Diego Demme im Interview: "Rangnick hat mich überzeugt"

In der Winterpause wechselte Diego Demme vom Zweitligisten SC Paderborn zu RB Leipzig. Für die Ostwestfalen, bei denen er noch einen Vertrag bis zum Ende dieser Saison besaß, war er seit seinem Wechsel von Arminia Bielefeld im Jahr Januar 2012 als Stammspieler gesetzt und absolvierte dort insgesamt 58 Zweitliga-Partien. Am Samstag bestritt der 22-Jährige sein erstes Ligaspiel für seinen neuen Verein und stand bei der 0:1-Niederlage gegen Burghausen direkt in der Startformation. Im Interview mit liga3-online.de, das bereits am vergangenen Freitag aufgezeichnet worden ist, sprach der 22-Jährige über die Gründe für seinen Wechsel aus der 2. in die 3. Liga, seine Zukunftspläne und sein größtes Manko.

liga3-online.de: Herr Demme, Sie sind mittlerweile seit fast zwei Wochen bei Ihrem neuen Club. Wie sind bislang Ihre Eindrücke von Ihrer neuen Mannschaft und dem Verein?

Diego Demme: Ich habe mich super eingelebt und die Mannschaft hat mich toll aufgenommen. Alle Teamkollegen sind echt nett. Ich freue mich einfach, hier zu sein. Das Trainingsgelände ist zwar bisher noch etwas provisorisch, aber der Kraftraum und die Kabinen sind beispielsweise super. Und bis nächstes Jahr wird ja auch ein neues Trainingszentrum gebaut. Da freue ich mich schon drauf.

Haben Sie denn auch schon ein bisschen was von der Stadt sehen und sich einleben können?

Also bislang wohne ich ja noch im Hotel. Meine Freundin und ich waren auch schon mal kurz in der Stadt unterwegs. Es gefällt uns sehr gut, gerade mit den ganzen Altbauten. In den kommenden Tagen wollen wir uns dann noch ein bisschen mehr anschauen.

Wie genau ist der Transfer vom SCP zu RB denn aus Ihrer Sicht abgelaufen?

Der Wechsel ging relativ fix über die Bühne. Ich hatte ein Gespräch mit Herrn Rangnick, der mich vom ganzen Projekt hier in Leipzig überzeugt hat. Dann ging alles relativ schnell. Einen Tag, bevor ich den Vertrag dann unterschrieben habe, hat mir Alex Zorniger alles über das System und wie er es zum Beispiel mit der Disziplin handhabt, erklärt. Der erste Eindruck hat gestimmt. Und so wie ich es jetzt beurteilen kann, ist es gerade langfristig gesehen sportlich einfach ein gutes Projekt für mich.
Auf den ersten Blick ist es ja ein Rückschritt, wenn man von der 2. in die 3. Liga wechselt, zumal Sie bei Paderborn regelmäßig gespielt haben. Warum haben Sie sich trotzdem für diesen Wechsel entschieden?
In Paderborn war ich ja sozusagen gesetzt. Aber langfristig besteht hier einfach eher die Möglichkeit, in die erste Liga zu kommen als in Paderborn. Deswegen habe ich mich zu diesem Schritt entschieden.

Waren denn auch andere Vereine außer RBL interessiert?

Es gab noch andere Interessenten aus der 2. Liga, aber es lagen keine  konkreten Angebote vor. Auch eine Mannschaft aus der Bundesliga hatte mich auf dem Zettel. Aber wenn das RBL-Angebot nicht gekommen wäre, wäre ich wohl in Paderborn geblieben, zumal der SCP gerne mit mir verlängert hätte.

Nun wird über RB Leipzig ja in der gesamten Republik viel diskutiert. Gab es in Ihrem unmittelbaren Umfeld denn auch Leute, die Ihnen von dem Wechsel abgeraten haben?

Nein, kritische Stimmen gab es eigentlich nicht.

Ende September des vergangenen Jahres wurden Sie in Paderborn von Trainer André Breitenreiter zwischenzeitlich aus dem Kader gestrichen, offiziell aus "disziplinarischen Gründen". Was war da eigentlich damals los und war das vielleicht auch ein Grund für den Wechsel?

Nein, die Sache war einmalig und danach vom Tisch. Ich habe mich auch mit dem Trainer ausgesprochen. Es gab auf dem Platz einfach einen Streit zwischen mir und dem Kapitän während eines Spiels. Das war alles.

Also braucht sich ihr neuer Coach Alex Zorniger keine Sorgen machen, in absehbarer Zeit auch mal zu diesem Mittel greifen zu müssen?

Da kann er beruhigt sein. Das glaube ich nicht.

Sie wurden in den vergangenen Tagen von vielen Seiten sehr gelobt, gerade auch vom Trainer. Es scheint so, als hätten Sie keine wirklich große Eingewöhnungsphase gebraucht. Täuscht der Eindruck oder war die Umstellung einfach nicht so groß?

Zu Beginn hätte ich auch nicht gedacht, dass es direkt so gut laufen würde. Ich bin ja jetzt erst knapp zwei Wochen hier und fühle mich trotzdem schon, als wäre es mindestens ein Monat. Ich verstehe mich mit den Mannschaftskollegen sehr gut und auch das System passt denke ich hervorragend zu mir.

Wenn Sie mal konkret die Spielphilosophie von SCP-Coach Breitenreiter mit der Ihres neuen Trainers vergleichen: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es da?

Von der Anlage her gibt es schon deutliche Unterschiede. Hier in Leipzig wird mehr Wert auf Gegenpressing  und sofortiges Umschalten in die Tiefe gelegt. In Paderborn ging es mehr um Ballbesitz und ein nicht ganz so extremes Umschalten. Ich würde sagen, dass System hier liegt mir sogar ein Stück besser. Es liegt in meinem Naturell, sofort, wenn der Ball verloren wird, dagegen zu arbeiten und das wird hier eben noch mehr gefordert.

Wie würden Sie sich denn selbst als Spielertyp beschreiben? Auf was für einen Kicker dürfen sich die RB-Fans freuen?

Also ich spiele am liebsten auf der Sechs oder auf der Acht. Ich würde mich mal als aggressiven Spieler gegen den Ball einstufen. Und nach vorne bin ich kreativ und kann die Spieler gut einsetzen. Was mir sicherlich noch fehlt, ist die Torgefährlichkeit.

Allerdings, ihr letztes Pflichtspieltor haben Sie in der A-Jugend geschossen. Es wird Zeit, dass der Knoten auch im Männerbereich endlich mal platzt, oder?

Ja, das stimmt. Die Tore habe ich mir offenbar für Leipzig aufgehoben.

Dann schauen wir zum Abschluss noch ein wenig in die Zukunft: In drei Jahren sind Sie 25 Jahre alt. Dann schreiben wir das Jahr 2017. Wenn alles genau so läuft, wie Sie es sich vorstellen: Auf welchem Level sind RB und Sie dann unterwegs?

Ich hoffe, wir spielen dann auf einem sehr hohen Level und gemeinsam in der 1. Liga.

Und vielleicht sogar schon international?

Ich denke, hier ist es auf jeden Fall möglich, auch wenn das vorerst eher ein Traum bleibt.

Danke für das Gespräch!

 

FOTOS: GEPA Pictures

   

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