Der große Drittliga-Saisonrückblick #2

Die Drittliga-Saison 2017/18 ist Geschichte, 380 Spiele haben die Clubs absolviert und dabei Aufsteiger wie Absteiger ermittelt. Grund genug, ein Fazit zu ziehen. Wer konnte überzeugen? Wer übertraf die Erwartungen? Wer enttäuschte? Und was für eine Zukunftsperspektive besitzen die 20 Vereine? Im zweiten Teil unserer ausführlichen Analyse geht es um die sechs Teams im Mittelfeld.
Auf einem immer noch sehr respektablen achten Platz ist Fortuna Köln eingetrudelt. Dass die Mannschaft, die von Uwe Koschinat betreut wird, letztlich aber 31 Zähler Rückstand auf den Meister aus Magdeburg aufweist, ist eine Enttäuschung – vier waren es nur, als Köln den 29. Spieltag absolviert hatte. Es muss nicht groß gerechnet werden, um festzustellen: All zu viele Punkte können die Domstädter im Endspurt nicht geholt haben. Tatsächlich ist es schwer zu erklären, warum der überraschende einstige Aufstiegskandidat nur noch ein Remis aus den letzten neun Saisonspielen holte. Zu allem Überfluss ging dann auch noch die DFB-Pokal-Teilnahme verloren, 0:3 hieß es im Verbandspokal gegen Viktoria Köln. Es ist nicht das erste Mal, das Köln im Endspurt ganz offensichtlich die Luft ausgegangen ist.
Note: 2-
Prognose: Gerne verlassen die Leistungsträger Fortuna Köln, orientieren sich in Richtung der 2. Bundesliga oder finanzstärkerer Konkurrenten. Allmählich aber möchte der SCF mitspielen im Konzert der Großen, ein schlagkräftiges Team zusammenstellen. Die obere Tabellenhälfte wird erneut möglich sein.
Viel war den Hachingern im Vorfeld der Spielzeit zugetraut worden – und das als Aufsteiger. Tatsächlich bereicherte die SpVgg die 3. Liga mit einem interessanten fußballerischen Ansatz, denn sie zerstörten in der Regel nicht das Spiel, sondern sie versuchten es kreativ, ideenreich und mit gepflegter Technik. Dass es abseits der "Stars" wie Sascha Bigalke oder Stephan Hain dann doch noch ein wenig an Qualität mangelt, wurde gleichwohl deutlich. Auf 31 Punkte in der Hinserie folgten "nur" noch 23 Zähler in der Rückrunde. Nicht ganz so extrem wie bei Fortuna Köln, aber ebenfalls auffällig war der schwache Endspurt mit fünf Niederlagen aus acht Partien. Das alles soll aber nicht das Positive überlagern: Unterhaching, der Aufsteiger, hat völlig souverän die Klasse gehalten.
Note: 2
Prognose: Auch Unterhaching wird sich in einer starken 3. Liga 2018/19 positionieren müssen. Einzuschätzen sind die Bayern kaum. Gelingen Transfers wie die Verpflichtung des umworbenen Stefan Lex, ist eine Verbesserung möglich. Eine weitere ruhige Saison wird die Spielvereinigung jedoch wohl ebenfalls unterschreiben.
Wieder einmal hat sich Preußen Münster noch in die obere Tabellenhälfte gemogelt. Absehbar war das über weite Strecken einer erneut wechselhaften Saison nicht. Auf einen guten Start folgte eine ellenlange Negativserie, die in der Entlassung von Trainer Benno Möhlmann im Dezember 2017 mündete. Ohne Wintertransfers, aber mit neuem Esprit von Marco Antwerpen gelang dem SC Preußen eine fulminante Rückrunde und letztendlich sogar eine ausgeglichene Saisonbilanz. Vergessen ist eine lange Periode im Herbst und Winter, als sich die Preußen ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt machen mussten. Bemerkenswert: Antwerpen hievte den bestehenden Kader auf ein neues spielerisches und taktisches Niveau. Er ist ein Hoffnungsträger für das achte Drittliga-Jahr des SCP.
Note: 3
Prognose: Der Etat der Adlerträger wird allenfalls gleich hoch bleiben, große Sprünge sind folglich nicht möglich. Zudem wird der beste Spieler und Kapitän Adriano Grimaldi die Preußen verlassen. Eine Saison ohne Abstiegskampf wäre viel wert an der Hammer Straße – und ein einstelliger Tabellenplatz eine gute Sache.
Recht still und heimlich hat sich auch Carl Zeiss Jena nach vorne gearbeitet und die erste Drittliga-Saison seit 2013 mit sehr respektablen 52 Punkten abgeschlossen. Vergessen ist der holprige Start mit nur einem Sieg aus neun Spielen, oder überhaupt die Hinrunde, in der die Thüringer nie einen beruhigenden Vorsprung auf die letzten drei Plätze aufbauen konnten. Großes Faustpfand waren die Heimspiele, in denen die Jenenser immer wieder zur Höchstform aufliefen – allen voran beim 4:3 über den SV Wehen Wiesbaden im Dezember, auch der SC Paderborn wurde vor eigenem Publikum geschlagen. Bonus-Highlight: Der ersehnte Derbysieg über Rot-Weiß Erfurt in der Rückserie, als Florian Dietz in der Nachspielzeit den goldenen Treffer markierte. Kurzum: Eine sehr gelungene Spielzeit für Carl Zeiss!
Note: 2
Prognose: Trotz Investor arbeitet Carl Zeiss Jena bislang nicht rentabel. Höhere Ziele als der Klassenerhalt können damit vorerst nicht angestrebt werden. Erst recht nicht, wenn ab dem Jahr 2019 sogar vier Clubs pro Saison in die Regionalliga müssen.
Von den ersten elf Mannschaften der 3. Liga wird keine so wirklich unzufrieden sein. Vorwarnung: Jetzt ändert sich die Gemengelage. Denn beim VfR Aalen lief es nicht nach Erwartung – auch wenn der Klassenerhalt nie in Gefahr war, zeigten sich die Fans im Verlauf der Saison zunehmend unzufrieden. Vielleicht sind die Erwartungen des einstigen Zweitligisten wieder gestiegen? Jedenfalls wusste Trainer Peter Vollmann mit seinem wenig variablen Spiel immer weniger Anhänger hinter sich. Die Konsequenz: Zum Saisonende muss er seine Sachen packen, Argirios Giannikis übernimmt zum Trainingsauftakt der kommenden Spielzeit das Zepter. Und um die unspektakuläre Spielzeit kurz zusammenzufassen: Die Hinrunde war in Ordnung, die Rückrunde etwas schwächer. Haften bleiben das 1:6 in Magdeburg, das 0:5 gegen Paderborn – und die 3:6-Niederlage im Landespokal gegen Regionalligist Ulm.
Note: 4
Prognose: Verstärkt hat sich Aalen immerhin schon dreimal, jeweils gelernte Abwehrspieler. Überhaupt steht der individuell gut besetzte Kader in weiten Teilen schon. Die große Unbekannte ist Coach Giannikis, dem höherklassige Erfahrung fehlt. Zwischen Verfolgerfeld und Existenzkampf ist wirklich alles drin.
Chaos gab es beim Halleschen FC in dieser Saison genug. Oft stand Trainer Rico Schmitt in der Kritik – dabei hat er, gemessen an den Möglichkeiten, gar keinen so üblen Job erledigt. 49 Punkte bedeuteten immerhin den frühzeitigen Klassenerhalt, mehr ist eben mit dem HFC aktuell nicht möglich. Ohne Moos nix los! Waren es 21 Punkte in der Hinrunde und damit nur ein kleiner Vorsprung auf die Nichtabstiegsplätze, holte Halle 2018 gute 28 Zähler und distanzierte sich schnell von der kritischen Zone. Das Problem daran: Die Zuschauer honorieren das Mittelfeld nicht mehr, werden immer weniger. Vielleicht, weil der HFC nun die klare Nummer drei der Region ist – hinter Leipzig, hinter dem Rivalen 1. FC Magdeburg. Beide Derbys gingen übrigens verloren. Zufriedenstellend ist das nicht.
Note: 4
Prognose: Torsten Ziegner wird der neue Trainer, und er bringt einige Spieler vom FSV Zwickau mit. Dieser hat mit Mühe die 3. Liga gehalten – und genau das wird auch den Halleschen FC, den vor allem im Mittelfeld einige Leistungsträger verlassen, wohl bevorstehen: Abstiegskampf.
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