Die 3. Liga bei Sky? Ein Pro und Contra
Schon seit einigen Monaten halten sich Gerüchte, wonach der Pay-TV-Sender Sky Interesse an einer Übertragung der Dritten Liga haben könnte. 2018, wenn der aktuelle TV-Vertrag mit der ARD und seinen dritten Programmen ausläuft, wäre der Weg frei. Bisher lässt sich die ARD die Übertragungsrechte an der 3. Liga pro Jahr 12,8 Millionen Euro kosten, sodass jeder Drittligist 750.000 Euro an TV-Geldern erhält. Von einem Sky-Einstieg erhoffen sich die Vereine eine deutliche Steigerung der TV-Erlöse. liga3-online.de beleuchtet im Folgenden die Argumente, die für und gegen eine umfassende Übertragung der dritthöchsten Fußballklasse Deutschlands im bezahlten Fernsehen sprechen.
Mehr Geld
Wohl der wichtigste Grund und gleichzeitig Ausgangspunkt sämtlicher Diskussionen: Erst eine zentrale Berichterstattung im Bezahlfernsehen könnte eine deutliche Erhöhung der spärlichen TV-Gelder in Liga 3 in die Gänge leiten. Momentan erhalten die Zweitligisten durchschnittlich achtmal (!) so viel Geld für das Abtreten der TV-Rechte als die Vertreter aus der Dritten Liga. Über die Höhe der Mehreinnahmen kann zunächst nur spekuliert werden, denn die TV-Erlöse würden eine Kettenreaktion auslösen und in vielen Fällen die Sponsoreneinnahmen deutlich in die Höhe treiben. Fest steht in jedem Fall: Auf der einen Seite wird die Konkurrenzfähigkeit in Deutschlands dritthöchster Klasse deutlich gestärkt, andererseits wird auch der Sturz aus dem Bundesliga-Unterhaus für finanziell klamme Absteiger deutlich weicher enden als bisher.
Mehr mediale Aufmerksamkeit
Ohne Zweifel deckt eine umfangreiche Berichterstattung der Landesrundfunkanstalten bereits nahezu alle Präsentationsmöglichkeiten der Dritten Liga ab: Fünfzehnminütige Spielzusammenfassungen, Extra-Reportagen, teils mehrere Livespiele im TV und Internet sowie zu ausgewählten Spielen sogar Konferenzen. Das Problem bei der Sache: Lediglich die wahren Fans der Vereine können die Livespiele komplett verfolgen, auch die Zusammenfassungen überschneiden sich oftmals mit den Spielplänen der ersten und zweiten Bundesliga – und diese wird von dem Großteil der deutschen Fußballanhänger nun mal präferiert eingeschaltet. Abhilfe könnte Sky schaffen: Die Unterföhringer wären mit Sicherheit nur wenig daran interessiert, seine Ligen teilweise zeitgleich zu übertragen und so Quoteneinbußen zu erleiden. Wobei wir auch schon beim dritten Punkt wären…
Ein neuer Spielplan
Die Nachtteile eines neuen, reformierten und zerstückelten Spielplans sind unbestritten. Doch blickt man genauer hin und sieht sich andere Länder an, stellt man fest: Teilweise finden sich verhältnismäßig akzeptable Lösungen. Ist ein Spiel am Sonntagabend um 19.30 Uhr wirklich zu verübeln? Auch vermehrte Spiele am Samstagabend um 20.30 Uhr wären denkbar, sofern man sich am derzeitigen Terminplan der oberen Ligen orientiert. Ein Fußballspiel zur Wochenend-Primetime, dazu noch unter Flutlicht? Hunderttausende von schlechten Blockbustern gelangweilte Zuseher wären den Drittligisten gewiss und würden den Bekanntheitsgrad in Deutschland und über die Grenzen hinaus drastisch erhöhen. Da gäbe es allemal schlechtere Vorstellungen!
Feste Übertragungen
Echte Fans zieht es natürlich zu jeder Zeit an jeden Ort, wenn die geliebte Mannschaft auf dem Rasen steht. Doch stellt man fest, dass die Schule, das Studium oder die Arbeit einem Spielbesuch im Wege steht, ist man bisher auf einen Livestream angewiesen. Und für zahlreiche Vereine bedeutet dies die bange Frage: Gibt es an diesem Wochenende überhaupt eine Übertragung oder muss ich mit dem Fanradio oder Liveticker auskommen? Auch dieses Problem würde es im Pay-TV so nicht mehr geben – wer bezahlt, bekommt alle im Angebot versprochenen Spiele zugesichert. Fraglich bleibt jedoch, ob die aufwendige Technik von Sky wirklich bei allen Drittligapartien rentabel ist oder man sich auf Topspiele bzw. Topvereine fokussieren muss.
Sky kann nicht alle 380 Spiele zeigen
Eines vorweg: Klar, für die Vereine (Stichwort TV-Geld) und die Außendarstellung der 3. Liga (Stichwort Aufmerksamkeit) wäre es eine tolle Geschichte, wenn Sky die Spiele der Dritten Liga übertragen würde. Doch von dieser Wunschvorstellung muss man schnell Abstand nehmen. Wie realistisch ist es, dass Sky wirklich alle – und zwar alle 380 Spiele – einzeln und dazu vielleicht noch in der Konferenz zeigen würde? Macht es für einen Sender wie Sky, die in ihrer Berichterstattung ganz klar den Fokus auf die Bundesliga und im Besondern auf Spitzenteams wie Bayern, Wolfsburg und Dortmund Wert legen, wirklich Sinn, die 3. Liga zu zeigen? Allein die Technik, also die Kameras und die Übertragungswagen sowie das Personal, also Kameraleute, Techniker, Redakteure und nicht zuletzt die Kommentatoren würde Unmengen an Geld verschlingen. Klar, für Spiele wie Rostock gegen Dresden oder Magdeburg gegen Halle würde sich dieser finanzielle und personelle Aufwand lohnen, doch was ist mit Partien wie Bremen II gegen Stuttgart II? Müssen diese Spiele wirklich live und in voller Länge übertragen werden? Eigentlich nicht. Klar, Sky muss gar nicht unbedingt alle Spiele zeigen. Aber macht es Sinn, wenn sie sich nur die Highlights raussuchen? Wäre dies dann nicht genauso so, als wenn WDR, MDR und Co die Spiele zeigen? Dafür sogar (mehr oder weniger) kostenlos!?
Das Problem mit dem Abo
Damit sind wir bei einem weiteren Punkt. Sky finanziert sich in erster Linie über Werbung und natürlich über Abos. Ein Beispiel: Das Bundesliga-Paket kostet, bei einer Laufzeit von 24 Monaten, 19,99 Euro pro Monat. Für das Drittliga-Paket würde Sky mit dem Preis sicherlich nach unten gehen, aber macht ein eigenes Paket zur 3. Liga aus Sicht des Senders überhaupt Sinn? Wäre es nicht unternehmerisch sinnvoller, dass man die 3. Liga für – nur um eine Zahl zu nennen – vielleicht für 10 Euro dazu buchen kann? Doch dafür müssten Drittliga-Fans erstmal ein Bundesliga-Abo haben. Und was macht man mit einem 24-Monate-Abo, wenn der eigene Verein nach einem Jahr auf- oder absteigt?
Dazu stellt sich die Frage, wie viel Sky sich die Drittliga-Rechte kosten lassen würde. 25 Millionen, also das Doppelte von dem, was die ARD derzeit pro Jahr zahlt. Denkbar? Sicherlich. Doch würde Sky wirklich genügend Abos, egal ob einzeln oder in Kombination mit der Bundesliga, verkaufen können, damit das Geld zum einen wieder reinkommt und zum anderen zumindest ein leichter Gewinn gemacht werden kann? Würde sich eine Verdopplung des TV-Gelds von 750.000 auf 1,4 Millionen Euro für die Vereine wirklich lohnen? Klar, 750.000 Euro sind für einen Drittligisten eine Menge Geld, doch am Ende kommt das Geld von den eigenen Fans, die sich ein Sky-Abo kaufen müssten, um die Partien ihres Vereins sehen zu können. Könnte Sky zudem derart viele Werbekunden gewinnen, um die Differenz zwischen verkauften Abos und den entstehenden Kosten zu decken? Ein Beispiel: Der DFB versucht seit Jahren einen Ligasponsor zu finden – bisher ohne Erfolg.
Es passt leider nicht
Sky und die 3. Liga – das passt aus vielen Gründen nicht zusammen. Die Vereine würden profitieren, die Fans müssten sich umsehen, wie sie ausgewählte Spiele ihrer Mannschaft sehen können. Denn eines ist klar: Alle 380 Spiele wird Sky nicht zeigen. Dafür ist der Aufwand zu groß, vor allem aus finanzieller Sicht. Dafür ist auch die 3. Liga – trotz aller Derbys im Osten – nicht so interessant, wie die 2. Bundesliga. Am Ende müssten die Fans ordentlich drauf zahlen für ein Angebot, das sie jetzt – abgesehen von den ohnehin fälligen GEZ-Gebühren – kostenlos bekommen. Der Wunschgedanke, dass in der 3. Liga ebenfalls ein TV-Geld von rund fünf Millionen Euro pro Verein und pro Saison fließt, ist leider unrealistisch – auch wenn wir uns dies alle wünschen würden …