Drittligisten kritisieren Sonderzahlung an Zweitliga-Absteiger
Diese Nachricht sorgte am Dienstag für Aufsehen: Eintracht Braunschweig und der 1. FC Kaiserslautern erhalten nach dem Abstieg in die 3. Liga eine Sonderzahlung von jeweils 600.000 Euro aus einem speziellen Fonds der Zweitligisten. Was als Solidaraktion "aus der Mitte der Zweitliga-Vereine" gedacht ist, stößt bei Fans und Offiziellen der zukünftigen Liga-Rivalen auf Kritik, stellenweise ist von Wettbewerbsverzerrung die Rede.
Hadek: "Pole-Position für die Absteiger"
Des einen Freud, des anderen Leid: Während man sich bei Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Kaiserslautern über einen besonderen Geldsegen freut, ließ das negative Echo vonseiten der Konkurrenz nicht lange auf sich warten. Anhänger der restlichen Drittligisten sprachen von Wettbewerbsverzerrung und auch die Verantwortlichen zeigten sich verärgert. Neben den obligatorischen 500.000 Euro aus einem Rettungsschirm, zweckgebunden zur Fortführung der Nachwuchsleistungszentren, erhalten beide Absteiger im Zuge einer Solidaritätsaktion der Zweitligisten zur kommenden Saison weitere 600.000 Euro. Dafür zahlte jeder Verein 66.666 Euro ein.
"Angesichts der außergewöhnlichen Situation, dass in der abgelaufenen Saison zwei Drittel der Klubs bis zu den letzten Spieltagen um den Klassenerhalt bangen mussten und daher Planungen für den Abstiegsfall kaum möglich waren, haben wir uns bereits im April zu dieser Initiative entschieden", begründete der von der 2. Bundesliga gewählte DFL-Vizepräsident Helmut Hack die Maßnahme und betonte: "Die wirtschaftliche Brutalität eines Abstiegs in die 3. Liga ist kaum zu beschreiben."
Holger Hadek, Geschäftsführer des VfR Aalen, will die Thematik zwar nicht dramatisieren, erkennt jedoch "einen Bonus und eine Pole-Position für die Absteiger", wie er gegenüber liga3-online.de sagte. Auch wenn "die Vereine keinen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil" hätten, so "läuft doch neutral betrachtet etwas falsch." Würden die Gelder tatsächlich für die enormen Kosten des nötigen betrieblich-strukturellen Abbaus verwendet, wären die Zahlungen zumindest in Teilen nachvollziehbar. "Die Praxis zeigt jedoch, dass die Absteiger zusätzliche Gelder in der Regel für den sofortigen Wiederaufstieg verwenden, damit der Abbau von Strukturen gar nicht erst stattfinden muss", so Hadek skeptisch.
"Wettbewerbsverzerrung"
Wiesbadens Sportdirektor Christian Hock geht gegenüber "hr-sport" sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnet die Sonderzahlung als "Wettbewerbsverzerrung", zumal die Kluft zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga ohnehin schon "sehr groß" sei. "Wenn man dann auch noch einen Zuschuss bekommt, finde ich das ungerecht", macht Hock klar und begründet: "Wir haben auch bis zum Schluss um den Aufstieg mitgespielt, und uns hat niemand eine Zusage gegeben, dass wir mehr Geld bekommen."
In der "Allgemeinen Zeitung" legte Hock nach: "Nach diesen 600.000 Euro würde sich (…) jeder Drittliga-Verein die Finger lecken." Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Absteiger in den vergangenen Jahren "nicht gerade wenig Fernsehgeld bekommen" haben, findet Hock die Zahlung nicht angemessen. Zum Vergleich: Während die Drittligisten in der vergangenen Saison lediglich 937.000 Euro aus den Vermarktungserlösen des DFB erhalten haben, kassierten Braunschweig (14 Millionen Euro) und der 1. FC Kaiserslautern (11,1 Millionen Euro) erheblich höhere Beträge. In der anstehenden Serie erhalten alle Drittliga-Klubs 1,28 Millionen Euro.
Auch Helmut Sandrock, Geschäftsführer des Karlsruher SC, übte gegenüber dem "SWR" Kritik. Zwar sei die Aktion der Zweitliga-Clubs "bemerkenswert", allerdings verschärfe die Finanzspritze die Bedingungen der bisherigen Drittliga-Vereine gegenüber den finanzstarken Zweitliga-Absteigern. Vom DFB wünscht sich Sandrock daher eine Stärkung der Drittliga-Vereine gegenüber den Zweitligisten, die von der DFL "alimentiert" werden würden.
Wie positionieren sich die Drittligisten?
Es herrscht also Unverständnis und Verärgerung bei den Drittligisten, die von plötzlichen Bonuszahlungen ausgeschlossen bleiben – beim Blick auf die durchschnittlichen Saisonbudgets in der 3. Liga durchaus verständlich. Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident für Spielbetrieb und Fußballentwicklung, wollte sich auf Anfrage nicht zu den möglichen Auswirkungen der Sonderzahlungen äußern. Ob sich die Drittligisten geschlossen gegen die Sonderzahlungen positionieren werden, soll laut Hock auf der anstehenden Manager-Tagung besprochen werden.