DFB sucht Dialog: Kollektivstrafen sollen die Ausnahme bleiben
Seit Samstag beherrscht ein Thema den deutschen Fußball: Fankurven gegen den Deutschen Fußball-Bund. Nach der verhängten Kollektivstrafe gegen Fans von Borussia Dortmund protestierten seit dem Wochenende zahlreiche Fangruppierungen gegen das Vorgehen des DFB und feindeten immer wieder Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp an. Auch in der 3. Liga es zahlreiche Protest-Banner. Nun nimmt der DFB ausführlich Stellung zu dem Thema.
DFB räumt Fehler ein
Der Deutsche Fußball-Bund will – wie von Fan-Vertretern gefordert – den Dialog über die Thematik der Fanproteste mit Fan-Organisationen aufnehmen. Dafür ist eine außerordentliche Sitzung der AG Fankulturen noch vor dem kommenden Bundesliga-Wochenende geplant. In der AG Fankulturen sitzen Vertreter des DFB, der DFL und verschiedener Fan-Organisationen. Im Diskurs soll herausgefunden werden "welche Formen – auch der überspitzten – Kritik gangbar sind und wo eine rote Linie verläuft".
Der Verband betont, dass Kritik im Stadion zugelassen wird und man selbst durchaus kritikfähig ist. Dabei räumt der DFB auch selbst jüngste Fehler ein. Beispielsweise sei "zu sensibel" auf einzelne Aktionen reagiert wurden, wie etwa beim MSV Duisburg. Das Spiel des Tabellenführers in Meppen war am Sonntag unterbrochen worden, nachdem MSV-Fans ein Anti-Hopp-Banner gezeigt hatten – allerdings ohne Beleidigung. "Hat der Dietmar genug Kohle wird zu seinem Schutz und Wohle von Leuten, deren Wort nichts Wert, mal wieder jemand ausgesperrt", hieß es auf dem Plakat. Gegen derart kreative Spruchbänder sei "nichts einzuwenden", so der DFB.
Der Fußball-Bund zieht jedoch für sich eine klare Grenze zwischen Kritik und diffamierender Äußerungen: "Nicht tolerieren können wir personifizierte Gewaltandrohungen und erst recht kein diskriminierendes Verhalten. Mit einer Beschränkung der Meinungsfreiheit hat das nichts zu tun. Das sollte eine Selbstverständlichkeit und Konsens sein in unserer Gesellschaft. Daher ist es wichtig, dass hier klare Zeichen gesetzt werden." Darüber hinaus betont der DFB, dass diese Ankündigung für alle gilt und weist die Vorwürfe einer "Lex Hopp" zurück.
Ausschlüsse "nur das letzte Mittel"
Nach dem Verhängen der Kollektivstrafe gegen Fans von Borussia Dortmund beschäftigt viele Fankurven, ob kollektive Fanausschlüsse wieder zur Regel werden. Der DFB bezieht dazu Stellung: "Ein klares Nein. Es ist seit 2017 die noch immer gültige Linie, bei Zuschauerfehlverhalten im Stadion primär gegen die Täter vorgehen zu wollen." Dabei nimmt der Verband die Vereine in die Pflicht, da diese die "Pflicht haben, Zuschauerfehlverhalten zu unterbinden und gegen die Täter vorzugehen." Bei Fehlverhalten entscheidet das unabhängige Sportgericht und "verhängt in der Regel zunächst Geldstrafen gegen den Verein. Zuschauerausschlüsse sind immer nur das letzte Mittel."
Damit es nicht mehr zu solchen Strafen kommt, soll der gemeinsame Diskurs erfolgen und die rote Linie klar definiert werden. DFB-Präsident Keller begrüßt daher, "dass auch die Fanorganisationen im Dialog mit den Verbänden ihren Beitrag leisten wollen", gleichwohl betont er noch einmal die Stellung des Fußball-Bundes: "Aus der besonderen Verantwortung des Fußballs heraus müssen wir bei Diskriminierungen oder personalisierten Gewaltandrohungen handeln und können nicht länger wegschauen."