Das Zeugnis zur Saison 2023/24: Die untere Tabellenhälfte

Vorbei ist sie, die 16. Drittliga-Saison – sicherlich ein Kapitel, das aufgrund teils historischer Entwicklungen lange in Erinnerung bleiben wird. Zeit für ein Zeugnis zu allen 20 Teilnehmern der Saison 2023/24. Wer holt die Bestnoten, wer ist durchgefallen, gab es positive und negative Überraschungen? Den Auftakt macht die untere Tabellenhälfte und mit ihr einige Vereine, die für ihr schwaches Abschneiden bittere Konsequenzen tragen müssen.

Bereits zur Winterpause war die Freiburger U23 mit einem Punkte-Negativrekord weit abgeschlagen – und bereits mit einem Bein in der Regionalliga. Dabei schaffte sie es immerhin, mehr als doppelt so viele Zähler zu holen (21 vs. 9 in der Hinrunde) wodurch sie auf Augenhöhe mit den abgestürzten Top-Adressen Dresden und Regensburg sowie auch Bielefeld lag. Fast wäre es sogar noch gelungen, Lübeck und Duisburg in der Endabrechnung einzuholen. Dennoch ist der Vorjahres-Zweite durchgefallen – mal schauen, ob die SCF-Talente ohne Trainer Thomas Stamm (geht nach Dresden) in der schweren Südwest-Regionalliga direkt wieder oben angreifen können.

Note: 5

 

Zum zweiten Mal nach 2020/21 zur Aufnahmeprüfung angetreten, zum zweiten Mal gescheitert: Wieder war der VfB Lübeck letztlich deutlich zu leicht für die 3. Liga, diesmal sogar mit noch klar schwächerer Bilanz (32 vs. 35 Punkte, 37:77 vs. 41:57 Tore) als in der Neulingssaison vor drei Jahren. Zumindest zu Saisonbeginn sah es noch nicht zwangsläufig danach aus. Dann musste erst Aufstiegscoach Lukas Pfeiffer im Dezember gehen, die Verpflichtung von Florian Schnorrenberg wurde spätestens dann zum Eigentor, als dieser auf Distanz zum eigenen Anhang ging. In der Folge setzte es etliche hohe Niederlagen – und den vorzeitigen Abstieg am 35. Spieltag. Wollen wir hoffen, dass der VfB für einen möglichen dritten Anlauf seine Lehren zieht.

Note: 5

 

Aus dem Plan, bis 2025 in die 2. Bundesliga aufzusteigen, wurde an der Wedau ein Desaster: Der MSV Duisburg scheiterte krachend an der Drittliga-Realität, stand seit dem 2. Spieltag durchgängig auf einem Abstiegsrang. Feltscher, Bakalorz, Zenga, Pledl, Pusch, Ginczek, Esswein, Girth: Der Kader war geprägt von erfahrenen, aber satt wirkenden Profis der Marke "Der hat mal höher gespielt". Verletzungen vom emotionalen Leader und Kapitän Sebastian Mai sowie Top-Talent Casper Jander waren nicht zu kompensieren. Dazu war die Verpflichtung von Boris Schommers letztlich der befürchtete Fehlgriff. Ein kapitales Versagen diverser Verantwortlicher – nun bleibt nichts anderes übrig, als die Regionalliga als Chance zu betrachten, endlich wieder positive Energie zu bündeln.

Note: 6

 

Nach zwölf Jahren endet das Drittliga-Kapitel für den Halleschen FC – irgendwie mit Ankündigung, weil auch die Vorjahre zumeist im unteren Drittel mündeten. Nun gab es noch mehr Gegentore als 2022/23, noch einen Punkt weniger (40 statt 41). Und nur noch drei statt vier Mannschaften, die nochmals eine ganze Ecke schlechter waren. Kam die Trennung von Sreto Ristic zu spät? Auch Stefan Reisinger zündete nicht sofort, aber er erweckte die Mannschaft. Fast schon tragisch, wie der Abstieg dann eintrat: 2:4 nach 2:0-Führung in Köln, 0:1 gegen Haching trotz drückender Dominanz, 0:0 in Bielefeld inklusive Pfostenschuss in der letzten Minute. Das Schicksal meinte es dieses Mal nicht gut mit dem HFC, dessen Etat eben nicht mehr hergibt als einen Kader für das hintere Mittelfeld.

Note: 5+

 

Gut die Hälfte der Saison stand der SV Waldhof unter dem ominösen Strich und sah damit dem Regionalliga-Absturz ins Gesicht. Die damals überraschende Entlassung von Rüdiger Rehm nach einem klaren Auswärtssieg in Halle zu Jahresbeginn sorgte hier und da für Stirnrunzeln. Dann kamen Aussagen von Marco Antwerpen zur (fehlenden) Qualität im Kader, die unmissverständlich waren. Umso erstaunlicher, was der Westfale im Verlauf der Rückserie herauskitzelte (19 Punkte aus den letzten elf Spielen) – mit den Spielen gegen Haching (6:1) und Sandhausen (4:2) als entscheidenden Highlights. Klar: Auch die Wintertransfers (Terrence Boyd, Lukas Klünter, Martin Kobylanski und Co.) spielten hier eine gewichtige Rolle. Es war ein teurer Nichtabstieg – aber einer, der vielleicht zusammengeschweißt hat. Das zeigten zumindest auch die starken Zuschauerzahlen im Endspurt.

Note: 4-

 

Januar und Februar dürften den Münchner Löwen den Allerwertesten gerettet haben: 15 Punkte holte Coach Argirios Giannikis in seinen ersten sieben Spielen, zuvor war Maurizio Jacobacci nach bedenklicher Leistungsentwicklung zum Hinrundenende hin entlassen worden. Dass dieser Kader, der zwar punktuell Topleistungen ablieferte, dies aber nie dauerhaft umzusetzen wusste, nicht für mehr gemacht war, wurde im Frühjahr nochmals deutlicher: Vor allem zuhause enttäuschte der TSV serienweise, heimste aber dennoch genügend Punkte ein, dass der Total-Absturz auf Platz 17 oder tiefer nie zum ernsthaften Thema wurde. Kluge Transfers deuten schon jetzt darauf hin, dass die Löwen im kommenden Jahr ihre (primär offensiven) Baustellen früh angehen und sich wieder andere Ziele setzen dürfen.

Note: 4

 

Auch wenn der Doppel-Absteiger, der 2022 noch in der Bundesliga spielte, bewusst keine großen Töne gespuckt hatte: So schwierig hatte sich der DSC das Übergangsjahr nicht vorgestellt! Eine junge, homogen wirkende Truppe musste erst zusammenfinden – was nicht leicht war, weil die Arminia fast durchgängig einen Tabellenplatz im unteren Drittel gepachtet hatte und sich in der Rückrunde etlichen Kellerduellen stellen musste. Allein: In diesen Partien war Bielefeld da und zeigte oft genug, warum dieser Kader trotz einiger Mängel zu gut für einen Abstiegsplatz ist. Die Pokal-Qualifikation und der würdige Abschied von Legende Fabian Klos retteten ein Jahr, das so in der 3. Liga nicht wieder vorkommen darf.

Note: 4-

 

Zu Beginn sogar kurz Spitzenreiter, nach zehn Spieltagen immerhin noch fest etabliert im oberen Drittel, sorgte viel Verletzungspech bei Viktoria Köln für den Leistungsabfall. Schließlich fehlte mit Königstransfer Bryan Henning und dem anfangs total überzeugenden Donny Bogicevic eine gesamte Mittelfeldachse langfristig. Für diese Umstände machte Pragmatiker Olaf Janßen das Beste draus, warf etliche junge Leute wie die El-Mala-Brüder, Luca de Meester und Florian Engelhardt immer wieder ins Team. Mehr als ein ziemlich unspektakuläres Stagnieren um den 13. Platz herum war damit im Jahr 2024 aber nicht drin. Da nun etliche Leistungsträger, allen voran Toptorschütze Luca Marseiler, den Höhenberg verlassen, könnte es bald in den Abstiegskampf gehen.

Note: 3

 

Mit 53 Punkten "nur" auf Platz 12 – im Vorjahr war es mit vier Zählern weniger noch ein Rang in der oberen Tabellenhälfte für den SC Verl. Und doch ist für Trainer Alexander Ende der souveräne Klassenerhalt in seiner Debütsaison ein großer Triumph, erst recht ob der Umstände: Selten wurde ein Team in der Winterpause so geschwächt wie der SCV, dem mit Kapitän Corboz (Bielefeld) und Topscorer Batista Meier (über Dresden nach Zürich) gleich beide Herzkammern entrissen wurden. Im Dezember sorgte ein Höhenflug sogar für Relegations-Träume, als Verl Dritter war. Als in der Rückserie das Spielglück ausging, ging es bergab – aber der Außenseiter stoppte die Frühjahrskrise eindrucksvoll. Starke Leistung an diesem Standort!

Note: 2

 

Daheim solide, auswärts solide, nie in Abstiegsgefahr: Die BVB-Reserve dürfte mit ihrer Saison ziemlich zufrieden sein. Nach zwei Dritteln schnupperten die Schwarz-Gelben zwischenzeitlich sogar an den Aufstiegsrängen, die für sie als U23 bekanntlich ohnehin bedeutungslos sind. Doch die Substanz eines Spitzenteams fehlte trotz Topspielern wie des phasenweise alles dominierenden Ole Pohlmann und Julian Hettwer. Das frühe Verpflichten gleich mehrerer spannender Talente deutet schon jetzt darauf hin, dass sich der BVB II um Trainer Jan Zimmermann im kommenden Jahr wieder sehr konkurrenzfähig aufstellen wird.

Note: 2-

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button