"Das ist einmalig": So feierte Alemannia Aachen den Aufstieg
Elf Jahre nach dem Abstieg ist Alemannia Aachen zurück in der 3. Liga. Nachdem der Aufstieg bereits am Freitagabend feststand und gefeiert wurde, brachen am Samstag nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Bocholt endgültig alle Dämme – trotz Niederlage.
"Das Heftigste, was ich mitgemacht habe"
Ausgerechnet am Tag der großen Aufstiegsfeierlichkeiten ist sie gerissen, die Erfolgsserie von Alemannia Aachen. Beim 1:2 gegen Bocholt ging der TSV erstmals seit Anfang November und nach zuvor zehn Heimsiegen in Serie wieder als Verlierer vom Platz. Auch damals war Bocholt der Gegner. Doch das Ergebnis war an diesem Tag, an dem Aachen mit über 31.000 Zuschauern zudem einen Fan-Rekord in der Geschichte der Regionalliga aufstellte, völlig zweitrangig.
Bereits ab der 86. Minute strömten die ersten Fans Richtung Innenraum, der sich binnen kürzester Zeit komplett füllte. Auch die Fluchttore wurden geöffnet, zu verhindern war der sich anbahnende Platzsturm längst nicht mehr. Mit Beginn der 90. Minute standen einige Fans bereits mit einem Fuß auf dem Platz.
Als Schiedsrichter Patrick Holz die Partie dann pünktlich beendete, gab es kein Halten mehr. Innerhalb weniger Sekunden stürmten die Anhänger den Platz.
Unter "We are the Champions" von Queen lagen sich wildfremde Menschen in den Armen, manch einer ließ seinen Emotionen freien Lauf. Innerhalb kürzester Zeit waren die Tore auf beiden Seiten abgebaut. Netze, Rasenstücke, Eckenfahnen – alles musste als Andenken für diesen großen Tag herhalten.
Auch die Spieler waren mittendrin und ließen sich von der Masse feiern. "Das Heftigste, was ich in meinem Leben mitgemacht habe", sagte Keeper Marcel Johnen gegenüber der "Aachener Zeitung".
"Wir müssen es genießen"
"Ich kenne das nur aus dem Fernsehen", meinte Kapitän Mika Hanraths im "Sporttotal"-Interview. "Das ist ein ganz besonderer Moment, wir müssen es genießen. Ich kann es noch gar nicht realisieren. Das ist so groß." Das Spiel verloren zu haben, kratze am Ego, gab der 24-Jährige zu. "Wir wollten natürlich gewinnen. Am Ende war es aber wieder vergessen. Wir feiern heute mit ganz Aachen. Das ist einmalig."
Jan-Luca Rumpf konnte es direkt nach Schlusspfiff noch nicht so richtig realisieren: "Als der Schiri abgepfiffen hat, hast du nicht mehr viel gesehen. Es ging direkt in die Menge, und dann hast du Bier abbekommen. Es war verrückt. Was hier abgeht, dazu kann ich nicht viel sagen." Bereits am späten Freitagabend war der Aufstieg gefeiert worden. "Bei mir ging es bis 2 Uhr. Man hat es gemerkt, deswegen war die Leistung auch nicht so gut. Aber am Ende ist es scheißegal", so der 24-Jährige.
Mit Sonnenbrille im Gesicht und einem großen Bierglas in der Hand kam Florian Heister zum Interview: "Gestern haben wir nur Cola getrunken, heute geben wir Gas." Dass er zur Pause vom Platz musste, nahm er mit Humor: "Ich bin ein bisschen wie Falschgeld rumgelaufen. Das Lag aber nicht am Alkohol", versicherte der 27-Jährige. "Heute wird einfach nur gefeiert. Das haben Stadt und Fans verdient."
Viele Bierduschen für Trainer Backhaus
Architekt des Erfolgs ist ohne Frage Trainer Heiner Backhaus, unter dem Aachen aus 25 Spielen überragende 63 Punkte geholt hat. Die Pressekonferenz nach Spielende hatte noch gar nicht richtig begonnen, da stürmten auch schon die Spieler in den Medienraum und überschütteten Backhaus mit jeder Menge Bier.
In seinem anschließenden Statement lobte er vor allem die Arbeit von Co-Trainer Ilyas Trenz, dem er sogar das Wort übergab. Auch den Fans sprach er ein großes Dankeschön aus: "Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen. Die Fans leben den Verein." Backhaus zeigte sich "wahnsinnig stolz, dass ich hier Trainer bin. Jetzt dürfen wir endlich da hinfahren, wo der Verein mindestens hingehört." Nämlich nicht mehr nach Wiedenbrück, sondern nach München und Saarbrücken. Am Abend ging die Party in der Stadt weiter, wie bereits 24 Stunden zuvor strömten tausende Fans zum Rathaus, wo die Nacht zum Tag gemacht wurde.