Drittliga-Kandidaten #5: Uerdingen vor direktem Durchmarsch

Am 24. Mai sowie drei Tage darauf zählt es: Ein letztes Mal spielen sechs Regionalligisten drei Aufsteiger in die 3. Liga aus, ehe die Regelung im Folgejahr angepasst wird. Mit dabei sind diverse große Namen, die viel Tradition und jede Menge Fans mitbringen. Der vorletzte Teil stellt den KFC Uerdingen vor, der erstmals seit der Trennung von der Bayer AG wieder auf nationaler Ebene spielen möchte.

Die jüngere Vergangenheit

Vom KFC Uerdingen hat man in diesem Jahrtausend noch nicht viel gehört – und wenn, dann waren es meist chaotische Schlagzeilen, die den Klub aus dem rheinischen Krefeld bestimmten. Trainer kamen und gingen, mächtige Besitzer mit umso spektakuläreren Zielen dominierten den Verein und stürzten ihn so manches Mal ins Verderben. Ältere Fußballfans erinnern sich noch an glorreiche Zeiten wie das "Wunder von Uerdingen", als der KFC Dynamo Dresden im Europapokal 1986 trotz eines addierten 1:5-Rückstandes nach drei von vier Halbzeiten noch besiegte. Doch 1995 stieg Pharmakonzern Bayern, der bis dato Großsponsor und Namensgeber war, aus. Ein Jahr später stieg Uerdingen aus der Bundesliga ab.

Es begann die schwierigste Zeit für die Blauen-Roten. 2005 wurde dem Club die Zulassung für die damalige Regionalliga Nord nicht erteilt, der KFC Uerdingen wurde in die Viertklassigkeit verbannt. Weiter ging es mit Chaos, der KFC stellte drei Insolvenzanträge binnen vier Jahren und musste 2008 den absoluten Tiefpunkt hinnehmen: Die Niederrheinliga. Sechstklassigkeit. 2010 ging es zurück in die fünfte, 2013 zurück in die vierte Liga. Doch Investor Lakis Kourkodialos holte weiterhin Spieler für große Summen und feuerte Trainer fast im Wochentakt. 2015 stieg der KFC aus der West-Staffel wieder ab, im vergangenen Sommer wieder auf. Seitdem ist an der Grotenburg eine große Erfolgsgeschichte entstanden – auch weil der neue Investor, Mikhail Ponomarev, im Gegensatz zu Vorgänger Lakis kein Lautsprecher ist. Dass Ponomarev Ziele mit Uerdingen haben wird, zeigt aber seine Vita: Ihm gehören Anteile am englischen Erstligisten Bournemouth sowie am Eishockeyverein Düsseldorfer EG. Jetzt könnte ihm und dem KFC der Durchmarsch in die 3. Liga gelingen.

Der Kader

Der KFC Uerdingen kann gute Summen zahlen, das ist ein offenes Geheimnis. Bekannt wurde es etwa, als Erfurts Kapitän Mario Erb im Sommer 2017 lieber zum Regionalliga-Aufsteiger ging, als in der 3. Liga zu bleiben. Auch Spieler wie Alexander Bittroff, Christian Dorda oder Marcel Reichwein waren in höheren Spielklassen bereits gesetzt, ganz zu schweigen von Maximilian Beister, der nach einer jahrelangen Krise in der Regionalliga wieder Anschluss gefunden hat. Die Liste bekannter Namen lässt sich noch weiter ausführen: Christian Müller, Kai Schwertfeger, Timo Achenbach, Christopher Schorch, Dennis Chessa oder René Vollath stehen beim KFC unter Vertrag. Prominenz, die Leistung abruft. Denn es war mehr als beeindruckend, wie es Uerdingen schaffte, den Aufstiegskampf-erfahrenen Konkurrenten Viktoria Köln in Schach zu halten.

Wichtigster Mann im Sturm ist übrigens einer, der gar nicht so prominent ist. Lucas Musculus netzte 18 Mal und hat damit Marcel Reichwein klar den Rang abgelaufen. Als Vorlagengeber fungiert oft Oguzhan Kefkir mit sechs Treffern und 13 Assists. Beister hat hingegen, obgleich er erst seit Januar bei den Rheinländern spielt, auch schon elf Tore erzielt. Er ist die vielleicht gefährlichste Waffe, auf die Trainer Stefan Krämer setzen kann. Krämer ist übrigens erst seit zwölf Spielen an Bord. Seine beeindruckende Bilanz: Elf Siege, ein Unentschieden, 41:6 Tore.

Die Unterstützung der Fans

Nach Zuschauerzahlen dominieren in der Regionalliga West noch immer andere Vereine. Rot-Weiss Essen zum Beispiel, oder Alemannia Aachen. Immerhin Dritter ist der KFC Uerdingen in dieser Bilanz, hat 2.830 Fans durchschnittlich in die heimische Grotenburg gelockt. Klar: Die Konkurrenz ist am Niederrhein gewaltig. Es tummeln sich in der einen Richtung Fans von Borussia Mönchengladbach, in der anderen die Anhängerschaft des MSV Duisburg oder Fortuna Düsseldorf. Auch Kölner und Schalker gibt es in der Gegend zuhauf – Uerdingen muss sich seinen Stellenwert in der Region erst wieder erarbeiten. Allein der gezeigte Fußball wäre es schon wert, dem Verein Besuche abzustatten.

Wie hinreichend bekannt ist, hat der KFC Uerdingen ein Stadionproblem: Sein Grotenburgstadion würde von der Kapazität her zwar problemlos die Drittliga-Kriterien erfüllen. Aber um die Sicherheitsauflagen zu erfüllen, braucht es Zeit und Geld. Mindestens ein halbes Jahr würde Uerdingen im Aufstiegsfall wohl nach Duisburg ausweichen müssen, wie er es auch in der Relegation tun wird. Ein echtes Heimspiel ist der Krämer-Elf also nicht vergönnt.

Der Gegner: Waldhof Mannheim

Wenn es am 24. Mai zunächst in Duisburg und drei Tage darauf in Mannheim gegen den SV Waldhof geht, hat der KFC Uerdingen einen großen Nachteil wie auch Vorteil. Nachteil: Waldhof Mannheim hat viel mehr Relegations-Erfahrung. Vorteil: Waldhof Mannheim hat ausschließlich negative Relegations-Erfahrung. Auch individuell scheint der KFC Uerdingen, obgleich er erst vor zwölf Monaten in die Regionalliga aufgestiegen ist, einen Funken besser besetzt und die Form der vergangenen Wochen spricht erst recht für Rot-Blau. Die Chancen auf die 3. Liga, sie sind groß. Und wer weiß, was für Summen Investor Ponomarev dann zur Verfügung stellen würde, um den nächsten Coup in die Wege zu leiten…

   

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