Das sind die Highlights im Spielplan für die neue Saison
Seit Donnerstag ist er da: der Spielplan für die neue Saison. Und das Schönste daran ist: Partien vor größeren Zuschauermengen scheinen mindestens zum Saisonstart sehr realistisch. Noch ein Grund mehr, sich auf die heißen Duelle zu freuen. liga3-online.de listet auf, wann es um besonders viel Prestige geht.
Ohne Unterhaching und die Bayern-Reserve reduziert sich gerade für die Sechziger das Kontingent an heißen Schlagabtauschen enorm – selbst der FC Ingolstadt hat von der 3. Liga Reißaus genommen. Ein Kontrahent ist geblieben, der allerdings alles andere als ein echter "Derbygegner" ist: Türkgücü München, das künftig öfter im ehemaligen Löwen-Domizil Olympiastadion auflaufen will, rangelt im zweiten Drittliga-Jahr einmal mehr mit 1860 um den Status als fußballerische Nummer zwei der süddeutschen Millionenstadt. Da sich Türkgücü bereits ordentlich verstärkt hat, dürfte dieses Spiel auch sportlich Brisanz mitbringen, zumal die Löwen in der neuen Saison den Sprung in die 2. Liga schaffen wollen. Schon Mitte August wird es zur Standortbestimmung kommen.
Duelle im Ruhrgebiet sind in der 3. Liga absolute Rarität: Unter den Traditionsklubs ist Duisburg der einzige regelmäßige Gast, seit Rot-Weiß Oberhausen vor bereits neun Jahren abstieg, Rot-Weiss Essen regelmäßig am Aufstieg scheitert und der VfL Bochum, obgleich er sich in manchem Jahr redlich bemühte, nun als Bundesliga-Rückkehrer ganz weit entfernt von der Drittklassigkeit ist. So bleibt für den MSV neben der mittlerweile gewohnten Fahrt rheinaufwärts zu Viktoria Köln das Spiel gegen die BVB-Reserve als kleiner Trost. Sollte das Spiel nicht zeitgleich mit der Dortmunder Ersten angesetzt werden, ist bei den Partien ein stattlicher Besuch auch schwarz-gelber Fans gewiss.
Weil die Derbyanzahl und -intensität im Drittliga-Osten durch die Aufstiege von Dynamo Dresden und dem F.C. Hansa Rostock stark abgenommen hat, dürfte der Preis für die hitzigste und emotionalste Lokalrivalität in diesem Jahr in den Südwesten gehen. Kaiserslautern gegen Mannheim, dieses Duell gab es schon in den drei höchsten deutschen Ligen als auch im DFB-Pokal, historisch hat der FCK (neun Siege) die Nase leicht vor dem SVW (sechs Siege). Und auch in den vergangenen beiden Spielzeiten verloren die Roten Teufel nicht ein Derby gegen die Buwe. Selbst ein jeweils nur halb gefülltes Stadion würde den Charme dieses Duells kaum schmälern, die Atmosphäre würde gigantisch. Eher ist zu hoffen, dass es rund um die Arenen ruhig bleiben – denn das war in der Vergangenheit längst nicht immer der Fall.
Eintracht Braunschweig gegen den VfL Osnabrück – das bedeutet Tradition pur. Getrost kann man von einem Derby sprechen, auch wenn beide Städte knapp 200 Kilometer trennen. Dennoch ist in den Partien zwischen den niedersächsischen Rivalen stets Feuer drin. Das letzte Duell liegt gerade mal einige Wochen zurück: Mitte April fügte Eintracht Braunschweig den Lila-Weißen eine empfindliche 0:4-Pleite im eigenen Stadion zu und hielt den VfL damit auf Abstand. Es war jedoch zeitgleich der letzte Saisonsieg des BTSV, sodass es für beide zurück in die 3. Liga ging. Dort standen sich beide Klubs bislang viermal gegenüber, aus drei Partien ging der VfL als Sieger hervor. Und Mitte September?
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnelllebig das Geschäft Fußball ist. So war der SV Meppen am Samstag, den 22. Mai, just in die Regionalliga abgestiegen. Der VfL Osnabrück hätte seinerseits, wie sich tags darauf herausstellte, mit einem Erfolg in Aue den direkten Klassenerhalt in der 2. Bundesliga sichern können. Es kam alles völlig anders: Relegationseinzug und -niederlage auf der einen, das Profitieren vom Rückzug des KFC Uerdingen auf der anderen Seite. Und schon geht das Niedersachsenderby in die nächste Runde! 2017/18 und 2018/19 begegneten sich die Klubs in der 3. Liga, dazu gab es schon vor rund 30 Jahren in der zweiten Liga immer wieder kurzweilige Duelle zwischen Lila-Weiß und Blau-Weiß. Pikant ist das neuerliche Wiedersehen allein schon durch den kürzlich bekanntgewordenen Wechsel von David Blacha, der einstige VfL-Aufstiegsheld läuft künftig im Emsland auf.
Für die einen vom FCM ist das einstige Derby seit dem Tod eines Anhängers kein wirkliches mehr, bei den anderen ist die Rivalität weiterhin sehr ausgeprägt. Klar ist: Magdeburg gegen Halle wird das emotionalste Ostduell dieser Saison, da weitere Traditionsvereine die Liga verlassen haben. Dresden, Rostock, Chemnitz, Erfurt, Jena, Cottbus, Babelsberg: Die Stationen jenseits der einst innerdeutschen Grenze waren in den vergangenen Jahren stets unterschiedlich und doch zahlreich, nun ist neben den beiden Vertretern aus Sachsen-Anhalt nur noch der FSV Zwickau übrig – Viktoria Berlin stammt schließlich aus Lichterfelde und damit dem Westen der Hauptstadt. Die Bilanz in mittlerweile 78 Aufeinandertreffen geht klar pro FCM (40 Siege, HFC 22 Siege), und auch in den Drittliga-Duellen seit 2015 war Magdeburg phasenweise Seriensieger. 2020/21 gingen aber alle sechs Punkte von der Elbe an die Saale.
Ziemlich genau 30 Jahre ist das letzte Duell zwischen Havelse und Braunschweig her, tatsächlich sind sich die ungleichen Kontrahenten in ihrer Geschichte auch nur in jener Zweitliga-Saison 1990/91 begegnet: Das Hinspiel gewann Havelse, das Rückspiel der BTSV. Wir brauchen nichts von einer Rivalität erzählen, wo keine ist – der Konkurrenzkampf der Eintracht beschränkt sich im Hannoveraner Raum einzig und allein auf H96, für den kleinen Vorstadtverein ist da wenig Platz. Und doch wird gerade das Gastspiel beim Drittliga-Neuling für die Blau-Gelben etwas Besonderes – Havelse weicht schließlich in die HDI-Arena des großen Nachbarn aus. Für Eintracht-Fans könnte sich so die ungewohnte wie verlockende Situation ergeben, das Stadion des Erzrivalen mit quasi unbegrenzter Auswärtsfahrerzahl zu füllen. Hoffen wir, dass das Pandemie-Geschehen dieses Ereignis auch zulässt.
Da der Sportclub Verl seine Heimspiele der kommenden Saison bekanntlich nicht im eigenen Stadion austragen muss, sondern zum ehemaligen Drittligisten nach Lotte ausweicht, bekommt der VfL Osnabrück eine sehr kurze Auswärtsfahrt: Etwas mehr als zehn Kilometer trennen die Spielstätten der Klubs nur, weshalb viele VfL-Fans diese Strecke zu den damaligen Lokalduellen auch aufgrund der begrenzten Parkplätze mit dem Fahrrad zurücklegten. Gut möglich, dass diese charmante – und klimafreundliche – Anreise auch dieses Mal wieder von vielen Anhängern gewählt wird.
Im Derby-Zentrum wollen wir diese Paarung nicht unterschlagen, denn auch die Fanszenen dieser Vereine üben sich nicht gerade in gegenseitiger Herzlichkeit: Mannheim gegen Saarbrücken laufen sich seit vielen Jahren immer wieder über den Weg, waren im vergangenen Jahrzehnt erbitterte Rivalen in der Regionalliga Südwest und begegneten sich in der Vorsaison erstmals in der 3. Liga: 4:1 gewann zunächst Waldhof, ehe Saarbrücken im Rückspiel den SVW mit 5:0 abfertigte. Was fehlte, waren die Fans – stolze 14.300 kamen im März 2019 zu Viertliga-Zeiten ins Carl-Benz-Stadion. Eine Zahl, die nach dem Ende pandemiebedingter Beschränkungen ganz sicher deutlich übertroffen würde.
Sich den Status als Derbygegner mit verschiedenen Vereinen zu teilen, fällt nicht immer leicht – beim 1. FC Kaiserslautern ist das aber problemlos möglich, dem traditionsreichen Fußball-Südwesten sei Dank. Neben Waldhof und dem Karlsruher SC steht auch der 1. FC Saarbrücken auf dieser Liste – dem FCS fehlen im eigenen Bundesland schließlich ebenbürtige Rivalen mit ähnlicher Anziehungskraft. 2020/21 gab es die ersten Derby seit 1997, im Frühjahr dieses Jahres stellten Saarbrücker Fans in einer fragwürdigen, eher geschmacklosen Aktion Särge am Fritz-Walter-Stadion auf – damals sah es noch ganz danach aus, als würde Lautern durchs Loch in Richtung Regionalliga fallen. Doch die Pfälzer gewannen ihr elftes von 21 Duellen mit den Saarbrückern und kämpften sich aus dem Keller. Nun gehen beide mit dem Status Mitfavorit ins neue Jahr. Gute Zutaten für zwei spektakuläre Spiele!