Der Hallesche FC und die Mission Heimsieg
Eine Woche nach dem historischen Auswärtserfolg des Halleschen FC gegen Hansa Rostock ist an der Saale Normalität eingekehrt. Nach wie vor ist alles beim alten: Die Mannschaft von Sven Köhler zaubert in der Ferne, tut sich jedoch danach vor heimischem Publikum regelmäßig schwer. Und so steht die anstehende Partie gegen die U23 des VfB Stuttgart vor allem bei den Fans der Saalestädter unter keinem guten Stern. Seit Wochen stagniert der Vorverkauf; ein neuer Minusrekord könnte, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, am Wochenende geknackt werden.
Wann kommt Ratifo?
Die Mannschaft nimmt vor dem wichtigen Spiel gegen den Tabellenletzten aber vorerst keine Notiz von dieser enttäuschenden Botschaft. Zu wichtig ist die „Mission Heimsieg“, der den Hallensern nicht nur den Abschluss der seit April andauernden Heimspiel-Misere bescheren, sondern die Mannschaft von Sven Köhler auch im oberen Drittel der Tabelle festsetzten würde. Nach dem etwas holprigen Saisonstart muss man der Mannschaft respektvoll anerkennen, dass sie seitdem massiv an sich gearbeitet hat. Die Defensive stand gegen Hansa Rostock vielleicht zum ersten Mal in dieser Saison wirklich sicher, selbst der zuletzt ausgebootete Dominic Rau zeigte eine stabile und souveräne Leistung. Zudem warten auf der Bank die Neuzugänge Marco Engelhardt und Florian Krebs, sowie ein Talent wie Stanley Ratifo. Letzterer kann sich erneut Hoffnungen auf etwas Einsatzzeit machen. Zwar wird Sven Köhler kaum von seiner, nach den Verletzungen von Sören Bertram und Selim Aydemir, geschröpften aber erfolgreichen Startelf von Rostock abrücken, jedoch bleiben auf den Flügeln neben Ratifo kaum noch Alternativen. Der zuletzt immer wieder grundsolide Sascha Pfeffer hätte sich eine Pause mehr als verdient, ist aber momentan die einzige Option auf dem rechten Flügel, weil neben Aydemir und Bertram auch Tony Schmidt nach langer Verletzung noch keine Luft für 90 Minuten hat.
Stuttgart mit Talenten und gestandenen Profis
Letzten Endes zählen für die Hallenser am Sonnabend aber nur die drei Punkte, egal wer auf dem Feld steht. Doch ist der Gegner zwar Tabellenletzter, keinesfalls aber Laufkundschaft. Wie es bei U23-Mannschaft üblich ist, sind die jungen Talente zum einen immer für eine Überraschung gut, zum anderen werden sie von teils gestandenen Profispielern unterstützt, die keinen Zugriff auf die A-Mannschaft finden oder sich nach Verletzungen wieder fitspielen. Im Fall des VfB sind das namentlich Raphael Holzhauser, in der letzten Bundesliga-Saison zwischenzeitlich Stammspieler bei der Überraschungsmannschaft aus Augsburg, und Sercan Sararer, zwölfmaliger türkischer Nationalspieler, allerdings zurzeit verletzt. Im Tor steht mit Odisseas Vlachodimos eines der größten deutschen Torwarttalente, der gegen die gesetzte Nummer 1 in Stuttgart, Sven Ullreich, allerdings noch keine Chance hatte. Neben Talent Robin Yalcin, läuft mit Kapitän Tobias Rathgeb zudem ein Spieler mit geballter Drittligaerfahrung auf. Gleiches gilt für Marco Grüttner im Sturm, der vor zwei Jahren erst den Lokalrivalen aus Degerloch zum Aufstieg und Klassenerhalt schoss und sich dann ebenso torgefährlich dem VfB anschloss. Bei allen Talenten werden so Holzhauser, Rathgeb und Grüttner die Schlüsselpositionen gegen den HFC einnehmen.
Wohin führt Gogias Weg?
Demgegenüber ist man an der Saale froh, den eigenen Schlüsselspieler Akaki Gogia Woche für Woche etwas mehr aus der Reserve zu locken. Der sensible Zehner schaffte es im vorletzten Auswärtsspiel gegen Unterhaching mit vier Torbeteiligungen aus einem Formtief und besorgte nun gegen Rostock sehenswert das Siegtor per Freistoß. Kein Wunder, dass schon wieder über die Zukunft des Deutsch-Georgiers gemutmaßt wird. Gogia selbst hielt sich unter der Woche wie immer bedeckt. Zwölf Tage nach Ende der Transferperiode sind Wechseldiskussionen sicher auch verfrüht, doch bleiben Gogias Leistungen stabil, könnten wahlweise andere Vereine anklopfen oder aber…der HFC doch am Aufstieg kratzen. Die Heimsiegpremiere am Sonnabend wäre dafür schon ein guter Anfang.