Dotchev im Interview: "Dürfen uns nicht mehr viele Fehler erlauben"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Duisburgs Cheftrainer Pavel Dotchev über seinen neuen Job, den geglückten Einstand beim 2:1 gegen die SpVgg Unterhaching, den Abstiegskampf und das Lokalduell beim direkten Konkurrenten KFC Uerdingen am Sonntag.
"Müssen dranbleiben und nachlegen"
liga3-online.de: Nur wenige Tage nach dem Ende Ihrer Amtszeit bei Viktoria Köln haben Sie mit dem MSV Duisburg im Februar einen neuen Arbeitgeber in der 3. Liga gefunden. Das ging schnell, Herr Dotchev!
Pavel Dotchev: Absolut, da hatte ich auch selbst nicht mit gerechnet. Die Enttäuschung über mein Aus bei Viktoria Köln war sehr groß und ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, erst einmal ein paar Wochen bei meiner Familie in Paderborn zu verbringen. Dann kam aber der Anruf aus Duisburg. Und weil ein so großer Traditionsverein nicht jeden Tag anklopft, habe ich mich natürlich damit auseinandergesetzt. Die Gespräche verliefen super und ich war schnell davon begeistert, die Herausforderung beim MSV anzunehmen.
Auch geografisch mussten Sie sich nicht groß umgewöhnen.
Das stimmt. Ich bin weiterhin nicht weit weg von zuhause und der Umzug nach Duisburg hat unkompliziert funktioniert – auch dank der Hilfe des Vereins. Es ist eine Ehre für mich, den MSV zu coachen. Duisburg ist ein toller Verein mit viel Potenzial. Aktuell ist die Situation schwierig und ich bin mir bewusst, dass es keine einfache Aufgabe wird, das Team zum Klassenverbleib zu führen. Aber wenn uns das gelingt, sehe ich für die kommenden Jahre eine große Perspektive.
Bei Ihrem Debüt gab es einen 2:1-Erfolg im Abstiegsduell mit der SpVgg Unterhaching. Ihr Fazit zum Spiel?
Es war ein zerfahrenes Spiel gegen einen direkten Konkurrenten, der sich ebenfalls in einer schwierigen Lage befindet. Wir haben einige technische Fehler gemacht und man hat gesehen, dass eine gewisse Nervosität vorhanden war. Das ist aber normal, wir stecken nun einmal mittendrin im Abstiegskampf. Es erwartet niemand, dass wir auf einmal anfangen zu zaubern. Im Gegenteil: Kampfgeist, Einsatz und der unbedingte Wille sind gefragt.
Nach dem 3:1 gegen den VfB Lübeck war es der zweite Sieg in Folge gegen einen direkten Konkurrenten im Rennen um den Klassenverbleib. Herrscht gerade so etwas wie Aufbruchsstimmung im Team?
Das Selbstvertrauen ist auf jeden Fall gestiegen und die Jungs haben gezeigt, was in ihnen steckt. Allerdings stehen wir immer noch unter dem Strich. Wir müssen dranbleiben und nachlegen.
"Mittlerweile lügt die Tabelle nicht"
Wie schätzen Sie die Tabellensituation nach dem 25. Spieltag ein?
Wir befinden uns nicht mehr in der ersten Saisonhälfte, in der die Tabelle meist wenig Aussagekraft hat. Mittlerweile lügt die Tabelle nicht. Wir müssen akzeptieren, dass es für uns einzig und allein darum geht, den Abstieg zu verhindern. Noch haben wir genügend Zeit, um in der Tabelle einige Plätze zu klettern. Viele Fehler dürfen wir uns aber nicht mehr erlauben.
Sie sind ein Drittligaspezialist und kennen die Liga als Rekordtrainer so gut wie kein anderer. Worauf wird es ankommen, um die Liga zu halten?
In erster Linie müssen wir die Ruhe bewahren. Es hilft nichts, in Aktionismus zu verfallen und sich verrückt zu machen. In der Ruhe liegt schließlich die Kraft. Sportlich ist vor allem Konstanz gefragt. Auch, wenn wir uns in einer extrem ausgeglichenen Liga befinden, in der es keine einfachen Spiele gibt: Wir müssen es schaffen, konstanter zu punkten. Nur so kann der Weg unten herausführen. Dabei setzen wir auch auf die Unterstützung der Fans, die zuletzt gegen Unterhaching bereits mit Hupkonzerten auf dem Parkplatz vor dem Stadion signalisiert haben, dass sie für uns da sind. In Zeiten, in denen vor leeren Rängen gespielt wird, ist das eine schöne Sache.
Nach den Siegen gegen Lübeck und Haching folgt am Sonntag der nächste Abstiegskracher – diesmal geht es zum Lokalrivalen KFC Uerdingen. Ist es ein Vorteil für Ihr Team, dass es beim KFC derzeit drunter und drüber geht?
Nein, das glaube ich nicht. Wenn überhaupt, ist es eher ein Nachteil! Die schwierige Situation im Verein ist der Trumpf des Teams. Das gemeinsame Schicksal schweißt die Spieler noch mehr zusammen und macht den KFC gefährlich. Es ist ja auch nicht so, dass die jüngsten Leistungen von Uerdingen das Gegenteil beweisen. Beim FC Bayern II gab es einen 1:0-Sieg, zuletzt beim 1:3 in Wiesbaden zeigte die Mannschaft trotz der Niederlage Moral und Qualität. Ich erwarte daher einen sehr unangenehmen und hartnäckigen Gegner, der uns das Leben schwer machen wird.