Die Gründe für den verspielten Aufstieg des FCS
Das vierte Jahr für den 1. FC Saarbrücken in der 3. Liga neigt sich dem Ende entgegen. Wieder einmal spielten die Saarländer um den Aufstieg mit, wenn auch vom Gefühl her nicht so direkt, wie in den vergangenen Spielzeiten. Geglückt ist der Sprung in die 2. Liga nicht. liga3-online.de nennt die Gründe für das erneute Scheitern.
Grund 1: Zu viele Unentschieden
Im DFB-Pokal stießen die Saarländer bis ins Halbfinale vor. Karlsruhe, Bayern, Frankfurt, Gladbach – namhafte Gegner, zum Teil gar die größten in Deutschland. Drei von vier Spiele entschied Saarbrücken in der 90. Spielminute, zweimal tief in der Nachspielzeit. Der unbedingte Wille war in den K.O.-Spielen immer da. Bis zur letzten Sekunde. Und in der Liga? Mit sechs Toren kurz vor Schluss ist der FCS das zweitbeste Team in der Statistik, trotzdem reichte es insgesamt zu selten für Siege. Bereits 15 Mal teilten die Saarländer die Punkte, was den FCS aktuell zum Remis-König der Liga macht. Nur zwei Teams könnten die Mannschaft von Rüdiger Ziehl noch einholen.
"Die Siege haben uns gefehlt, das ist einfach so", merkte auch Sportdirektor Jürgen Luginger zuletzt beim 0:1 gegen Halle im "MagentaSport"-Interview an. "Wir hatten viele gute Spiele, aus denen wir am Ende nur mit einem Punkt herausgegangen sind." Auf Strecke sei das zu wenig gewesen – denn 13 Siege bedeuten unter den Top9-Teams den niedrigsten Wert. Da half auch kaum noch, dass der FCS nur sieben Niederlagen kassierte, so wenige wie ligaweit sonst nur Ulm oder Regensburg. Möglicherweise hätten die Saarländer mehr Punkte geholt, wenn sie nicht laut liga3-online.de-Experte Babak Rafati gleich 16 Mal benachteiligt worden wären, was im Liga-Vergleich immerhin Platz bedeutet. Auf der anderen Seite profitierten die Saarländer zudem lediglich neunmal (Platz 11).
Grund 2: Fehlende Effektivität
Der 1. FC Saarbrücken hat in dieser Saison die viertbeste Offensive der Liga. Kai Brünker, Kasim Rabihic, Amine Naifi, Simon Stehle – alle Stürmer waren in den vergangenen Wochen erfolgreich. Trotzdem ist die Chancenverwertung ein großes Manko in der Saison der Saarländer. Betrachtet man die 56 Tore des FCS genauer, dann fällt auf, dass die Verteilung eine entscheidende Rolle spielt. In gerade einmal sechs Spielen der kompletten Spielzeit schoss Saarbrücken drei Tore oder mehr – was schon 26 Treffer insgesamt ausmacht. Bedeutet im Umkehrschluss, dass in 29 weiteren Spielen nur 30 Tore fielen, also knapp ein Treffer pro Partie.
Verglichen mit den 29 Gegentoren in denselben 29 Partien erklärt sich umso besser die Häufigkeit der Unentschieden. Dabei wäre für den FCS so viel mehr drin gewesen, wenn man den Statistiken glauben mag. Hinter Dresden hat Saarbrücken nämlich den zweithöchsten xGoal-Wert der Liga – 1.84. Heißt vereinfacht also, dass der FCS anhand der Qualitäten seiner Chancen schon 64 Tore erzielt haben müsste, statt der 56 Treffer. Die besten Beispiele zwischen Theorie und Praxis sind wohl die Duelle gegen Rot-Weiss Essen oder 1860 München, denn trotz Chancenplus stand zweimal nur ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Gegen die Löwen reichte selbst eine komplette Halbzeit in Überzahl nicht für den Sieg.
Grund 3: Ausfälle von Stammspielern
Möglicherweise hätten die Saarländer noch mehr Tore erzielt, wenn die Goalgetter des FCS zur Verfügung gestanden hätten. Patrick Schmidt, der als großer Hoffnungsträger nach Saarbrücken zurückkehrte, fehlt wegen eines Beinbruchs seit dem 7. Spieltag. Seine Bilanz? Drei Tore in sechs Spielen. Jüngst erklärte Rüdiger Ziehl auf einer Spieltags-Pressekonferenz, dass er den gebürtigen Homburger in den internen Überlegungen locker für eine zweistellige Trefferzahl bis hin zu 15 Toren eingeplant hatte. Auch Sebastian Jacob stand in dieser Saison wegen eines erneuten Kreuzbandrisses noch nicht zur Verfügung.
Verstärkungen in der Offensive waren aus unterschiedlichen Gründen nicht darstellbar. Auch, weil die Offensive um Kai Brünker (zwölf Tore) ja gar nicht mal enttäuschte. Aber nicht nur im Sturm war das Personal ausgedünnt. Auch Boné Uaferro fehlte im Saisonverlauf wegen einer häuslichen Handverletzung, Bjarne Thoelke und Julius Biada erwischte es mehrfach und Richard Neudecker fehlt ebenfalls seit Dezember, eigentlich schon seit Oktober. Alles Spieler, die Stammplatzpotential hätten, wenn sie zu 100 Prozent fit wären.
Grund 4: Der Rasen und seine Folgen
19,03 Euro kostet ein Stück Pokalrasen, auf dem die Saarländer gegen die großen Bayern gewannen. Ja, das Grün im Ludwigsparkstadion war in dieser Saison auch ein ausschlaggebender Punkt für den Verlauf im Aufstiegskampf. Wobei es nicht einmal der Rasen selbst war, denn trotz aller Umstände war er – gerade im DFB-Pokal – ja sogar ein Vorteil für den FCS. Immerhin kannte Saarbrücken die Gegebenheiten im eigenen Stadion besser als jeder Gegner. Viel mehr waren es die Folgen und Konsequenzen, die durch die andauernde Rasenthematik entstanden, die dem FCS nicht geholfen haben.
Gladbach durfte im Pokal fünf Minuten vor Anpfiff wieder abreisen, Rot-Weiss Essen wurde unverhofft von einer Spielverlegung zugunsten des DFB-Pokals getroffen und manch anderer Gegner war auch im Liga-Alltag von den Umständen genervt. Dadurch stieg der Trotz der Kontrahenten, im Ludwigspark mal so richtig dagegenzuhalten. Noch viel entscheidender aber: Der Spielplan wurde für den FCS selbst zum echten Kurzstreckensprint. Schon im November mussten die Saarländer durch Verschiebungen, DFB-Pokal und Landespokal insgesamt zehn Partien in 38 Tagen absolvierten. Jetzt werden es allein im April wieder acht Spiele in 28 Tagen gewesen sein, wenn Saarbrücken am heutigen Dienstag das Landespokal-Viertelfinale gegen Hertha Wiesbach gespielt hat. Trotz allem Profitums in der Ziehl-Elf ist bei einer solchen Intensität kaum verwunderlich, dass hinten heraus auch mal die Puste ausgehen kann.
In Summe spielt der FCS eigentlich keine schlechte Saison, besonders unter den vielfach schwierigen Bedingungen ist die Leistung der Saarländer hoch anzurechnen. Doch gerade diese Umstände hinterlassen den faden Beigeschmack, wie viel mehr vielleicht doch möglich gewesen wäre.