbringer? Trotz drei später Transfers muss er eine sehr junge Mannschaft an die 3. Liga gewöhnen, individuelle Ausnahmekönner hat er nicht zur Verfügung. Ob das 3:1 in Karlsruher der Start in einen starken Herbst ist, ist fraglich.
Wie es weitergeht: Strohfeuer oder Flächenbrand? Lotte hat den Anschluss und muss jetzt liefern. Die nächsten Gegner sind Zwickau, Köln und Jena. Die rasche Auferstehung ist nicht unmöglich.
Wer dieser Tage mit Fans von Eintracht Braunschweig spricht, der braucht Mitgefühl. Es ist ein kolossaler Absturz, den der BTSV hinter sich hat. Gefühlt ist der Kader immer noch nicht fertiggestellt, er ist nicht in der Lage, die taktische Ausrichtung von Trainer Henrik Pedersen umzusetzen. Allein deshalb steht die kurze Amtszeit des Coachs unter keinem guten Stern – vielleicht endet sie ohne einen einzigen Erfolg.
Wie es weitergeht: Braunschweig braucht das Erfolgserlebnis, braucht den ersten Saisonsieg. Dann kann alles schnell gehen, die Krise verfliegen. Aber was, wenn das nicht gelingt? Nach der Englischen Woche, am 10. Spieltag, sind wir bedeutend schlauer.
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