Die besten Spiele des Jahres: Platz 2
Tore, Triumphe, Tränen: Auch wenn die Stadien längst nicht immer so gefüllt sein durften wie früher, hatten es die Spiele der 3. Liga auch 2021 in sich. Bevor wir uns vom bald vergangenen Jahr verabschieden und ein furioses 2022 anpeilen, blicken wir wie immer auf die Drittliga-Highlights der vergangenen zwölf Monate zurück. Heute: Platz 2.
Ein historisches Ereignis
Ein Systemabsturz deutet sich selten an, sondern kommt plötzlich. Wenn aber Zahnräder länger nicht geschmiert werden, nicht richtig ineinandergreifen, manches sich vielleicht sogar unerkannt verhakt hat oder zu brechen droht, braucht es einen, der das System regelmäßig wartet. Bei 1860 München wurde womöglich zu lange gewartet – und nach diesem schwarzen Tag von Giesing, dem 4. Dezember 2021, ging dann auch alles ziemlich schnell. Sascha Mölders, ins Spiel gegangen als souveräner Kapitän und nach 76 Minuten ausgewechselt für den 21-jährigen Tim Linsbichler, wurde drei Tage darauf freigestellt. Seine letzten Minuten für den TSV erlebte er beim schwer zu glaubenden Spielstand von 1:5. Der Topfavorit auf den Zweitliga-Aufstieg war vorgeführt worden von einer Magdeburger Mannschaft, die größer war und ist als jeder ihrer Einzelspieler.
Nach fünf Minuten ahnten die wenigen Zuseher im Grünwalder Stadion, zu diesem Zeitpunkt hatte das Land Bayern bereits wieder Geisterspiele angeordnet, was den Löwen blühen könnte. Denn wie Aushilfs-Innenverteidiger Quirin Moll ein langer Ball des FCM in die Hacken fiel und so zur perfekten Vorlage des 1:0 von Connor Krempicki wurde, das sah schon merkwürdig unglücklich wie unbeholfen aus. Fortan lief alles gegen die Löwen: Erst verschossen sie postwendend durch Dennis Dressel den dritten Strafstoß in Serie, dann ließ Magdeburgs Mittelfeldspieler Andreas Müller Mölders stehen wie eine Litfaßsäule und traf zum Zweiten (14.). Jetzt wurde es unheimlich: Beim 3:0 von Krempicki staunten gleich sechs Verteidiger der Löwen (17.), beim 4:0 Luca Schulers legte Fabian Greilinger mit einem schweren Fauxpas vor (29.). Und auch der Strafstoß, der zum historischen 5:0 von Baris Atik nach 42 Minuten führte, war schlicht plump verursacht. Die Konsequenz: Nie lag eine Drittliga-Mannschaft zur Pause daheim so hoch zurück wie die Sechzger.
FCM schaltet mehrere Gänge zurück
Es war ein Auftritt, der niemals in der Regionalliga, vielleicht auch nicht in der Bayernliga für Zählbares gereicht hätte. Nach dem Seitenwechsel, der FCM hatte früh viermal gewechselt und in den Reservemodus geschaltet, passierte dann nicht mehr viel. Die Löwen erzielten durch Greilinger irgendwann mitten ins Plätschern das 1:5 (71.), das Magdeburg hinnahm. Merveille Biankadi verkürzte sogar noch auf 2:5 (87.) – das wiederum machte Christian Titz als Obmann des mitteldeutschen Spitzenreiters etwas fuchsig. Leicht unnötig hatte der FCM ein noch höheres Ergebnis verpasst, für einen Schönheitsfleck genügten die Gegentore aber nicht. Die schönere Randnotiz war ohnehin das Erreichen des Herbstmeistertitels, der den Elbestädtern mit diesem 5:2-Erfolg nicht mehr zu nehmen war.
Noch einen Hauch geschichtsträchtiger wurde dieses Wochenende übrigens am Folgetag. Da saß wohl auch mancher FCM-Spieler nach dem lockeren Auslaufen sonntagabends auf der heimischen Coach und beobachtete, was sich zwischen Mönchengladbach und dem SC Freiburg in der Bundesliga tun würde. Das Ende ist bekannt: Freiburg pulverisierte die bereits beeindruckenden Torstatistiken der Magdeburger, führte schon nach 25 Minuten mit 5:0, nach 37 Minuten gar mit 6:0 im Borussia-Park. Dass sich diese historischen Ereignisse am ersten Dezemberwochenende derart ballten? Manchmal muss dieser unberechenbare Fußball nicht verstanden werden. Grämen tat sich im Lager des FCM ohnehin keiner nach diesem Sahnestück bei einem Gegner, der nach dem Eindruck der weiteren Vorweihnachtszeit durchaus noch im Aufstiegsrennen mitmischen könnte.
Weiterlesen: Plätze 20-4 // Platz 3