"Das war ein hartes Stück": Große Schiri-Wut beim FC Ingolstadt

Zweites Spiel, zweite Niederlage: Der FC Ingolstadt erlebte beim 3:4 in Elversberg einen Tag zum Vergessen – in mehrerlei Hinsicht. Wie die Pleite zustande kam, stieß Trainer Rüdiger Rehm sauer auf. Denn in gleich fünf Szenen sahen sich die Schanzer von Schiedsrichter Nicolas Winter benachteiligt.

"Komische Szenen" sorgen für doppelten Rückstand

Es brodelte gewaltig ihn ihm: Wild gestikulierend ging Trainer Rüdiger Rehm unmittelbar nach Schlusspfiff auf einen der beiden Linienrichter zu und wollte ihn zur Rede stellen, wurde aber von einem heraneilenden Ordner abgehalten. Dieser geleitete das Schiedsrichterteam anschließend vom Platz, sodass Rehm nicht mehr das Gespräch suchen konnte und sich stattdessen den Fragen im "MagentaSport"-Interview stellte.

"Wie der Sieg zustande gekommen ist, kann sich jeder selbst angucken", schimpfte der 44-Jährige, der sich merklich zurückhalten musste, um nicht völlig aus der Haut zu fahren. "Wer das Spiel gesehen hat weiß, wer am meisten kritisiert werden muss." Gemeint ist Schiedsrichter Nicolas Winter, der gleich in mehreren Szenen die Wut der Ingolstädter auf sich zog. "Wir hatten das Spiel zu Beginn eigentlich unter Kontrolle, bis es die komischen Szenen gab, die zum Rückstand geführt haben." Was war passiert?

Als Schnellbacher nach 17 Minuten das 1:0 für Elversberg erzielte, reklamierte Ingolstadts Brackelmann, dass der Ball zuvor im Aus gewesen sei – und sah für die Proteste Gelb. Die TV-Bilder liefern hierzu keinen eindeutigen Beweis. Klarer war die Szene, die nur zwei Minuten später zum 0:2 führte: Bevor Elversberg nach einem Zweikampf zwischen Brackelmann und Woltemade einen zumindest diskussionswürdigen Elfmeter erhielt und diesen auch verwandelte, wurde Linsmayer vom SVE-Stürmer mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen, wodurch er zu Boden ging und nicht mehr weitermachen konnte. Entscheidet Winter hier auf Stürmerfoul, entsteht die Elfmeterszene nicht.

Tor zu Unrecht nicht gegeben

Für Diskussionen sorgte auch ein nicht gegebener Elfmeter für den FCI nach 58 Minuten, als Testroet gegen den Ex-Ingolstädter Antonitsch zu Boden ging. In der Schlussphase legte Winter ebenfalls nochmal zwei Szenen zuungunsten der Schanzer aus: Erst gab er nach einem Zweikampf zwischen Brackelmann und Woltemade einen strittigen Elfmeter für die Saarländer und zeigte dem Schanzer-Verteidiger zudem Gelb-Rot, sodass beide Mannschaften nun zu zehnt agierten, nachdem auch Elversbergs Pinckert kurz zuvor die gelb-rote Karte gesehen hatte. Dann wurde ein Tor von Doumbouya zurückgepfiffen, obwohl er klar nicht im Abseits stand (86.). Es wäre das vorzeitige 3:4 gewesen, durch das Ingolstadt es nochmal hätte spannend machen können.

"Er kann mal erklären, warum das Abseits ist. Holt ihn mal dazu", forderte Rehm. "Aber alles gut. Der Schiedsrichter hat gewunken, also ist es Abseits", flüchtete sich der 44-Jährige in Sarkasmus, nachdem er den eindeutigen Gegenbeweis gesehen hatte. Näher auf die Leistung des Unparteiischen eingehen wollte er nicht: "Ich muss mich zurückhalten, weil es sonst wieder eine Strafe gibt. Aber eins steht mal fest: Das heute war ein hartes Stück." Gleichwohl erkannte der FCI-Coach an: "Elversberg hat verdient gewonnen."

"Mit meiner Mannschaft nicht zufrieden"

Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die Schanzer in vielen Szenen nicht auf der Höhe waren und zudem Glück hatten, dass Torhüter Marius Funk mehrfach stark parierte und so eine noch höhere Niederlage verhinderte. "Ich war mit meiner Mannschaft nicht zufrieden", sagte Rehm. Vor allem Brackelmann erwischte einen rabenschwarzen Tag, leitete er doch das 0:1 durch einen Fehlpass ein, war an beiden Elfmeterszenen für Elversberg beteiligt und flog zudem vom Platz.

Mut sollte aber machen, wie Ingolstadt auf den 0:3-Rückstand reagiert hat. "Wie wir zurückgekommen sind in der zweiten Halbzeit, ist das doch bemerkenswert", hielt Maximilian Dittgen fest, der nach 52 Minuten mit seinem ersten Saisontor das 2:3 erzielte. Zuvor hatte bereits Justin Butler verkürzt (41.). "Wir bekommen in den ersten 25 Minuten drei Gegentore und müssen dann dennoch zum 3:3 ausgleichen." Für einen Punkt reichte es aber nicht. Was neben mehreren strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen die Gründe dafür waren, das konnte Rehm direkt nach Schlusspfiff noch nicht sagen. "Ich muss das heute erst verarbeiten." Es sei nicht das erste Mal in dieser Saison gewesen, dass Ingolstadt benachteiligt worden sei.

Bus-Panne bei der Anreise

Die Auswertung der von liga3-online.de-Experte Babak Rafati untersuchten Szenen gibt ihm Recht: Neunmal sind die Schanzer (vor dem Spieltag) benachteiligt worden. Nur Bayreuth musste ebenfalls derart viele Fehlentscheidungen hinnehmen. Auf der anderen Seite profitierte der FCI aber auch schon neunmal von falschen Entscheidungen gegen den Gegner – und damit so häufig wie kein anderes Team. Zum Auftakt der Rückrunde gastiert der FCI nächsten Samstag nun in Bayreuth. "Kopf freibekommen und aufstehen", gab Rehm als Devise vor.

Dass es in Elversberg ein Tag zum Vergessen werden würde, hatte sich derweil schon am Freitag bei der Anreise angedeutet. Wie der "Donaukurier" schreibt, blieb der Mannschaftsbus in der Nähe von Heilbronn liegen. Eishockeyklub SC Bietigheim, zu dem Rehm Kontakte pflegt, half aus und brachte die Schanzer mit seinem Bus ins Saarland, wo das Unheil am Tag danach dann seinen Lauf nahm.

   

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