Die besten Spiele der Saison: Plätze 20 bis 4
392 Spiele – der DFB-Pokal mit Drittliga-Beteiligung und die Relegation zur 2. Bundesliga eingerechnet – liegen hinter uns. Zugegeben: Nicht jedes davon war ein Hingucker. Die 20, die es in unsere Liste der besten Spiele der Saison geschafft haben, aber definitiv! Wir starten mit einem schnellen Überblick auf die Plätze 20 bis 4. Dann folgt in separaten Texten die Kür des diesjährigen Podiums.
Ein 0:3 ist vielleicht kein alltägliches, aber auch kein außergewöhnliches Ergebnis. Aber wer sprach beim 3:0-Sieg des MSV über den SVM schon über Zahlen? Wobei, eine war dann doch interessant: 70. Denn aus mindestens so großer Distanz schlug Duisburgs Torhüter Vincent Müller in der 65. Minute einfach mal ab…der Rest ist Drittliga-Geschichte: Per Aufsetzer hoppelte der Ball über den verdutzten Jonas Kersken im Meppener Tor hinweg, ein Treffer für die Annalen. Das kuriose Tor-Trio komplett machten ein Strafstoß von Moritz Stoppelkamp zum dritten sowie ein Eigentor Jonas Fedls, der einen rabenschwarzen Tag der Norddeutschen in der ersten Halbzeit eröffnet hatte.
Hohe Auswärtssiege – kein Einzelfall in diesem Jahr. Unsere Reise geht ins Hans-Walter-Wild-Stadion nach Bayreuth, in dem die SpVgg als Aufsteiger bis zum Frühsommer noch die Bayern-Regionalligisten regelmäßig demontierte. Selbst unter die Räder zu kommen, war eine neue, schmerzhafte Erfahrung: Saarbrücken hielt sich zunächst zurück, ehe auf das 1:0 von Sebastian Jacob (21.) eine Lawine an Ereignissen folgte. Nach 45 Minuten stand es 3:0 für die Gäste, die ihre Tore wie im Training erzielen durften. Starke Angriffe, defensive Patzer und Spielpech führten zum halben Dutzend.
Die zarten Hoffnungen des 1. FC Saarbrücken, den Emporkömmling aus dem eigenen Bundesland noch abzufangen, pulverisierten sich Anfang Februar in 90 Minuten. Dabei passierte abseits zünftiger Zweikämpfe bis zur 26. Minute eigentlich gar nichts. Doch dann das: Feldspieler Tobias Jänicke klärte in Torhütermanier auf der Linie – und flog zurecht vom Platz. Zu zehnt ging für den FCS nicht mehr viel, und obgleich Daniel Batz den Strafstoß parierte, stand es zur Pause schon 0:3, zweimal Luca Schnellbacher, einmal Nick Woltemade. Die zweite Halbzeit war dann nicht mehr als ein Schaulaufen des Spitzenreiters, für Saarbrücken verschoss Julian Günther-Schmidt den dritten Strafstoß des Tages, spät fiel noch das vierte Tor. Elversberg dominierte die Tabelle – und brauchte am Ende doch jeden dieser Punkte.
Zwei Aufsteiger, doch nur einer ist auf Anhieb voll da: An der rappelvollen Hafenstraße gab es für Rot-Weiss Essen am allerersten Spieltag eine heftige Packung. Schon nach 26 Minuten hatte eine wie entfesselt aufspielende SVE den Gastgebern vier Tore eingeschenkt, teils nach schweren Abwehrfehlern, teils grandios herausgespielt. 0:2 stand es nach zehn Minuten, selbst der Anschlusstreffer Essens durch Ron Berlinski hielt die Saarländer nicht auf. Etwas ruhiger ging es dann nach der Pause zu, auch weil Elversberg gnädig war und nur noch einen Treffer nachlegte. Ein Satz heiße Ohren für den ambitionierten West-Aufsteiger RWE – der dort ja noch nicht wusste, dass Elversberg kein beliebiger Dorfverein ist, sondern den Durchmarsch schaffen würde.
Ein Fußballspiel hat zwei Halbzeiten. Und manchmal wird die Pause zum Unterschiedsfaktor – so etwa beim Duell zwischen Dresden und Osnabrück. Denn erst trottete die erste Halbzeit ein wenig vor sich hin, viel passierte nicht. Ehe ein SGD-Eigentor sowie VfL-Routiniert Robert Tesche den VfL mit 2:0 in Führung brachten, prompt wurde es unruhig im Stadion, denn Dresdens Saison lief nett formuliert bescheiden. An diesem Tag aber schlug Dynamo mit Wucht zurück: In der 53., 57. und 71. Minute ertönten euphorische Jubel – die SGD bespielte Osnabrück immer wieder und fand die entscheidenden Lücken in der Defensive. Ahmet Arslan, Paul Will und Claudio Kammerknecht sorgten für eines von ganz wenigen Dresdener Hinrunden-Highlights.
Der VfL Osnabrück war längst voll auf Kurs, hatte die vergangenen sieben Saisonspiele allesamt gewonnen und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihn und die SpVgg Bayreuth künftig wieder zwei Ligen trennen würden. Doch an diesem Samstagnachmittag lief alles ganz anders als erwartet – zumindest in der Schlussphase. Denn lange sah alles nach einem zwar nicht glanzvollen, aber eben doch souveränen Heimsieg aus: die frühe Führung von Robert Tesche, das 2:0 kurz nach der Pause. Dann aber leistete sich der VfL eine schwere Schläfrigkeit, kassierte den Anschluss, Bayreuth wurde hungrig und legte nach (86.). Völlig wild dann die letzten Minuten, Lila-Weiß traf die Latte und hätte einen Strafstoß erhalten müssen. Und Agyemang Diawusie hatte das allerletzte Wort (90. +3). Was für ein Comeback des Außenseiters. Zum Klassenerhalt reichte es dennoch nicht.
Saisonstart, 24.000 Fans, Dresden gegen 1860: Was für ein Gigantentreffen gleich zum Auftakt! Es gingen die beiden Topfavoriten an den Start – und gaben es sich in 90 höchst turbulenten Minuten so richtig. Erst war Dresden die bessere Mannschaft, machte aber nicht die Tore: Kevin Ehlers' Eigentor und Tim Rieder besorgten die 2:0-Pausenführung für den TSV. Nach dem Seitentausch drückte die SGD weiter, kämpfte um den Anschluss, ehe in sechs Minuten vier Tore fielen: 0:3! 1:3! 1:4! 2:4! Alles passierte so schnell, dass der Doppelpack des anschließend lange verletzten Sechzig-Jokers Marcel Bär fast unterging. Und als der spektakulär aufspielende Dennis Borkowski per Traumtor in der 86. das 3:4 erzielte, schien alles wieder möglich. Doch die bessere Mannschaft zog an diesem Tag den Kürzeren.
Warum Saarbrücken den Aufstieg verpasste? Weil sich der Klub zu Beginn des Jahres wiederholt empfindliche Schwächen leistete. Das 3:4 gegen Ingolstadt war so ein Moment, der erst dadurch besonders bitter wurde, dass der FCI in dieser Saisonphase eigentlich völlig neben der Spur war. Und auch die rasante 1:0-Führung aus der 1. Minute hielt ja nicht lange, schon nach zehn Minuten stand es 2:1 für den FCS. Auch die zweite Halbzeit begann fulminant, aufs 2:2 folgte das 3:2 der Hausherren, die das Spiel hätten entscheiden können. Doch Mann des Tages wurde der allererste Torschütze, Ingolstadts Tobias Bech. Denn der Däne setzte auch die Schlusspunkte (68./80.), sein dritter Treffer ließ 7.000 Zuschauer verstummen.
Letztlich fehlte dem FSV Zwickau zum Klassenerhalt ein gutes Stück, doch in manchen scheinbar aussichtslosen Duellen war er den Überraschungen nahe. So am Tag der Aprilscherze, in dem sich Gastgeber SVWW zunächst wähnte. Stand es wirklich 0:2 zur Pause? Tatsache! Trainer Markus Kauczinski wechselte zweifach, stellte um – und sah bis zur 53. Minute den 2:2-Ausgleich. Alles nahm den gewohnten Gang. Na denkste! Dominic Baumann traf zum bereits zweiten Mal und brachte Zwickau wieder in Front. Doch der Druck des Aufstiegskandidaten wurde mit dem 3:3-Ausgleich größer und größer, und Brooklyn Ezeh wendete das Geschehen in der 89. Minute endgültig. Ein Tiefschlag für den FSV, ein Feiertag für lange schwächelnde Wiesbadener.
Acht Spiele war Sreto Ristic mit dem Halleschen FC seit Amtsantritt ungeschlagen – eine stolze Serie, die aber am 31. Spieltag auf die Probe gestellt wurde. Nach einem wilden Start stand es binnen sechs Minuten 1:1, Marvin Stefaniak brachte die Erzgebirgler in der ersten Halbzeit in Führung. Und so vergingen die Minuten, der Auswärtssieg für die Veilchen rückte bis zur 74. Minute immer näher. Was folgte, war umso bemerkenswerter: Tunay Deniz und Niklas Kreuzer per Strafstoß drehten die Partie, und selbst ein Platzverweis gegen Kreuzer stoppte den HFC nicht. Im Gegenteil: In einer furiosen Nachspielzeit stellte Halle gar noch auf 5:2 – und unterstrich die Drittliga-Tauglichkeit seiner Offensive.
Nach nur einem Punkt aus vier Spielen war die Not bei der SV Elversberg nicht groß, aber größer geworden. Ein völliger Einsturz auf der Saisonzielgeraden war denkbar. Und als die Bayreuther, die sich ihrerseits von einem 0:4 gegen Duisburg rehabilitieren mussten und um ihre letzten Klassenerhaltschancen kämpften, dann plötzlich früh mit 2:0 führten – das Stirnrunzeln nahm zu. Konnte das denn möglich sein? Doch Elversberg blieb stabil, schnell stand es 1:2, erst eine Viertelstunde war da gespielt. Und das Feuerwerk begann ja erst! Die torreichste erste Halbzeit der Saison endete mit einem 4:2, Bayreuth war völlig überfordert mit den Kombinationen, die die SVE servierte. Mit dem 5:2 (64.) war alles entschieden.
80 Tore schüttete die beste Offensive der 3. Liga im vergangenen Spieljahr aus – klar, dass dort gleich einige Spektakel zu finden waren. So auch das Hinrundenfinale gegen Ingolstadt, indem Elversberg zwischen der 17. und der 25. Minute den Spielstand von 0:0 auf 3:0 änderte. Der FCI drohte auseinanderzufallen, dabei hatte die schlimme 2023er-Krise ja gerade erst begonnen und man wähnte sich noch mit Aufstiegschancen. Nun: Justin Butler und Maximilian Dittgen brachten die Schanzer tatsächlich noch heran, die kurze Überzahl nach Gelb-Rot gegen Elversbergs Lukas Pickert konterte Calvin Brackelmann wenige Minuten später. Das 4:2 von Thore Jacobsen, der insgesamt dreimal traf und zwei Elfer versenkte, war die Entscheidung – der späte Anschluss veränderte nichts mehr.
Der FSV Zwickau ist uns in den Jahren als zuverlässiger Drittligist begegnet, für Spektakel stand er allerdings nur in homöopathischen Dosen. Doch als Joe Enochs zum x-ten Mal auf seine alte Liebe Osnabrück traf, rappelte es mächtig: 2:0 stand es für die Schwäne nach 19 Minuten, die leicht besseren Osnabrücker belohnten sich kurz vor der Pause mit dem 2:2-Ausgleich. Der dank eines Eigentores von Marc Heider aber nichtmal bis zum Halbzeitpfiff Bestand hatte. Nach der Pause fiel erst das 4:2, dann das 4:3, dann versiegte die Torquelle nach 63 Minuten. Ein wildes Spiel, das Zwickau Selbstvertrauen verschaffte, und beim ohnehin defensiv anfälligen VfL die Sorgenfalten vergrößerte.
Es war ein grandioser Tag für den Sport, aber eher keiner für Schiri Tom Bauer, als Osnabrück und Zwickau in einem wilden Duell einen verdienten und doch glücklichen Sieger fanden. Aber der Reihe nach: Das 1:0 von Ba-Muaka Simakala per Strafstoß nach sechs Minuten, vorausgegangen war eine erste Fehlentscheidung, läutete einen vermeintlich entspannten Nachmittag ein. Doch der VfL fand nicht richtig in die Partie und ließ defensiv unglaublich viel zu. Dass Zwickau die Partie drehte, war folgerichtig, die Sachsen hätten noch ein oder zwei Tore höher führen müssen. Dann fand Lila-Weiß in die Spur, nach 55 Minuten stand es 2:2, in der 86. fiel das 3:2. Doch es ist längst nicht vorbei: Der just eingewechselte Raphael Assibey-Mensah ärgerte die Bremer Brücke gewaltig (88.). Dann rückte nochmal Bauer in den Mittelpunkt, gab einen zweiten unberechtigten Handelfmeter. Und wieder war Simakala zur Stelle. Bezeichnend für das VfL-Jahr: Es war die 90. Minute plus sechs.
Auswärtsspiele und Waldhof Mannheim, das funktionierte in der vergangenen Saison überhaupt nicht. Nur 14 Punkten holten die Kurpfälzer aus 19 Versuchen. Auch in Meppen gab es im August nichts zu holen. Zwar ging der Waldhof dank Dominik Martinovic in der 1. Spielminute sogar in Führung, zur Pause lag er dann 1:3 im Hintertreffen. Nach einer Stunde fiel das 4:1 für den SV Meppen, es war der dritte Treffer eines entfesselten Samuel Abifade – der im gesamten Restjahr kein weiteres Drittliga-Tor mehr erzielen sollte. Beim Stand von 4:2 gab es eine üppige Nachspielzeit, und dort traf der SVM noch zweimal, sodass die Pleite richtig wehtat. Hätte den damals so glücklichen Meppener Fans Mitte August jemand gesagt, dass dies schon ihr letzter Sieg bis Mitte Februar sein würde …
Das Spiel begann temporeich, aber noch nicht spektakulär. Chancen auf beiden Seiten blieben ungenutzt, dann fällte RWE-Außenverteidiger Wiegel Oldenburgs Angreifer Badije im Sechzehner – Strafstoß, Wegner traf zur 1:0-Führung nach 22 Minuten. Das küsste die Gäste erst so richtig wach. Ein Geschenk von VfB-Torwart Mielitz, der den zweiten Strafstoß des Tages verursachte, bedingte den 1:1-Ausgleich von Bastians (30.). Der Routinier lief dann zur Höchstform auf: Erst brach er auf der linken Seite durch und bereitete mit seinem wuchtigen Schuss den Abstauber von Berlinski vor – 2:1 (45.). Dann köpfte er einen Halbfeldfreistoß ins lange Eck – 3:1 (50.)! Zwei Schockmomente für die Oldenburger, die aber nicht zum ersten Mal in dieser Saison große Moral an den Tag legten. Und die Rot-Weißen taten ihnen ja auch den Gefallen, sich erst auskontern zu lassen und dann eine Ecke ungenügend zu verteidigen: Starke nutzte das für zwei anspruchsvolle Tore zum Doppelpack und 3:3-Ausgleich (59./67.). Ein weiter Einwurf ließ diese faszinierende Partie anschließend ein weiteres Mal kippen. Rother köpfte Richtung Tor und wurde auch als Schütze des 4:3 gewertet, eigentlich aber war es das Zutun von Leon Deichmann und damit ein Dreiviertel-Eigentor: Dessen Klärungsversuch lenkte den eigentlich am langen Pfosten vorbeizielenden Ball noch ins lange Eck (72.). Ein Eigentor ohne jede Diskussion bildete den Schlusspunkt: Essen konterte, Sponsel flankte, Appiah grätschte vor dem einschussbereiten Ennali in die Flanke und schlug damit Torwart Mielitz und sich selbst.
7:1! Das hatten wir in der Historie in der 3. Liga bis dato genau einmal, als der SC Paderborn 2017 die Bremer Reserve ähnlich demütigte. Nun legte Dynamo Dresden nach. Und der verzweifelte Satz manches Kreisliga-Coaches, "das hätte auch ganz anders ausgehen können", er hatte doch irgendwie seine Berechtigung. Denn Halle zeigte zunächst ein ganz starkes Auswärtsspiel und war, so kurios das klingt, bei einem Halbzeitstand von 0:3 mindestens ebenbürtig gewesen. Umso stärker war die Hoffnung, mit dem frühen 1:3 nach der Pause ein Comeback zu schaffen. Doch stattdessen gab es Haue: Ahmet Arslan (insgesamt drei Tore) und Christian Conteh (zwei Tore) stellten fix auf 5:1, in der Nachspielzeit gab es noch die Tore sechs und sieben. Halles Interimscoach Jens Kiefer sah ein denkwürdiges Debüt – denn die Leistung hatte lange gepasst.