Der FCM ist wieder da: "2. Liga muss sich gefasst machen"

Es war genau 15:54 Uhr, als am Samstagnachmittag nach dem 2:0-Sieg gegen Fortuna Köln in der Magdeburger MDCC-Arena alle Dämme brachen: Tausende Fans strömten mit dem Abpfiff auf den Rasen und feierten den erstmaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga. Auch für die Mannschaft gab es nach Spielende kein Halten mehr. Die Aufstiegsfeierlichkeiten in der Stadt sind unterdessen von Ausschreitungen überschattet worden.

"Es ist ein Traum"

Der 21. April 2018 wird in die Geschichtsbücher des 1. FC Magdeburg eingehen. 27 Jahre nach der verpassten Qualifikation für die 2. Bundesliga sind die Elbestädter zurück auf der ganz großen Bühne – der Aufstieg ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte nach der Wiedervereinigung. "Die 2. Liga muss sich gefasst machen", jubelte Dennis Erdmann am "MDR"-Mikrofon. "Sowas habe ich noch nie erlebt", konnte der 27-Jährige sein Glück kaum fassen und schob gleich noch einen "Gruß nach Paderborn" hinterher: "Wir holen jetzt auch die Meisterschaft – davon kann uns keiner abhalten." Bereits nach fünf Minuten hatte Philip Türpitz den FCM vom Punkt in Führung gebracht, wenig später erhöhte Nico Hammann per direktem Freistoß auf 2:0 (33.). Es war eine "Wahnsinnswoche" für den 30-Jährigen: Am Dienstag trug er zum 5:1-Sieg im Nachholspiel gegen Jena bei, am Dienstag wurde er Vater und jetzt der Aufstieg. "Es ist ganz schwer, das zu beschreiben. Ich bin 2013 hergekommen. Da haben wir vor 8.000 Fans in der Regionalliga gespielt", blickte Hammann zurück. "Man kann sehen, was man mit Ruhe und Kontinuität erreichen kann."

Philip Türpitz, der den FCM früh auf die Siegerstraße gebrachte hatte, konnte seine Emotionen nach Spielende nicht zurückhalten und kämpfte mit den Tränen: "Es ist ein Traum, auf den wir lange hingearbeitet haben. Heute ist er wahrgeworden." Und Christian Beck kündigte an, "zusammen mit den Fans ein Denkmal zu bauen." Dass der Traum von der 2. Bundesliga Wirklichkeit geworden ist, sei vor allem auf den Zusammenhalt in der Mannschaft zurückzuführen. "Der ist sensationell und zeigt, was wir für eine geile Truppe sind".

Härtel lässt "die Sau raus"

Auch Trainer Jens Härtel, sonst eher ein ruhiger und sachlicher Zeitgenosse, war nach Abpfiff in Feierlaune und kündigte an, "jetzt richtig die Sau rauzulassen". Schließlich habe man "lange auf diesen Moment hingearbeitet." Es mache "richtig Spaß mit der Mannschaft. Sie hat es sich sowas von verdient", lobte Härtel beim "MDR". Auf der anschließenden Pressekonferenz sorgte er auf die Frage, warum er nicht so gerne im Mittelpunkt stehe, für einen Lacher: "Wenn keine Kamera dabei ist, kann ich auch lustig sein." Nach den Feierlichkeiten, "werde ich als gläubiger Christ aber auch danke sagen", so der FCM-Coach.

Für Manager Mario Kallnik ist der Aufstieg "ein Verdienst für die Arbeit der letzten Jahre", nachdem die Elbestädter in den beiden vergangenen Jahren als Vierter jeweils knapp am Aufstieg gescheitert waren. "Das ist ein unheimlich schöner Tag", jubelte der 43-Jährige und blickte bereits auf die kommende Saison voraus: "Die Herausforderungen werden nicht kleiner. Aber wir wollen auch in der 2. Liga bestehen." Ob Tobias Schwede dann noch für den FCM auflaufen wird, ist ungewiss – seine Zukunft ließ er unmittelbar nach dem Spiel offen.

Ausschreitungen überschatten Aufstiegsfeier

Marcel Costly, der zuletzt immer stärker aufspielte, bleibt den Elbestädtern dagegen erhalten. Nach dem erreichten Aufstieg kündigte er in der "Volksstimme" an: "Jetzt brennen wir Magdeburg ab und werden sicher nicht schlafen." Einige vermeintliche Fans haben diese Ankündigung jedoch zu wörtlich genommen. Nachdem die Aufstiegsfeier auf dem Hasselbachplatz in der Innenstadt mit rund 2.500 Fans zunächst friedlich abgelaufen war, kippte die Stimmung am Abend. Nach Polizeiangaben sei auf offener Straße Gerümpel angezündet worden. Schlimmer noch: Feuerwehrleute, die das Feuer löschen wollten, wurden angegriffen und behindert. Auch Polizeibeamte wurden demnach mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen. 28 Einsatzkräfte wurden im Rahmen der Ausschreitungen verletzt, sechs waren vorerst nicht mehr dienstfähig. Elf Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, gegen sie wird nun unter anderem wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung ermittelt.

Polizeisprecher Frank Küssner betonte gegenüber dem "MDR" aber, dass es sich nicht um echte FCM-Fans gehandelt habe: "Das waren offensichtlich Personen, die darauf aus waren zu provozieren und die wollten, dass es eskaliert." Rechtsextremismus-Experte David Begrich sprach gegenüber dem Sender von Hooligans, die aus dem gewaltbereiten Rand der FCM-Fanszene stammen, teils auch mit Bezug zur Neonazi-Szene. Erst als die Polizei den Hasselbachplatz kurz nach Mitternacht auch durch einen Wasserwerfer räumte, beruhigte sich die Lage. Es war das traurige Ende eines tollen und historischen Tages in Magdeburg.

   

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