"Der heutige Tag ist ein Neustart": Reimers legt beim VfL los
Erst am Vormittag hatte Pit Reimers beim VfL Osnabrück unterschrieben, am Nachmittag stand er bereits erstmals auf dem Platz. Schließlich drängt die Zeit, müssen die Lila-Weißen doch bereits am Samstag nach Wiesbaden. Auch inhaltlich gibt es nach dem Fehlstart einiges aufzuholen.
Erstes Treffen bei Champions-League-Spiel
Wie so oft ging am Ende alles ganz schnell: Bereits am Sonntagabend – nur knapp 24 Stunden, nachdem das Aus von Uwe Koschinat beschlossen worden war -, hatte sich Sportchef Philipp Kaufmann mit Reimers zu einem "detaillierten Gespräch" getroffen, "um ein einheitliches Bild zu gewinnen", wie der Schweizer bei der Vorstellungs-Pressekonferenz des neues VfL-Trainers am Mittwochnachmittag berichtete. Zwar habe er sich auch noch mit anderen Kandidaten getroffen, "um einen Vergleichswert zu haben", jedoch sei Reimers von Beginn an die "absolute Wunschlösung" gewesen. "Am Montag hatten wir dann die Überzeugung, dass Pit der Richtige ist."
Zu einem ersten Treffen war es über Bekannte indes bereits im März 2023 beim Champions-League-Spiel zwischen Bayern München und Paris St. Germain gekommen. "Es gab da schon sehr viele ähnliche Gedanken, wie wir den Fußball sehen", so Kaufmann. Dass der 40-Jährige noch über keinerlei Erfahrungen im Profibereich verfügt, sei daher nicht entscheidend gewesen. Vielmehr hätten Themen wie die menschliche Komponente und spielerische Lösungen im Vordergrund gestanden.
"Wir wollten ein Profil, dass zur Bremer Brücke passt", erklärte der Schweizer und verwies darauf, dass sich die zweite Mannschaft des HSV in der Regionalliga in Bereichen wie intensive Läufe und Zweikämpfe immer im oberen Bereich befunden habe. Generell habe Reimers beim HSV einen "unglaublichen Job" gemacht und gezeigt, "dass er einen schnellen Draht zu den Spielern findet", lobte Kaufmann. Zudem habe er es geschafft, seine Spielidee schnell zu vermitteln. "Ich bin fest davon überzeugt, dass er das auch bei umsetzen kann. Pit passt unglaublich gut in das Team und das Umfeld." Beim ersten Training am Nachmittag habe er zudem bereits gesehen, wie detailversessen der 40-Jährige sei.
Schneller Start "ein Geschenk"
Reimers berichtete nach seiner ersten Einheit von "vielen kleinen Momenten", bei denen die Mannschaft die Energie sofort zurückgegeben habe. "Wir müssen auch feiern, wenn was gelingt. Dadurch entsteht Selbstvertrauen, um Positivität auszustrahlen." Zeit für große Veränderungen blieb beim Aufgalopp nicht. "Mir ging es heute vor allem darum, alle kennenzulernen. Wir müssen uns gut auf Samstag vorbereiten und eine frische Mannschaft auf den Platz bringen." Nach vier sieglosen Spielen ist ein Auswärtssieg fast schon Pflicht, um in der Tabelle nicht noch weiter zurückzufallen. Durch die herbe 2:5-Niederlage gegen Energie Cottbus sind die Lila-Weißen auf den vorletzten Platz abgerutscht.
Im Stadion war der 40-Jährige am Abend aus "logistischen Gründen" nicht. Dennoch habe er die Partie von zuhause aus am Fernseher mitverfolgt. "Es war verrückt, wie man dann mitfiebert", sagte der frühere HSV-Coach mit einem Leuchten in den Augen. Allein: lange angehalten habe die Freude aufgrund des Spielverlaufs nicht. Doch länger damit auseinandersetzen wollte er sich nicht. "Wir können die Vergangenheit nicht mehr rückgängig machen, sondern nur das Hier und Jetzt beeinflussen", betonte Riemers. "Für mich ist der heutige Tag ein Neustart." Dass es direkt am Samstag losgeht, sei "ein Geschenk". Er sehe seine Aufgabe darin, "dass wir mit voller Energie nach vorne schauen, um den Turnaround zu schaffen".
Welche Lösungsansätze er diesbezüglich verfolgt, dazu konnte und wollte der 40-Jährige noch keine Auskünfte erteilen: "Es ist heute nicht der richtige Zeitpunkt, weil ich mit der Mannschaft noch nicht darüber sprechen konnte." Gleichwohl ließ er durchblicken, eine "aktive Spielweise" implementieren zu wollen. "Mit Intensität und lieber ins Gegenpressing gehen als zurükzuziehen." Mit einer langen Eingewöhnungszeit rechne er nicht, zumal er den VfL und auch die 3. Liga seit Saisonstart bereits verfolgt und Spieler wie Gyamfi und Wiemann bereits beim HSV II trainiert habe.
15.000 statt 150 Zuschauer
Zumindest in seine Spielphilosophie gewährte er dann aber einen kleinen Einblick: "Ich sehe den einzelnen Spieler auch als Menschen, den ich voranbringen und weiterentwickeln möchte. Ich möchte die Spieler in Position bringen, damit sie ihre Qualitäten ausschöpfen können." Dann werde sich das Ziel, Spiele zu gewinnen, "hoffentlich einstellen". Zeit, um die Wende zu schaffen, sei noch ausreichend vorhanden: "Wir haben noch 31 Spiele. Noch ist nichtmal die Hälfte der Hinrunde vorbei", sagte Riemers, der keine Änderungen im Trainerteam vornehmen wird.
Am meisten freue er sich auf die Heimspiele an der Breme Brücke. Statt vor 150 Zuschauern in der Regionalliga geht es künftig vor 15.000 Fans zur Sache. Entsprechend habe er auch "nicht lange überlegen" müssen, als das Angebot aus Osnabrück kam. "Ich bin ein Kind eines Traditionsvereins und weiß, was es den Menschen in der Stadt mit einer hohen Emotionalität bedeutet. Das hat mich schon immer angesprochen. Das ist für mich eine Chance und eine Situation, die ich gerne ergreifen möchte." Die Vorfreude überwiege "ganz klar, aber ich habe auch Respekt". Diesen gilt es nun abzulegen, um möglichst schnell die Wende zu schaffen.