Designierter Torjäger: Der Durchbruch des Marvin Pourié

Das Rennen um die Torjägerkanone ist in dieser Drittliga-Saison schon einige Spieltage vor dem Saisonschluss praktisch entschieden: Marvin Pourié, 28 Jahre, angestellt beim Karlsruher SC, führt das Feld mit 21 erzielten Treffern an – vor Schäffler (15) und Kofi-Kyereh (14). Dabei ist seine Karriere bislang enorm wechselhaft verlaufen – und dass er nochmals zum enorm präzisen Stürmer werden würde, das war nicht vorherzusehen.

Endlich angekommen?

"Im besten Fußballeralter", das ließe sich über Pourié als erstes konstatieren. Dann: "Ein Wandervogel", mit Blick auf seine Vita. Immerhin stehen dort nicht weniger als zehn Vereine aus Deutschland, Belgien, Dänemark und sogar Russland vermerkt, einige sogar mehrfach. Und: "Er ist nicht eiskalt vor dem Tor", das sagten die Statistiken klar aus. Zumindest bis zu dieser Saison. Einmal in zehn Jahren Profisport hatte Pourié mehr als zehn Treffer in einer Spielzeit markiert, das war im dänischen Silkeborg – und liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Seitdem wurde er oft herumgereicht, er selbst beschrieb die Zeit im Interview mit liga3-online.de als "Entwicklungsphase". Darunter auch das halbe Jahr in der russischen Millionenstadt Ufa, tausend Kilometer hinter Moskau. Er habe abseits des Vereinslebens nur Fitnesstraining machen oder vor der Playstation sitzen können, berichtete er einst dem SWR. Selten war er so fernab der Heimat – Pourié wurde im westfälischen Werne, zwischen Münster und Dortmund gelegen, geboren.

Seine neue Heimat ist der KSC, und diesmal könnte es langfristig funktionieren. Den Grundstein hat er abseits des Platzes gelegt, ist mit Ehefrau und seinen zwei Kindern in ein Dorf südlich von Karlsruhe gezogen. "Das Wichtigste ist für mich, dass meine Familie versorgt ist. Das hat für mich den allergrößten Stellenwert", sagte er dem SWR. "Egal, wo ich bin. Meine Familie soll dabei sein." Doch auch das erste Halbjahr beim Karlsruher SC lief für ihn nicht wie gewünscht, nachdem er Ende Januar 2018 als das, was landläufig Last-Minute-Transfer genannt wird, präsentiert wurde. Anton Fink und Fabian Schleusener blockierten die beiden Startplätze, Schleusener erzielte Tore am Fließband – Fink kam über die Erfahrung, war Leitwolf und lange nicht zu verdrängen. Erst zum Saisonfinish erhielt Pourié Einsätze, und traf bei vier Startelfeinsätzen sogleich dreimal.

Pourié-Tore sorgen fast immer für den Sieg

Zu seinem Glück wurde, dass der KSC nach dem Ende der Schleusener-Leihe auf die Qualität der erfahrenen Sturmreihe vertraute und nicht namhaft nachrüstete – auch, weil der Klub sparen musste. Lediglich Saliou Sané kam aus Großaspach, der aber eine ähnlich geringe Rolle spielen sollte wie Dominik Stroh-Engel, der als einer der Topverdiener überhaupt nicht mehr berücksichtigt wird. Stattdessen: Pourié, immer wieder Pourié. 21 Tore hat er nach dem jüngsten Doppelpack gegen Großaspach erzielt, fünfmal war es ein Doppelpack. Die wohl beeindruckendste Statistik: 15 (!) der 16 Spiele, in denen der 28-Jährige netzte, gewann Karlsruhe später. Einzig das in jeglicher Hinsicht außergewöhnliche 2:5 gegen den SV Wehen Wiesbaden tanzt aus der Reihe.

Kurios ist, dass sein Vertrag am Saisonende ausläuft. Sicherlich würde es reihenweise Interessenten für jenen Offensivmann geben, der in der Torstatistik seine ärgsten Verfolger Manuel Schäffler (15 Tore) und Daniel Kofi-Kyereh (14) längst distanziert hat. Doch der KSC baute bei Vertragsunterschrift eine Verlängerungsklausel für den Aufstiegsfall ein. Dieser könnte schon beim kommenden Auswärtsspiel gegen Preußen Münster eintreten, mit drei weiteren Punkten könnte niemand mehr die Südwestdeutschen vom zweiten Rang verdrängen. Pourié wird seinen Auftrag für Samstag kennen. Im Hinspiel traf er einmal, legte zwei weitere Tore auf. Das Ergebnis damals: 5:0 für den KSC:

   

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