Drei Schwergewichte taumeln: Wer schafft den Klassenerhalt?

Der 1. FC Kaiserslautern, der MSV Duisburg und der 1. FC Magdeburg zählen zu den absoluten Schwergewichten der 3. Liga, alle drei sind in ihrer Region fest verankert und haben ein mindestens zweitligataugliches Umfeld. In dieser Saison hilft ihnen all das nicht: Es wird immer wahrscheinlicher, dass mindestens einer von ihnen in einigen Monaten absteigen wird. Wen wird es treffen? Wir nehmen die Klubs unter die Lupe.

Die Tabellensituation: Kaiserslautern steht im Spielplan derzeit "glatt", hat also alle 23 Spiele absolviert und 24 Punkte erbeutet. Kürzlich gab es zum Debüt von Trainer Marco Antwerpen einen 2:0-Derbysieg bei Waldhof Mannheim – nichts scheint geeigneter für einen Wendepunkt als ein solch prestigeträchtiger Erfolg. Bitter nötig wäre die dauerhafte Trendwende: Es war erst der vierte Dreier der Spielzeit, zweimal in Serie gewinnen konnten die Roten Teufel im Spieljahr 2020/21 noch gar nicht. Daher pendelt der FCK auch schon seit den Auftaktspielen zwischen den Rängen über und unter dem Strich, besser als auf Position 14 war Lautern bislang nicht platziert.

Trainer und Mannschaft: In Marco Antwerpen versucht sich seit einer Woche der mittlerweile dritte Coach der Saison auf dem Betzenberg, sein Einstand hätte nicht besser verlaufen können. Antwerpen bringt die Mentalität eines Sofort-Anpackers mit sich, ist dazu extrem ehrgeizig und in seiner Spielphilosophie anpassungsfähig, wie er beim Aufstieg mit Eintracht Braunschweig zeigte. Seine Mannschaft, so stark bestückt sie scheint, hat als Kollektiv wie individuell lange vieles vermissen lassen: Konstanz in der Leistung und dem Abrufen von Grundtugenden, Ideenfindung in der gegnerischen Hälfte, Stabilität bei gegnerischen Standards. Ob der Sieg in Mannheim das alles beheben kann, ist zumindest fraglich. Gerade daheim lief in dieser schaurigen Saison bislang überhaupt nichts zusammen.

Umfeld und Prognose: Vielleicht stünde der FCK nicht derart tief, wenn sich hinter der ersten Mannschaft nicht seit Jahren kontinuierlich Graben auftun würden, in denen erbitterte Machtkämpfe ausgetragen werden. Auch dort muss sich jeder in den nächsten Monaten zusammenraufen, damit der vierfache Deutsche Meister nicht in der Regionalliga verschwindet. Die Chance auf den frühzeitigen Klassenerhalt ist da, mit Antwerpen aber auch die wohl letzte Patrone gezogen.

 

Die Tabellensituation: Kürzlich musste Duisburg unverrichteter Dinge aus Saarbrücken abreisen, aufgrund eines nicht spielfähigen Rasens bleibt der MSV erst einmal bei 22 Spielen und 21 Punkten stehen. Es ist lange her, dass ein Drittligist, der im Jahr zuvor den Aufstieg nur haarscharf verpasste, im darauffolgenden Jahr einen solchen Absturz erlebt hat: Wer länger dabei ist, erinnert sich womöglich an die Stuttgarter Kickers, die 2015 im Aufstiegsrennen waren, ein Jahr später aber abgestiegen und danach bis in die Oberliga abgerutscht sind. Mut machten bisher nur ganz wenige überzeugende Auftritte, darunter auch das bislang letzte Spiel: das 3:1 im Kellerduell mit dem VfB Lübeck, begleitet von hunderten hupender MSV-Fans auf dem Stadionvorplatz.

Trainer und Mannschaft: Für Pavel Dotchev ist die 3. Liga das eigene Wohnzimmer, der MSV ist für den Bulgaren, dessen Debüt nun wohl am kommenden Samstag beim Halleschen FC stattfindet, bereits die siebte Station in dieser Spielklasse. In den Abstiegskampf hat es ihn dabei allerdings eher selten verschlagen – meist war er der Mann für Aufstiegsmissionen. Kurios war das Zustandekommen, schließlich war Dotchev wenige Tage zuvor erst eine Autostunde südlich beim Konkurrenten Viktoria Köln entlassen worden. Die Mannschaft, die er vorfindet, spielt bislang weit unter ihren Möglichkeiten, dazu hatten etliche Leistungsträger bereits Pech mit Verletzungen und krankheitsbedingten Ausfällen. Dass Duisburg die schwächste Defensive der Liga stellt, ist höchst verwunderlich angesichts der erfahrenen Verteidiger und eines Leo Weinkauf, der im Tor seine Fehleranfälligkeit abgelegt hat. Doch daran konnten seine Vorderleute bislang nicht anknüpfen.

Umfeld und Prognose: Der MSV braucht die 3. Liga und perspektivisch sogar einen Aufstieg, um sich wirtschaftlich stabilisieren zu können, auch wenn der Verkauf von Anteilen an US-Sportausrüster Capelli Sport eine Millionensumme eingebracht hat. Die Fans schöpfen nach der Abkehr von Ex-Trainer Gino Lettieri, dessen Amtszeit nie unter einem guten Stern stand und dessen Verpflichtung Ivica Grlic im Nachhinein als Fehler eingestand, neue Hoffnung. Da sich Pavel Dotchev in der Vergangenheit gerade in den ersten Monaten bei neuen Klubs bewiesen hat, darf der MSV berechtigt hoffen. Doch auch er muss dringend konstanter und konzentrierter werden.

 

Die Tabellensituation: Sie ist genau gleich wie die des MSV Duisburg: 22 Spiele, 21 Punkte, minus elf Tore – beim FCM liegt das Hauptproblem allerdings der Statistik zufolge beim Torerzielen, weshalb sich Magdeburg derzeit noch einen Platz tiefer einsortieren muss. In dreieinhalb Monaten würde das aber keinen Unterschied mehr machen, nach derzeitigem Stand steigen dann beide Traditionsvereine ab. Immerhin eine gute Phase mit zwei Erfolgen hatte der Fußballclub im Januar, doch das Zwischenhoch hat sich längst verzogen. Punktet der VfB Lübeck in seinen Nachholspielen, wären die Elbestädter sogar wieder Schlusslicht.

Trainer und Mannschaft: Während Lautern und Duisburg bereits zwei Übungsleiter geschasst hatten, gehörte der 1. FC Magdeburg bis Dienstagnachmittag neben den Kontrahenten Unterhaching und Lübeck zu den Vereinen, die bislang auf Kontinuität gesetzt haben. Dann trat Thomas Hoßmang, einst gekommen aus dem Nachwuchsleistungszentrum, freiwillig zurück. Tatsächlich war im Verlauf der Spielzeit bislang keine entscheidende Weiterentwicklung der gewiss nicht herausragend, aber solide besetzten Mannschaft zu erkennen – auch Magdeburg bleibt klar unter seinen Möglichkeiten. Das hat unter anderem damit zu tun, dass, auch wenn die Wintertransfers zumindest in manchen Spielen überzeugten, seit Sommer keine klare Strategie mehr bei der Mannschaftsplanung zu erkennen ist. Viele Mitläufer, wenige verbliebene Anführer auf dem Rasen, die zudem noch Leistung bringen: Das kann auf Dauer kaum für mehr als das hintere Drittel reichen. Doch nun muss es der FCM mit den vorhandenen Spielern richten. Vielleicht bewirkt ja der neue Trainer Wunder, wer auch immer den Posten nun übernimmt.

Umfeld und Prognose: Kaum eine Anhängerschaft ist so aufgewühlt und besorgt wie die des FCM, unter anderem wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung gefordert. Sie wähnt ihren Verein um seine Geschäftsführung ohnmächtig der Bedeutungslosigkeit entgegentaumeln – zu präsent ist die lange Zeit in der Regionalliga, aus der Magdeburg vor fünfeinhalb Jahren so furios emporgeklettert kam. Geht es zurück in die Nordost-Staffel der Viertklassigkeit? So schwer das zu diesem Zeitpunkt zu prognostizieren ist: Aktuell sprechen mehr Gründe dafür als dagegen.

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button