Die Zuschauer-Entwicklung der Drittligisten #1: VfL Osnabrück
Was wären die Vereine ohne ihre Fans? Jede Woche pilgern tausende Zuschauer in die Stadien und feuern ihr Team an. Doch wie haben sich die Zuschauerzahlen der Drittligisten in den letzten Jahren entwickelt? Darauf blickt liga3-online.de in einer Serie. Heute: Der VfL Osnabrück.
Drittliga-Rekordzahlen trotz bescheidener Leistung
Oft hängen höhere Zuschauerkulissen und sportlicher Erfolg eng zusammen, beim VfL Osnabrück konnte in einer lange sehr holprigen Hinrunde davon eher keine Rede sein. Obwohl die Lila-Weißen strauchelten, obgleich ihre Heimstärke in der Vorsaison arg gelitten hatte: Die Fans rannten dem Klub an der Scharnhorststraße die Türen ein. 12.796 Zuschauer pro Partie bedeuten gegenwärtig den 5. Platz in der Besuchertabelle der 3. Liga, Osnabrück hat sich damit unmittelbar hinter dem MSV Duisburg eingenistet.
Weniger überraschend war, dass etwa der Saisonstart gegen jene Duisburger (14.200) als auch der Kracher gegen 1860 München (13.800) über dem Schnitt lagen. Auch das erste Wiedersehen mit Rot-Weiss Essen nach 16 Jahren zog die Massen an: 15.200 Zuschauer bedeuten den bisherigen Jahresbestwert. Dass auf Rang 16 liegend an einem Montagabend mehr als 13.000 Fans zum Spiel gegen den Halleschen FC pilgerten, erstaunte hingegen viele. Minuswert in diesem Jahr waren bislang 10.500 Fans gegen den 1. FC Saarbrücken.
Der bisherige Durchschnitt liegt deutlich über dem des Vorjahres (8.358). Hier allerdings wirkten sich mehrfach noch pandemiebedingte Zuschauerbeschränkungen aus, ein Geisterspiel gegen Saarbrücken sowie zwei Partien vor nur 500 Fans drückten den Schnitt kräftig nach unten. Bereinigt hätte der VfL in der Saison 2021/22, in der er lange um den Aufstieg mitspielte, sicherlich einen fünfstelligen Schnitt erreicht.
Bitteres Zweitliga-Jahr und Aufstiegsaufschwung
Komplett ins Wasser fiel aus Fansicht die Saison 2020/21, die in ganz Deutschland fast ausschließlich ohne Zuschauer gespielt wurde. Der VfL durfte nur einmal 3.200 Besucher in sein Stadion lassen. Besonders bitter, als dass der Klub in diesem Jahr per Relegation aus der 2. Bundesliga wieder abstieg und zuvor speziell in seinen Heimspielen außerordentlich schlechte Form an den Tag gelegt hatte. Die Brückenatmosphäre wurde schmerzlichst vermisst.
Zumal der VfL in der Vorsaison 2019/20 bis zum Corona-Lockdown im März 2020 exzellente Ticketabsätze vermeldet und als damaliger Zweitliga-Neuling zunächst kräftig die Liga aufgemischt hatte. 14.700 betrug der Schnitt ohne die Geisterspiele nach Wiederaufnahme der unterbrochenen Saison, sieben Mal war der Heimbereich komplett oder so gut wie ausverkauft. Oder anders formuliert: In der 2. Liga kam das 16.100 Zuschauer fassende Stadion an seine Grenzen. Und auch in der Drittliga-Meistersaison 2018/19, als Trainer Daniel Thioune den VfL hochleben ließ, waren die Osnabrücker in der Region wieder attraktiv: Knapp 12.000 Fans waren pro Spiel dabei.
Keine 5.000 Fans gegen Erfurt
Dass sich die Welt beim VfL Osnabrück vor einigen Jahren noch anders gestaltete, zeigt abschließend ein Blick auf die Jahre 2018 bis 2013. Hier pendelte der Zuschauerwert zwischen 8.066 und 9.232, den Minuswert bildete die sportlich verheerende Saison 2017/18. Dort belegte Lila-Weiß nur Rang 17 – zum Glück im letzten Jahr mit nur drei Absteigern. Doch auch in den anderen Spielzeiten, in denen sich der VfL überwiegend im oberen Drittel festsetzte, ging es nicht über einen festen Kern von 8.500 Fans hinaus.
Umso bemerkenswerter ist die Treue derer, die die Osnabrücker in der letzten Erfolgsperiode hinzugewonnen haben und die nun trotz wackliger Leistungen nicht wieder gehen. Kaum denkbar sind derzeit die Minuskulissen der vergangenen zehn Jahre, erzwungene leere Stadien aufgrund von Corona-Beschränkungen hier natürlich ausgenommen: Nur 5.534 Zuschauer kamen in der Saison 2013/14 gegen Jahn Regensburg. Einmal waren es noch weniger (4.895 gegen Erfurt 2015/16), dort wirkte sich allerdings eine DFB-Strafe infolge des aufgrund eines Feuerzeugwurfs abgebrochenen Pokalspiels gegen Leipzig aus: Es durften nur Dauerkarteninhaber und Gästefans ins Stadion. Den Liga-Bestwert jener zehn Jahre bildete übrigens ein Nachbarschaftsduell: 2016/17 kamen 16.000 Fans gegen die Sportfreunde Lotte, die mittlerweile nur noch in der fünftklassigen Oberliga kicken.
Zuschauer-Entwicklung VfL Osnabrück
Saison | Liga | Schnitt |
---|---|---|
22/23 | 3. Liga | 12.796 |
21/22* | 3. Liga | 8.358 |
20/21* | 2. Bundesliga | 188 |
19/20* | 2. Bundesliga | 11.230 |
18/19 | 3. Liga | 11.955 |
17/18 | 3. Liga | 8.066 |
16/17 | 3. Liga | 9.232 |
15/16 | 3. Liga | 8.620 |
14/15 | 3. Liga | 8.724 |
13/14 | 3. Liga | 8.650 |
*Die Zuschauer-Zahlen in den Spielzeiten 2019/20, 2020/21 und 2021/22 sind teils deutlich durch die Corona-Pandemie verfälscht, wurden der Vollständigkeit wegen aber mit in die Übersicht aufgenommen.