Das Halbjahres-Zeugnis #2: Die obere Tabellenhälfte

Zuletzt haben wir in der vergangenen Länderspielpause Bilanz gezogen – doch bis zur Winterpause hat sich seither einiges verändert. liga3-online analysiert die ersten 20 Spieltage von jedem Klub im Schnelldurchlauf und prüft, wer sich die Bestnoten erarbeitet hat und wer nicht nur auf dem Zeugnis um die Versetzung bangen muss. Heute blicken wir auf die Top 10 der Drittliga-Tabelle.

Eine zunächst als verdächtigen Gegenstand eingestufte Kunststoffröhre im Stadion Rote Erde kostete den Jahresabschluss – ein kleines Kuriosum nach dem Ende einer völlig soliden Hinrunde. Allen voran dank Ole Pohlmann und Julian Hettwer, die wohl auch in der 2. Bundesliga schon problemlos bei guten Klubs Stammkräfte sein könnten, liegt das Team von Trainer Jan Zimmermann voll im Soll. Es könnten noch ein paar Tore mehr sein, aber ansonsten gibt es nichts zu mäkeln. Das Vorjahresergebnis (45 Punkte) dürfte angesichts von bereits 28 Zählern (Vereinsrekord zur Hinrunde) übertroffen werden, die Zwischennote (3+) aus dem November können wir voll bestätigen.

Note: 3+

 

Es muss ja stets erwähnt werden: Die SpVgg Unterhaching ist nicht nur Aufsteiger, sondern hat sich im Sommer auch kaum verstärkt. Der eine externe Neue, Verteidiger Raphael Schifferl, war ein Kracher – alles andere erledigt die erfahrene Brigade sowie ein Trainer namens Marc Unterberger, der Woche für Woche beweist, dass ein Fußballlehrer-Schein keine Bedingung für gutes Coaching ist. Zuletzt reihte die SpVgg (2+ im Zwischenzeugnis) gerne Sieg und Niederlage aneinander. Über die Halbjahresplatzierung wird im Sportpark trotz minimaler Abwertung aber niemand klagen.

Note: 2

 

Vom ersten Tag an versprüht der SV Sandhausen fast in aufdringlicher Manier den unbedingten Willen, sofort wieder aus der 3. Liga zu entschwinden – das untermauern übrigens auch die ersten Wintertransfers. Irgendwie harmoniert die Zusammenstellung teils sehr, sehr begabter Fußballer am Hardtwald (November-Note 4) aber noch nicht wie gewünscht: 30 Punkte sind unterm Strich zu wenig, eine zwischenzeitliche Erfolgsserie wurde mit dem schlimmen Jahresausklang gegen Ingolstadt (0:4) und Lübeck (1:2) relativiert. Und doch schickt sich der SVS an, ab Januar nochmals einen Angriff mindestens auf Rang 3 zu starten. Die Qualität im Kader lässt ja gar nichts anderes zu.

Note: 4+

 

So schnell kann es gehen! Im November noch kurz vorm Status Kellerkind (4-) und mit einem Trainer Rüdiger Ziehl, über dessen Zukunft durchaus schon geschrieben wurde. Zwölf Punkte aus sechs Partien sowie den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale später ist die blau-schwarze Welt wieder voller Optimismus, der Mitfavorit um den Aufstieg wird seiner Rolle mehr und mehr gerecht und überzeugt von der Pflichtaufgabe bis zum Spitzenspiel mit Konstanz, Teamgeist und Disziplin gegen den Ball. Diesen FCS sollte man in der Rückrunde auf der Rechnung haben – selbst das Duo, das gegenwärtig mit riesigem Abstand die direkten Aufstiegsränge belegt.

Note: 2-

 

Zwar musste der SC Verl den zwischenzeitlich eingenommenen Relegationsplatz (Zwischenzeugnis: 1-) erstmal wieder abgeben und zollte im Jahresendspurt 2023 (ein Punkt aus drei Spielen) etwas Tribut. Doch all das schmälert ein richtig, richtig gutes erstes Halbjahr kaum. 39 Tore – Topwert der Liga! Und ja: Statistisch hat der SCV über dem Soll gepunktet, wusste das Spielglück immer mal wieder auf seiner Seite. Jetzt fehlt auch noch der Mann der Hinrunde, nachdem Dynamo Dresden die Leihe von Oliver Batista Meier vorzeitig beendete. Spielverderber, mag sich mancher denken. Mit Marco Mannhardt von Viertligist Illertissen haben die Ostwestfalen am Donnerstag den Ersatz präsentiert.

Note: 2+

 

Nachdem Torjäger Jannik Mause (13 Treffer) nun auch noch vom immer besser in Fahrt gekommenen Pascal Testroet (drei Tore, acht Vorlagen) unterstützt wird, ist der FC Ingolstadt offensiv kaum aufzuhalten – er teilt sich den Tor-Bestwert mit den Verlern. Sieben ungeschlagene Spiele seit Anfang November, fünf seit der letzten Bewertung (3-): Es geht kontinuierlich bergauf an der Donau, auch die anfangs wacklige Defensive hat ihre Quoten verbessert. Ein klarer Favorit ist aufgewacht und verspricht viel für das neue Jahr, sicherlich werden Michael Köllner und seine Spieler ihren Hut im Kampf um den Relegationsplatz in den Ring werfen.

Note: 2-

 

So viel Spaß hatten die Fans von Rot-Weiss Essen schon lange nicht mehr: Nach mehr als einem Jahrzehnten grauer Amateurfußball-Tristesse geht es im zweiten Drittliga-Jahr bereits um den ganz großen Wurf, den Aufstieg! Das mag sich alles noch etwas zu früh anfühlen, zumal RWE das Momentum in engen Spielen stetig auf seine Seite zu ziehen wusste. Aber warum denn eigentlich nicht? Zwei Siege und zwei Niederlagen holte RWE seit November, setzte sich damit weiter im Verfolgerfeld fest und hat ja noch ein Nachholspiel bei 1860 vor sich. Grund genug, die Herbstnote (2+) zu bestätigen.

Note: 2+

 

Jetzt aber geht es an die Bestnoten! Denn wenn ein Aufsteiger nach mehr als der Hälfte der Saison noch sehr realistisch um den Durchmarsch kämpft, ist Zurückhaltung fehl am Platz. Der SSV Ulm 1846 begeistert mit frechem und mutigem Spiel und einer Mannschaft, die genau diese Bezeichnung auf dem Platz lebt. Selbst der Umzug ins weit entfernte Aalen, notwendig geworden aufgrund fehlender Rasenheizung, wurde gemeistert – auch wenn die Spatzen zuletzt vor allem zum Gastgeber-Schreck mutierten (vier Siege aus den letzten sechs Auswärtsspielen). Entschieden wir uns im Spätherbst noch knapp für die 2+, so zücken wir nun gerne den ersten Einser.

Note: 1-

 

Die glatte Eins aus der Länderspielpause bröckelte zunächst gewaltig, als die SG Dynamo in der Folge gleich drei Partien am Stück mit 0:1 verlor. Wie das bei solch einem gewichtigen Traditionsklub nun mal so ist, wuchsen plötzlich die Zweifel – speziell an der Offensive, die im Saisonverlauf schon so einige Fahrkarten geschossen hatte. Es folgte eine Reaktion, die eines Spitzenteams würdig war: der Sieg über Haching in Unterzahl, gefolgt von weiteren Dreiern in Duisburg und Bielefeld. Zehn Punkte Vorsprung auf Rang 4, in der Hochrechnung auch mindestens sieben auf Rang 3 – Dresden ist auf Kurs. Bei 2,15 Zählern pro Spiel ist das Zeugnis selbsterklärend.

Note: 1

 

Sagenhafte 15 Punkte mehr als erwartet, so beschreibt es die Statistik zumindest, holte der SSV Jahn in den ersten 20 Saisonspielen. Schaffte es dazu, die schwerstmögliche Nachricht – den Tod von Aygemang Diawusie, eines eigenen Teamkameraden und Freundes – zu verkraften und sich auf die Mission zu begeben, den Wiederaufstieg für ihn zu erreichen. Der Jahn macht es weiterhin, wie es im Lehrbuch der Spitzenteams steht: enge Spiele knapp gewinnen, schwächere Auftritte nicht verlieren, Moral beweisen, wenn der Gegner patzt (wie Unterhaching beim 2:1-Sieg am 20. Spieltag). Selten hat sich ein Zweitliga-Absteiger auf Anhieb so gut zurechtgefunden. Auch hierfür kann es nur eine Note geben.

Note: 1+

   

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