Die Gewinner und Verlierer des Jahresauftakts

Die ersten fünf Spieltage plus zahlreiche Nachholspiele sind im neuen Jahr absolviert, durch diverse Absagen ist die Tabelle der 3. Liga gleichwohl weiterhin ziemlich zerfleddert. Trotzdem lässt sich ein Trend ablesen, wer gut ins Jahr 2021 gestartet ist und wer weniger. Von Zwickau bis Kaiserslautern: Wir listen die Gewinner und Verlierer unter den Drittligisten auf.

Gewinner

Was der SV Waldhof Mannheim im Jahr 2021 bislang abliefert, ist schlicht richtig stark. Die Buwe mussten satte sieben Spiele absolvieren, haben aber keines davon verloren. Vier Siege, unter anderem das 1:0 über Spitzenreiter Dynamo Dresden, sowie drei Unentschieden haben Waldhof aus dem hinteren Mittel- ins Verfolgerfeld der Tabelle katapultiert. Die Winterpause kam für Mannheim ganz offenbar zum perfekten Zeitpunkt: Noch im Dezember hatte man mit einem plötzlichen, aber massiven Abwärtstrend zu kämpfen, verlor 0:5 bei 1860 München, 1:4 daheim gegen Unterhaching.  Umso bemerkenswerter, weil Waldhof mit der Zeit auch die Verletzungspausen seiner Leistungsträger Jesper Verlaat und Max Christiansen zu verkraften wusste – sie müssen sich jetzt sogar redlich mühen, um wieder in die Startformation zu schlüpfen.

 

Mit vier Siegen sowie einer Spielabsage ist der FSV, was die planmäßig ausgetragenen Partien betrifft, Spitzenreiter der Formtabelle: Zwischen dem 18. und 22. Spieltag haben die Westsachsen, die, das muss sich jeder immer wieder vor Augen führen, nach finanziellem Input in dieser Spielklasse ein David unter vielen Goliaths ist, noch keinen Punkt abgegeben. Dazu kommen ein Remis sowie die einzige Niederlage des Jahres gegen den FC Ingolstadt aus zwei Nachholspielen, was die Leistung der Zwickauer aber noch hervorhebenswerter macht: Immerhin mussten sie binnen 21 Tagen sechsmal über 90 Minuten ran. Die Belohnung: Von einem Abstiegsplatz ging es rauf auf Rang 11, und der Abstand nach unten ist auf sieben Zähler angewachsen.

 

So verzerrt sind die Spielpläne derzeit: Während Unterhaching satte sieben Spiele in drei Wochen bestreiten musste, hatte Hansa, das bislang relativ geordnet durch das turbulente Jahr kam, oft spielfrei: Zwei Partien wurden abgesagt, somit musste die Kogge nur drei Punktspiele absolvieren. Das genügte aber im Vergleich mit unserem ersten Verlierer des Jahresauftakts für die neunfache Ausbeute – Rostock um Trainer Jens Härtel gewann nämlich nicht nur gegen die SpVgg (1:0), sondern auch in Duisburg (2:1) und gegen Aufsteiger Saarbrücken (4:2), bei dem es in der Hinrunde noch einen Rückschlag gegeben hatte. Nun hat Hansa, das sich zuletzt noch mit Philip Türpitz und Tobias Schwede verstärkt hat, plötzlich eine richtig gute Ausgangslage im Kampf um die Zweitliga-Rückkehr, könnte mit erfolgreichen Nachholspielen hochgerechnet auf den zweiten Tabellenplatz hüpfen.

Überzeugen konnten aber auch der SC Verl, der in sechs Spielen ungeschlagen blieb (zwei Siege, vier Unentschieden) und zudem 13 Tore erzielte (Liga-Bestwert) sowie 1860 München und der FC Ingolstadt (jeweils zehn Punkte aus fünf Spielen).

 

Verlierer

Die SpVgg Unterhaching hat den Zwickauer Weg in umgekehrter Art und Weise eingeschlagen, was mehr und mehr bedrohlich wird. Die fünf regulären Spieltage gingen allesamt verloren, dazu gab es auch aus zwei Nachholspielen im Januar nur einen mickrigen Punkt gegen Aufsteiger Türkgücü München – dabei war Haching hier einem Sieg sogar sehr nah. Zuletzt wurde Trainer Arie van Lent immer wieder das Vertrauen ausgesprochen, doch nach mittlerweile acht Spielen ohne Erfolg und dem Absturz aus dem Mittelfeld auf Abstiegsrang 17 wächst der Druck stetig. Dabei blieben die Rot-Blauen, einst bekannt für ihre attraktive Spielweise, in fünf der sieben Januar-Begegnungen ohne eigenes Tor. Statt etablierter Profis müssen es auch viele Nachwuchskicker richten. Immerhin: Präsident Markus Schwabl kündigte bereits an, dass der Klub eine Saison in der Regionalliga etwa ohne Stellenabbau verkraften könne. Ein nicht unbedeutender Vorteil gegenüber der betuchten Konkurrenz im Keller, wo viel härtere Einschnitte befürchtet werden müssen.

 

Dafür, dass der FCK in dieser Saison bislang ohne eine Absage ausgekommen ist und seinen Spielplan brav herunterspielen durfte, hat er aus diesem Vorteil bislang sehr wenig gemacht: Nicht ein Sieg im Januar, stattdessen drei der am Betzenberg beliebten Unentschieden und zwei Niederlagen stehen zu Buche – damit tritt Lautern nicht mal mehr auf der Stelle, sondern rutscht wieder tiefer in die problematische Tabellenzone. Für Trainer Jeff Saibene bedeutete diese Negativserie das Aus nach nur 20 Spielen an der Seitenlinie. Jetzt soll Marco Antwerpen, der im Vorjahr mit Braunschweig den Aufstieg schaffte, diesen so prominent besetzten, aber doch völlig falsch zusammengestellten Kader vor dem Worst Case bewahren – ein Abstieg so kurz nach der Insolvenz, noch dazu in die so starke Regionalliga Südwest, könnte die Roten Teufel bitter treffen.

 

Eine spektakuläre Trainerrochade gab es in den vergangenen Tagen: Pavel Dotchev, bis vor kurzem noch Trainer von Viktoria Köln, ist mittlerweile beim MSV Duisburg unter Vertrag, dafür übernimmt Olaf Janßen den Job auf der "Schäl Sick", der rechten Kölner Rheinseite. Die Viktoria knüpfte zuvor im Januar nahtlos an den Abwärtstrend des Vorjahresendes an, gewann keines seiner vier Spiele und holte nur zwei Punkte. Insgesamt ist der – ja, einmal müssen wir es noch schreiben – einstige Geheimfavorit schon seit sieben Partien ohne Sieg, eingesetzt hat der Negativlauf bereits Mitte November. Problematisch ist die zweitschwächste Defensive der 3. Liga, dabei war dieses Sorgenkind aus dem Vorjahr schon bekannt. Kann Viktoria Abstiegskampf? Bald werden wir es wissen.

 

Eigentlich wäre unsere Auflistung an dieser Stelle schon beendet. Doch obgleich der KFC seit bald drei Wochen kein Pflichtspiel absolviert hat und zuvor zumindest zwei Unentschieden holte, ist er aufgrund der außersportlichen Entwicklung ein Verlierer des Januars. Der angekündigte Rückzug von Investor Mikhail Ponomarev, das angestrebte Insolvenzverfahren in eigener Verwaltung, der Streit um den Heimspielort in Düsseldorf, der derzeit in der Frage mündet, wo Uerdingen sein nächstes Heimspiel überhaupt austragen wird. Und hinter allem steckt die Ungewissheit, ob ein weiteres Jahr in der 3. Liga überhaupt finanziell darstellbar ist. Eine vertrackte Situation für alle Beteiligten. Doch das lässt nüchtern feststellen: Allein mit drei Punkten Abzug, die als Folge der Insolvenz eingerechnet werden müssen, ist Uerdingen mitten im Abstiegskampf angekommen.

   

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