Drittligisten verpassen reihenweise die DFB-Pokal-Qualifikation
Am Mittwoch Abend unterlag der F. C. Hansa Rostock im Finale des Krombacher-Landespokals (Mecklenburg-Vorpommern) der TSG Neustrelitz klar und deutlich mit 0:3. Die Niederlage gegen den Regionalligisten kann getrost in die Kategorie "peinlich" eingeordnet werden. Doch die Rostocker stehen nicht alleine da, in dieser Spielzeit mussten ungewöhnlich viele Drittligisten in ihren Landespokalen frühzeitig die Segel streichen, und auch die ein oder andere peinliche Niederlage war dabei. In der nächsten Saison werden – je nach dem ob Leipzig aufsteigt oder nicht – gerade einmal sechs oder sieben Drittligisten in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals vertreten sein (und mindestens 21 unterklassige Vereine!). Rekord! So eine geringe Anzahl gab es seit der Einführung der 3. Liga nicht: für 2009/10 konnten sich neun, 2010/11 und 2011/12 jeweils zehn sowie für 2012/13 zwölf Vereine qualifizieren. Für die erste Drittligasaison 2008/09, bei der sich sechs Teams für den Pokal qualifizieren konnten, spielten die Teams noch als Regionalligisten, damit ist dieses Saison aus der Wertung.
Aus gegen unterklassige Gegner (9): Rostock, Burghasen, Chemnitz, Erfurt, Halle, Unterhaching, Stuttgart, *Elversberg, *Kiel
Die Liste der Gescheiterten in diesem Jahr ist lang: So unterlagen neben Hansa Rostock auch Wacker Burghausen (TSV 1860 Rosenheim) und der Chemnitzer FC (RB Leipzig) im Landespokalfinale je einem Viertligisten, RW Erfurt unterlag im Endspiel gar einem Sechstligisten (SV SCHOTT Jena). Vorzeitig die Segel streichen mussten auch der Hallesche FC (Halbinfale gegen Germania Halberstadt (4. Liga)) und die SpVgg Unterhaching, die sogar schon im Viertelfinale (SpVgg Bayern Hof, ebenfalls 4. Liga). Für die Stuttgarter Kickers war ebenfalls im Viertelfinale Schluss, hier war Sonnenhof Großaspach (Viertligist) eine Nummer zu groß. Auch die potentiellen Aufsteiger SV Elversberg und Holstein Kiel haben eine peinliche Pokalniederlage in diesem Jahr zu verzeichnen, in der vierten Runde des Saarlandpokals (entspricht dem 32stel-Finale!) war für die SVE gegen den zwei Klassen tiefer (also 6. Liga) spielenden SV Saar Saarbrücken im Elfmeterschießen Endstation, Kiel schied gegen den TSV Kropp (immerhin "nur" eine Liga tiefer, 5. Liga) aus.
Aus gegen gleich- oder höherklassige Gegner (4): Offenbach, Wehen, *Kassel, *Lotte
Der SV Wehen und die Kickers Offenbach haben im Krombacher Hessenpokal auch keinen Sieg erringen können, sie hatten jedoch mit dem SV Darmstadt 98 einen gleichklassigen Gegner. Für den OFC war im Halbfinale Schluss, Wehen unterlag im Endspiel. Auch wenn z. B. das Finale mit 0:4 verloren ging, hätte man diese Niederlagen als "möglich" einstufen können – in der "Galerie der Schande" finden sich die beiden hessischen Vereine also nicht wieder. Auch die potentiellen Aufsteiger Kassel und Lotte kann man ein Scheitern im Landespokal nicht vorwerfen, der KSV verlor im Halbfinale gegen die höher spielenden Wehener, die Sportfreunde unterlagen im Viertelfinale Preußen Münster. Diese Vereine sind bei Aufstieg also nicht Schuld an einem drittligaarmen Pokal 2013/14.
Retter der Ehre? (3) Münster, Regensburg, *Sandhausen/Duisburg
Die Ehre der 3. Liga retteten demnach Münster, Regensburg und Sandhausen (bzw. der MSV Duisburg) – diese Vereine nehmen nämlich am DFB-Pokal 2013/14 teil! Aber wirklich aus eigener Kraft? Eher nein… Auch der SC Preußen blamierte sich im Landespokal! Im Halbfinale des westfälischen Krombacher-Pokals unterlagen die Adler dem Viertligisten SC Wiedenbrück und stehen nur dank des vierten Tabellenplatzes in der ersten Hauptrunde. Die Zweitligaabsteiger Jahn Regensburg und SV Sandhausen (bzw. der MSV Duisburg, je nach Ausgang des Duisburger Protestes) sind zwar künftige Drittligisten, die am Pokal teilnehmen – richtig viel tun mussten sie dazu jedoch nicht, da Zweitligisten automatisch für den Pokal qualifiziert sind.
Retter der Ehre! (5) Osnabrück, Heidenheim, Saarbrücken, *Darmstadt, *Leipzig
Die wahren Retter der Ehre sind der 1. FC Heidenheim und der 1. FC Saarbrücken, die als einzige künftige Drittligisten ihren Landespokal gewinnen und sich somit für den DFB-Pokal qualifizieren konnten. Je nach dem, ob es RB Leipzig gelingt aufzusteigen, zählen sie auch dazu; auch der SV Darmstadt könnte unter Umständen als Landespokalsieger Drittligist im Pokal 13/14 werden, sollte der MSV Duisburg mit einem Protest gegen die Lizenzverweigerung nicht durchkommen und nach dem Zwangsabstieg auch nicht in der 3. Liga spielen. In diesem Fall würde der SV Sandhausen Zweitligist bleiben und Darmstadt erster Nachrücker sein. Der VfL Osnabrück ließ ebenso nichts anbrennen und siegte gestern im Landespokalfinale gegen den SV Wilhemshaven – auch wenn sie durch den dritten Platz in der Tabelle (bzw. durch das alleinige Erreichen des Endspiels) bereits vorher qualifiziert waren.
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze???
Regensburg, Osnabrück, Heidenheim, Saarbrücken, Münster und einer des Trios Sandhausen/Duisburg/Darmstadt – die 3. Liga ist mit sechs Vereinen, bei einem Leipziger Aufstieg mit sieben, im DFB-Pokal 2013/14 vertreten. Nur ein Drittel der möglichen – negativer Rekord! Immerhin sind Drittligisten die höchstklassigsten Vereine in den jeweiligen Landespokalen, nur warum leisteten sie sich in diesem Jahr so viele Aussetzer? Natürlich werden die wahren Gründe ein Rätsel bleiben, mit dem Spruch "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze" kommt man auch nicht weit. Haben die Mannschaften ihre Gegner einfach unterschätzt? War der Druck angesichts der (z. B. im Fall Burghasen) bereits eingeplanten Pokalgelder zu hoch? Oder ist die Liga im Allgemeinen schwächer geworden? Man kann es nicht mit Sicherheit sagen. Sicher ist nur, dass nur sechs oder sieben von 18 potentiellen Vereinen aus der 3. Liga kommende Spielzeit in er ersten Hauptrunde des DFB-Pokals dabei sind – und die halbe Liga sich blamiert hat. Hoffen wir, dass die Landespokal-Saison 2013/14 unter einem besseren Stern steht!
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