Das große Transferfazit: So hat sich die 3. Liga verstärkt

500 Spielerbewegungen gab es in diesem Drittliga-Sommer: Ohne Leihrückkehrer und vereinsinterne Wechsel stand das Transfer-Tachometer zum Stichtag 1. September bei 295 Abgängen und 214 Zugängen. Nachdem auch die letzten Last-Minute-Deals vollzogen wurden, zieht liga3-online.de das große Transferfazit.

Die Transferkönige und die Zurückhaltenden

Arminia Bielefeld hat das Rennen um den Titel des Transferkönigs gemacht – und dabei naturgemäß speziell die Mitabsteiger aus der 2. Bundesliga distanziert. 20 Neuzugänge lotste Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel, selbst erst seit Anfang Juni in dieser Funktion beim DSC tätig, zur Arminia. Immerhin 18 waren es bei Jahn Regensburg und beim SV Sandhausen und Matthias Imhof. Unter den etablierten Drittligisten führt der Hallesche FC das Feld an, er präsentierte im Sommer immerhin 15 neue Spieler. Verständlich, verabschiedeten die Saalestädter doch auch 17 Akteure und mussten Veränderungen vornehmen, gelang der Klassenerhalt in der Vorsaison schließlich nur mit großer Mühe.

Einen bemerkenswerten Tiefstwert, der vielleicht sogar Drittliga-Geschichte schreibt, lieferte dagegen Aufsteiger SpVgg Unterhaching. Der hatte schon frühzeitig angekündigt, aus finanziellen Gründen keine Neuzugänge präsentieren zu können. Schließlich reichte das Geld doch für eine Leihe, Innenverteidiger Raphael Schifferl kam vom Wolfsberger AC aus Österreich. Ansonsten tritt Haching mit der Aufstiegself an – und das bis dato mit großem Erfolg. Darüber hinaus hielten sich auch Viktoria Köln (5), Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue und der MSV Duisburg (jeweils 7) eher zurück. Zumindest dem erstgenannten Trio schien es beim Saisonauftakt nützlich, schon aus dem Vorjahr eingespielt zu sein.

Der größte Aderlass

Es sei nur kurz darauf eingegangen, doch bei fast 300 Abgängen ist die Verteilung stets eine spannende. Klar: Die Absteiger gehen vorneweg. Arminia Bielefeld (27), der SV Sandhausen (26) und Jahn Regensburg (24) verloren quasi ihren gesamten Kader. Unter den Drittliga-Konstanten verzeichneten der Hallesche FC und 1860 München (beide 17), der SC Verl, Rot-Weiss Essen und Waldhof Mannheim (alle 16) einen ordentlichen Substanzverlust. Die lediglich sechs verabschiedeten Spieler erbringen Aufsteiger VfB Lübeck den klar niedrigsten Wert innerhalb der 3. Liga.

Ausgaben und Einnahmen

Gut drei Millionen Euro haben die Drittligisten mindestens ausgegeben, sogar mehr als zehn Millionen Euro sollen sie eingenommen haben. Zunächst klären wir die Frage: Wer hat Geld in die Hand genommen? Fast eine Million Euro soll Yannik Engelhardt den SC Freiburg gekostet haben, für dessen Reserve er als Leihgabe aus Bremen spielte. Er aber wurde prompt an Fortuna Düsseldorf weiterverkauft. Und auch Dortmund II zeigte eindrucksvoll, warum für U23-Teams andere finanzielle Maßstäbe gelten, als der BVB gut eine halbe Million für Talent Julian Hettwer an den MSV Duisburg überwies. Namhafte, ablösepflichtige Spieler der Profimannschaften waren etwa Joel Zwarts (von Regensburg zu 1860 München), Leonardo Vonic (von Nürnberg II nach Essen), Kyu-hun Park (fest von Werder Bremen zu Dresden) und Patrick Schmidt (von Ingolstadt nach Saarbrücken).

Auf Seiten der Abgänge stechen dagegen zwei Millionenverkäufe hervor: Freiburgs Reserve transferierte den 16-jährigen Noah Darvich in die berühmte "La Masia"-Jugendakademie des FC Barcelona. 1860 München verkaufte Abwehrtalent Leandro Morgalla (18) für wohl fast zwei Millionen Euro an RB Salzburg. Dazu verdiente Arminia Bielefeld an zwei Ex-Spielern (Robin Hack zu Mönchengladbach, Andrés Andrade nach Linz) noch rund zwei Millionen Euro, der FC Ingolstadt am Verkauf Tobias Bechs eine Million Euro. Wichtig: Diese Kategorie gibt keine Gewähr auf Vollständigkeit, denn längst ist es zur täglichen Praxis der Klubs geworden, ihre Transferausgaben unter den Mantel der Verschwiegenheit zu hüllen. So beruhen auch die meisten genannten Werte, die bei "transfermarkt.de" einsehbar sind, auf öffentlich gewordenen Informationen oder Schätzungen.

Die prominentesten Neuzugänge

Schon früh machte der SV Sandhausen mit einer ganzen Reihe spannender Profis auf sich aufmerksam. Rouwen Hennings (Düsseldorf) gilt als schillernder Name für die 3. Liga, auch Alexander Mühling (Kiel) hat Star-Potenzial. Zuletzt legte Arminia Bielefeld in der Offensive nach, Noah Sarenren Bazee (Augsburg) und Manuel Wintzheimer (Nürnberg/Leihe) kommen mit Bundesliga-Erfahrung nach Ostwestfalen. Und auch Ingolstadt klotzte, anstatt zu kleckern: Lukas Fröde und Ryan Malone (beide Rostock) sowie Simon Lorenz (Kiel) sind Teil der nominell wohl bestbesetzten Abwehr der Spielklasse. Mit fast 200 Bundesliga-Einsätzen Erfahrung verstärkt Stürmer Alexander Esswein den MSV Duisburg, während der VfB Lübeck noch auf den ersten Einsatz von Rückkehrer Hanno Behrens (30x Bundesliga, 210x 2. Bundesliga) nach Verletzungspause wartet.

Die Weltenbummler

Behrens passt auch gut in diese Kategorie, schließlich spielte er in der Vorsaison für Persija Jakarta in der indonesischen Hauptstadt. Halles Mittelfeld-Feingeist Besar Halimi war zuletzt für Apollon Smyrnis auf Zypern aktiv, Duisburgs US-Boy Santiago Castaneda tauschte den "Sunshine State" Florida gegen die niederrheinische Industriekulisse. Ansonsten hielten sich die Drittligisten in diesem Sommer mit dem Scouting in exotischen Ländern auffällig zurück – dass Klubs wie Freiburg und Mannheim sich auch auf dem schweizerischen oder französischen Markt umschauen, ist schließlich keine Besonderheit mehr.

Interessant dagegen ist, wohin es manchen Vorjahres-Drittligakicker so zog. Federico Palacios Martinez etwa verließ Viktoria Köln, um künftig für Panevezys in der höchsten litauischen Liga aufzulaufen. Regensburgs Torjäger Prince Osei Owusu schnürt die Schuhe künftig im kanadischen Toronto, und Ex-Torjäger Stephan Hain gönnt sich nach seiner Zeit bei und dem Aufstieg mit der SpVgg Unterhaching ein Karriereende in Übersee: Er spielt mittlerweile für Manukau United in Neuseeland.

   

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