Drei Niederlagen in Folge: Der Hallesche FC im freien Fall
Der Fußball wird seit Jahren mehr und mehr zu einer Wissenschaft. Taktiken, Spielbeobachtungen, Langzeitpläne – alles wird möglichst haargenau erarbeitet. Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen das berühmt-berüchtigte Bauchgefühl zuschlägt. Den Fans des Halleschen FC dürfte es momentan vor allem Bauchschmerzen verursachen, denn der HFC befindet sich, ohne Dramatisierung, im freien Fall nach unten. Drei Spiele hat man zuletzt in Folge verloren, davon gar zwei in der Ferne, das einstige Steckenpferd der Saalestädter.
Nur sechs Auswechselspieler in Kiel
Konnte man das 0:2 in Münster noch der Erschöpfung nach einer englischen Woche zuschieben, offenbarten die zweite Hälfte der Partie gegen Erfurt und nun ganz besonders das Spiel in Kiel gravierende Schwierigkeiten in der Mannschaft von Sven Köhler. Ein unvergleichliches Verletzungspech sorgt dafür, dass eine prima eingespielte Mannschaft nun wöchentlich umgestellt werden muss. Spieler wie Ivica Banovic oder Sören Bertram, die eigentlich eine ruhige Aufbauphase benötigen würden, um sich von hartnäckigen Blessuren zu erholen, werden zwangsläufig direkt wieder ins kalte Wasser geworfen. Am Samstag in Kiel stand Banovic, von dem man wohlgemerkt vor einigen Wochen nicht einmal wusste, ob er jemals für den HFC auflaufen wird, in der Startelf. Sören Bertram saß auf der Bank, doch selbst mit ihm konnte Sven Köhler nur sechs von sieben Ersatzspielern nominieren – die U23-Spieler Max Barnofsky und Stanley Ratifo inklusive.
Abstiegsangst?
Der HFC, der längst ein System gefunden hatte und durchaus darin zu überzeugen wusste, fängt mitten in der Saison bei null an und das leider nicht aus dem gesicherten Tabellenmittelfeld, sondern nun mehr in sichtbarer Nähe zu den Abstiegsplätzen. Unabhängig davon, dass ein Abstieg bei der Qualität dieser Mannschaft so absurd anmutet, dass man ihn sich gar nicht vorstellen kann, nagt die Platzierung natürlich auch am Selbstbewusstsein einer psychisch wackligen Köhler-Elf, was einen Befreiungsschlag umso schwerer macht.
Woher kommen die Verletzungen?
Wie geht es also weiter? „Alles für das Team“ ist die Devise, und sei es für eine Rumpfelf. Trainer Köhler setzte beispielsweise mit der Suspendierung des gesperrten Timo Furuholm ein Zeichen. Dem Finnen wurden vor allem persönliche Eitelkeiten in den letzten Wochen zum Verhängnis, der einstige Heilsbringer zeigte sich aber auch reumütig und dürfte mangels Alternativen nach seiner Sperre zurückkehren. Hoffnung sollte auch die Genesung einiger Spieler machen, im Fall von Selim Aydemir hielt die Freude allerdings nur wenige Tage, bevor sich der Deutsch-Türke im Training direkt wieder verletzte, diesmal noch schwerer. Die Verletzungsmisere rund um die Mannschaft bleibt ein Mysterium beim HFC, selbst intern gilt das Thema als heißes Pflaster. Man sei mit der Arbeit der Physiotherapeuten absolut zufrieden.
Kein Geld für Transfers
Lohnt es in so einer Situation überhaupt nach Schuldigen zu suchen? Steht man beim HFC traditionell wieder vor der alljährlichen Trainerdebatte? Bisher wurden keine Stimmen gegen Trainer Köhler gerichtet, aber wie so oft in Krisenzeiten vertraut der Trainer auf seine ruhige und sachliche Linie. Bisher ist er damit auch immer gut gefahren, konnte sich die Mannschaft doch jedes Mal fangen und im Mittelfeld der Tabelle festsetzen. Nur, und da wäre man wieder beim Bauchgefühl, momentan herrscht Formstillstand an der Saale und es deutet nichts darauf hin, dass sich dieser Zustand ändern könnte. Durch die Last-Minute-Transfers von Florian Krebs und Marco Engelhardt fehlt die Möglichkeit nachzujustieren, aus der Mannschaft heraus kommen aufgrund der Verletzungen kaum Alternativen. Hoffnungen ruhen darauf, dass sich nun niemand weiteres verletzt und nach Ablauf der Sperren von Gogia und Furuholm wichtige Stützen gestärkt zurückkommen. Allein das Bauchgefühl sagt: Das wird ein harter Weg für den HFC.
FOTO: calcio-culinaria.de