DFB über Neudecker-Posse: "1860 kam Sorgfaltspflicht nicht nach"
Aufgrund eines Fehlers im DFB-System ist Richard Neudecker vom TSV 1860 München am Dienstagabend im Nachholspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern gesperrt. Nun hat sich der DFB geäußert. Demnach seien die Löwen ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen.
1860 versäumte Einspruch
Wie der Verband in einer Stellungnahme erklärt, sei es beim Spiel der Löwen in Halle am 12. September, als eine gelbe Karte nicht bei Neudecker, sondern fälschlicherweise bei Mitspieler Milos Cocic vermerkt worden war, zu "Versäumnissen in beiden Prozessschritten" gekommen: "Zunächst nahm der Schiedsrichter in Bezug auf die gelbe Karte offenbar eine fehlerhafte Eintragung vor, danach kam 1860 München nicht seiner Sorgfaltspflicht bei der Prüfung nach."
Der Hintergrund: Die Statuten regeln klar, dass nach Ablauf der Einspruchsfrist eine eingetragene gelbe Karte rechtsbindende Wirkung hat. Gemäß Paragraf 12 der DFB-Rechts- und Verfahrensordnung muss im Falle von Personenverwechslungen dieser Einspruch durch den Klub spätestens am Tag nach dem Spiel erfolgen. Im vorliegenden Fall sei jedoch kein Einspruch eingegangen, so der DFB.
Auch die Frist für eine mögliche Korrektur des Spielberichts durch die Spielleitung sei abgelaufen. Hierzu heißt es in Paragraf Absatz 5 der Durchführungsbestimmungen zur DFB-Spielordnung: "Die Spielleitung kann offensichtliche Eintragungsfehler im Spielbericht im Einvernehmen mit dem Schiedsrichter berichtigen, wenn der Fehler bis spätestens am Werktag vor dem nächsten Spiel der Mannschaft in dem jeweiligen Wettbewerb angezeigt wurde." Dies sei ebenfalls nicht geschehen. Dabei seien die Klubs zur "sofortigen Prüfung und Bestätigung" der Eintragungen im Spielbericht angehalten.
Eintragungen im DFBnet maßgeblich
Der DFB weist derweil darauf hin, dass im Regelwerk keine Medienberichte oder Fernsehbilder, die unter Umständen auch noch Interpretationsspielraum lassen, sondern alleine die offiziellen Eintragungen im DFBnet maßgeblich seien. "Alles andere würde eine geregelte Organisation des Spielbetriebs unmöglich machen."
Dass Neudecker beim Spiel in Köln nicht eingesetzt wurde, weil 1860 davon ausging, dass er gesperrt war, liege in der Verantwortung des Klubs. Die offizielle Liste der gelben Karten – und nur diese sei maßgeblich – habe den Spieler zu diesem Zeitpunkt mit vier gelben Karten geführt. Im DFBnet sei der Spieler folglich auch nicht als "gesperrt" geführt worden. Eine Abstimmung mit dem DFB, um mögliche Missverständnisse auszuräumen, habe der TSV 1860 vor besagtem Spiel nicht vorgenommen. "Eine Spielsperre spricht der Liga-Träger aus, nicht ein Klub aufgrund eigener Aufzeichnungen", macht der DFB deutlich. Der Sachverhalt sei nun, dass Neudecker jetzt mit fünf Karten geführt werde und entsprechend für das anstehende Spiel gesperrt ist.
Im Zuge der jüngsten Irritationen – auch in Bezug auf den MSV Duisburg – hat die DFB-Spielleitung sowohl alle Schiedsrichter der 3. Liga als auch alle Klubs noch einmal sensibilisiert, "auf maximale Sorgfalt beim Ausfüllen und Prüfen des elektronischen Spielberichts zu achten". 1860 hat dafür nun einen weiteren Mitarbeiter abgestellt, wie Sportchef Günther Gorenzel am Montag bekanntgab, nachdem er den DFB heftig kritisiert hatte.