Die besten Spiele der Saison 2016/17: Platz 20 bis 4

Auf insgesamt 380 Meisterschaftsspiele und 13 DFB-Pokalpartien kann die 3. Liga in der Saison 2016/17 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus bestimmten Umständen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Saisonabschluss haben wir sämtliche "Spiele der Saison" in einer Top 20-Bilanz gebündelt. Beginnen werden wir mit den Spielen 20 bis 4.

[box type="info"]Info: Die Plätze 3-1 werden in den kommenden Tagen veröffentlicht.[/box]

Der Aufstiegskampf bei Spitzenreiter MSV Duisburg glich nicht selten einen Krampf. Bestes Beispiel: Der 34. Spieltag, an dem so viel noch hätte kippen können. Die Ausgangssituation: Duisburg hatte einen souveränen Vorsprung erarbeitet, überzeugte aber spielerisch nicht mehr und musste daher stets vor seinen Kontrahenten auf der Lauer sein. Gegen den insolventen und damit designierten Absteiger FSV Frankfurt war ein Heimsieg fest eingeplant – zur Pause aber stand es 0:2 aus Zebra-Sicht, die Leistung war unterirdisch, die Fans pfiffen lautstark und ein Zerwürfnis zwischen Mannschaft und Anhängern drohte. Als Spitzenreiter, wohlgemerkt! Solche Probleme müssen erst einmal entstehen…

Schlussendlich kam alles anders, weil Duisburg wieder einmal Moral bewies und die Partie binnen zehn Minuten zu seinen Gunsten drehte. Es war ein Spiegelbild dieser kuriosen, spannenden und längst nicht immer vollends aufstiegstauglichen Saison der Blau-Weißen, die jedoch in den richtigen Momenten stets zur Stelle waren. Im angesprochenen Fall avancierten Kingsley Onuegbu, Enis Hajri sowie mit Denis Streker sogar ein Akteur des FSV zu den MSV-Matchwinnern (53./58./62.).

 

Im Relegationsrennen zwischen Jahn Regensburg und dem 1. FC Magdeburg war schon am 37. Spieltag höchste Spannung geboten, denn bei Punktgleichheit wies der FCM das bessere Torverhältnis auf. Während die Elbstädter jedoch nicht über ein 2:2-Remis beim VfR Aalen hinauskamen, lieferte Jahn Regensburg sich einen harten Kampf mit dem Chemnitzer FC – obgleich es nach 75 Minuten und einer souveränen 2:0-Führung für den Jahn nicht danach ausgesehen hatte. Dann aber schlugen die CFC-Joker zu. Mit Danny Breitfelder und Tom Baumgart trafen gleich zwei Youngster binnen nicht einmal 120 Sekunden, plötzlich durfte Magdeburg jubeln. Aber nicht lange! Marc Lais fälschte einen Distanzschuss unhaltbar ab, in der 91. Minute lag sich ganz Regensburg in den Armen – der Jahn hatte tatsächlich das 3:2 erzielt. Der Weg zum Aufstieg war geebnet.

 

Ein Remis in den Spielen der Saison? Das kann nur bedeuten: Hier muss etwas Besonderes passiert sein. Und tatsächlich war eine der beiden 2:2-Punkteteilungen zwischen Fortuna Köln und Jahn Regensburg mit einem mehr als kuriosen Spielverlauf versehen: Im Rückspiel führten die Gäste aus Ostbayern schließlich durch einen Doppelpack von Marco Grüttner vor der Schlussviertelstunde bereits mit 2:0. Der Jahn spielte die Zeit clever runter – dann verletzte sich der eingewechselte Markus Ziereis schwer, eine minutenlange Unterbrechung war die Folge. Zehn Minuten Nachspielzeit wurden insgesamt angezeigt, und die sollte Köln nutzen: Christopher Theisen (90.+6) und Markus Pazurek (90.+10) sorgten mit Kopfbällen für eine unglaubliche Wende und ließen ratlose wie enttäuschte Regensburger zurück. So spät hatte noch kein Drittligist eine Zwei-Tore-Führung verspielt, es blüht ein Rekord für die Geschichtsbücher.

 

Die Paarung zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück hatte in Hin- als auch Rückrunde das Potenzial für die „Spiele des Jahres“, das will schon etwas heißen! Während im Hinspiel MSV-Keeper Mark Flekken durch sein Hackentor in der Nachspielzeit Drittliga-Geschichte schrieb, entpuppte sich das zweite Aufeinandertreffen Anfang Februar zu einem waschechten Spitzenspiel. Beide Teams gaben sich mächtig Saures, eine phasenweise hochklassige Partie wippte hin und her. Einen Verlierer hatte die Partie, in der sich beide Klubs (1:0 Osnabrück, 2:1 Duisburg) realistische Sieghoffnungen machen durften, einfach nicht verdient – so war es vielleicht ein Wink des Schicksals, dass Marc Heider in der 92. Minute einen abgefälschten Ball ins zum 2:2-Ausgleich ins Tor beförderte. Damals rechneten nicht wenige damit, dass beide Klubs am Ende aufsteigen. Schlussendlich schaffte es einzig der MSV Duisburg.

 

Dass ein Aufsteiger einen grundsätzlich favorisierten Absteiger schlagen kann, ist speziell in der 3. Liga keine Neuigkeit wert. Wenn aber ein ehemaliger Bundesligist von einem Dorfklub mit 6:0 in alle Einzelteile zerlegt wird, dann ist die Begegnung immerhin ein Anwärter auf das Spiel des Jahres. Die Story ist schnell erzählt: Lotte erwischte einen perfekten Tag und hatte seinen Spaß daran, unmotivierte Paderborner vor und nach der Pause mit je drei Gegentreffern zu beglücken. SCP-Coach René Müller zeigte sich nach Abpfiff konsterniert, musste folgerichtig tags darauf seinen Hut nehmen. Er hatte es nicht mehr geschafft, seine Mannschaft zu erreichen – das 0:6 in Lotte war einzig die finale Bestätigung.

 

Das torreichste Spiel der gesamten Saison ereignete sich bereits am zweiten Spieltag: Jahn Regensburg fuhr einen spektakulären 4:3-Auswärtssieg in Großaspach ein. Die Partie besaß alles, was ein Spiel des Jahres ausmacht: Viele Tore, mehrere Wendungen, dazu noch zwei Platzverweise. Erst führte der Gast mit 1:0, dann drehte sich das Blatt zuerst auf 2:1 und dann auf 3:2. Den entscheidenden Doppelschlag setzte dann jedoch die gefürchtete Regensburger Flügelzange um Erik Thommy und Jann George, die binnen zweier Spielminuten das Geschehen zugunsten des Aufsteigers wendeten. Dieses Spiel hatte wahrlich mehr als nur 2.200 Zuschauer verdient.

 

Ein weiteres Mal ist der MSV Duisburg in den Spielen der Saison vertreten. Wie geht das mit den vermeintlich unattraktiven Partien der Gestreiften überein? Ganz einfach: Entweder lieferte Duisburg 90 Minuten der Enttäuschung – oder aber ein kleines Feuerwerk. Ein Zwischending gab es allenfalls in wenigen Punktspielen. In Chemnitz etwa kippte die Begegnung wie an vielen anderen Duisburger Wochenenden: Erst führte Duisburg 1:0, dann Chemnitz mit 2:1. Schlussendlich aber behielt wieder die Elf von Trainer Ilia Gruev die Oberhand, weil Simon Brandstetter und Kingsley Onuegbu binnen fünf Zeigerumdrehungen ein 3:2 auf die Anzeigetafel zauberten. Wieder bewiesen die Meidericher Moral – wie gegen Erfurt. Oder gegen Frankfurt. Oder gegen Münster. Oder, oder, oder – der Aufstieg ist verdient, ganz einfach!

 

Bezeichnend für Hansa Rostock und seine unzufriedenstellende Saison, dass der Verein in den Highlights eher als Verlierer genannt wird. Auch die Begegnung beim VfL Osnabrück ging in die Hose, allerdings auf eine Art und Weise, die nachwirkte. Vor der lautstarken Kulisse von über 11.000 Zuschauern wollte Rostock den VfL im Aufstiegskampf ärgern – lange führte jedoch die Truppe um Coach Joe Enochs nach dem Führungstor von Anthony Syhre. Rostock war gefühlt besiegt, strahlte kaum Gefahr aus, doch Dennis Erdmann besorgte per Kopf mit Anbruch der letzten Spielminute den 1:1-Ausgleich. Großer Jubel im Gästeblock! Jedoch nur für wenige Sekunden. Dann marschierte VfL-Verteidiger Michael Hohnstedt nach vorn, sah die Lücke in der Defensive, wuchtete zum Kopfball – und versenkte das Leder unten rechts (90.+2). Was für ein Finale!

 

Und plötzlich hatte der FSV um Trainer Roland Vrabec ganz offensichtlich Blut geleckt, wollte mehr. Nach drei Siegen in Serie empfingen die Schwarz-Blauen Fortuna Köln, die sich die Fahrt den Rhein hinunter im Nachhinein wohl gerne erspart hätten. Sechs Treffer schenkte Frankfurt den Gästen ein, vier davon bereits vor dem Seitenwechsel. Was für ein Debakel für Köln! Beim FSV entwickelte sich hingegen eine echte One-Man-Show: Massimo Ornatelli erzielte einen Treffer selbst und bereitete vier (!) weitere vor – Rekord in der eingleisigen 3. Liga. Am Ende stieg der FSV dennoch ab.

 

Preußen Münster fuhr nach einem verpatzten Saisonstart erst in der Rückrunde groß auf, allen voran in den Heimspielen. Ein Beispiel dafür: Das 4:2 gegen Fortuna Köln, das am Ende zu niedrig ausfiel. Schon zur Pause führte der SC Preußen mit 4:0 gegen völlig überforderte Südstädter – bei konsequenterer Chancenverwertung hätten es fünf oder sechs Treffer sein dürfen. Erst nach dem Seitenwechsel berappelte sich Köln, ohne zu glänzen. Dennoch waren zwei Ehrentreffer drin, sodass Münster nach einem phasenweisen Gala-Auftritt die Konzentration nochmals hochschrauben musste. Schlussendlich kam Köln mit dem Schrecken und nur zwei Minustoren davon, hatte aber seinen Ruf als Auswärts-Schießbude nochmals unter Beweis gestellt.

 

Hansa Rostock besitzt eine ausgeprägte Heimschwäche. Nur einmal lieferte der FCH eine restlos überzeugende Vorstellung ab – das 5:0 gegen den FSV Zwickau glich einer Vorführung des etablierten Drittligisten gegen überforderte Aufsteiger. Ein perfekter Tag für die Kogge, an dem fast jeder Schuss im Netz landete und der FSV um Trainer Torsten Ziegner früh die Köpfe hängen ließ: Schon nach 15 Minuten hatten die Gäste einem 0:2-Rückstand hinterherlaufen müssen. Es war einer von nur vier (!) Hansa-Heimsiegen in der vergangenen Saison.

 

René Müller ging, Stefan Emmerling kam – und der SC Paderborn lebte wieder. Was für eine Wiederauferstehung! Denn auf den erkämpften 1:0-Sieg in Münster folgte die wohl überzeugendste Vorstellung der gesamten Hinrunde: Aufstiegskandidat VfL Osnabrück wurde mit 3:1 aus dem eigenen Stadion befördert. Eine klare Sache, zumal der SCP schon zum Seitenwechsel mit 3:0 führte und den VfL phasenweise dominierte. Ein versöhnliches Ende eines ansonsten völlig verkorksten Jahres aus Paderborner Sicht, während die lila-weißen Gäste nicht zum ersten Mal in dieser Saison eine Chance ungenutzt ließen.

 

Am Ende dieses 35. Spieltags standen die Fans des F.C. Hansa Rostock reichlich ratlos im Ostseestadion. Vielleicht mögen manche sogar geschmunzelt haben – was hat die Kogge nur für eine Saison erwischt? Das 1:3 gegen den SV Wehen Wiesbaden geriet zum Spiegelbild eines nicht zufriedenstellenden Jahres. Schon nach neun Minuten war Hansa in Führung gegangen, danach wurde jedoch mehr verwaltet denn nach vorne gespielt. Die Strafe folgte spät, ziemlich spät: Patrick Mayer besorgte den SVWW-Ausgleich nach 83 Minuten. Der Knockout markierte wiederum Manuel Schäffler mit dem 2:1-Treffer in der Schlussminute. Das 3:1 durch den so lange verletzten Patrick Breitkreuz mit dem Schlusspfiff war die Kür und sinnbildlich für Hansa Rostock in der Saison 2016/17. Das heimschwächste Team der 3. Liga – kaum zu glauben angesichts der Unterstützung, die in jedem Spiel von den Rängen zuteilwird.

 

In Halle sinken die Zuschauerzahlen. Der Grund: Unattraktive Spiele, nur bei HFC-Beteiligung fielen in der 3. Liga durchschnittlich weniger als zwei Treffer pro Partie. Eine Ausnahme, an die sich wenige gern zurückerinnern, ist das 1:4 gegen den VfR Aalen. Ein völlig gebrauchter Tag, an dem alles gegen die Saalestädter lief: Überspitzt formuliert machte Aalen aus vier teils blitzsauberen Kontern vier Tore – zwei davon gerieten mehr als strittig, weil auch der Unparteiische bei Abseitsentscheidungen keine gute Figur abgab. Doch auch dieser Abend im März passte zur Gesamtsituation: Halle erwischte eine miserable Rückrunde, aus dem Aufstiegskampf wurde ein trister 13. Tabellenplatz.

 

Auch im vorletzten Heimspiel gegen den FSV Zwickau schaltete Preußen Münster früh den Turbo ein, wieder stand es zur Pause bereits 4:0! Zwickau – immerhin bis dato bestes Team der Rückrunde – erwischte nach akzeptablem Start einige rabenschwarze Minuten und wurde anschließend zum Spielball für kombinationsfreudige Münsteraner, die ihre Fans verwöhnten. Auch der Anschlusstreffer durch Toni Wachsmuth störte den SCP nicht, der seinerseits eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff sogar noch das 5:1 nachlegte. Selten war ein Spielverlauf klarer, selten war eine Mannschaft in dieser Drittliga-Saison dominanter. Münster fehlte jedoch über das Jahr hinweg schlichtweg die Konstanz, um sich besser zu platzieren.

 

Letzter Spieltag, Duisburg aufgestiegen, Zwickau mit einer bombastischen Rückserie mehr als souverän gerettet – alles war für einen lockeren Saisonausklang angerichtet. Und siehe da, der FSV ging sogar in Führung! Wollte sich der MSV etwa den Meistertitel noch abknöpfen lassen? Die eindrucksvolle Antwort folgte auf dem Rasen: Andreas Wiegel stellte per Doppelpack noch vor dem Seitenwechsel auf 2:1, nach einem furiosen Doppelschlag von Enis Hajri und Kingsley Onuegbu war der Drops gelutscht (66./67.). Kevin Wolzes erster Saisontreffer in der vorletzten Minute der Spielzeit garnierte das deutliche Ergebnis – Zwickau hingegen fuhr mit dem zweiten 1:5 in Serie auf fremdem Platz in die Heimat. Und war ob der gesamten Saison dennoch alles andere als unzufrieden.

 

Wie hat sich der SC Paderborn in der 3. Liga halten können? Viele Schritte ging Steffen Baumgart mit seinem starken Saisonfinale – einen aber erledigte der kurz danach entlassene Vorgänger Stefan Emmerling: Gegen den FSV Frankfurt siegten die Ostwestfalen im absoluten Kellerduell deutlich mit 3:0 und profitierten dabei von einem verschossenen Elfmeter des FSV beim Stande von 0:0, durch den alles hätte anders laufen können. Stattdessen übernahm Paderborn das Kommando, Roope Riski sowie Marcus Piossek (2x) schossen ein beruhigendes 3:0 heraus. Zu allem Überfluss musste Frankfurt die letzten 25 Minuten nach einer Verletzung mangels Wechseloptionen zu zehnt absolvieren – der Abstieg der Bornheimer war nach der deutlichen Pleite quasi besiegelt.

   

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