Droht ein Punktabzug? Finanzielle Probleme bei Türkgücü München
Sportlich läuft Türkgücü München seinen Ambitionen angesichts von Tabellenplatz 17 derzeit deutlich hinterher, und auch finanziell ist es offenbar nicht allzu gut um den ambitionierten Klub bestellt. Möglicherweise droht gar ein Punktabzug. Wie es weitergeht, ist einmal mehr ungewiss – auch, weil der geplante Börsengang vertagt wurde.
Siebenstellige Summe soll fehlen
Bis Donnerstagabend hätte Türkgücü einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge einen Nachweis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beim DFB vorlegen müssen, konnte dem Vernehmen nach aber nicht alle erforderlichen Unterlagen erbringen. Gerüchten zufolge soll ein niedriger siebenstelliger Betrag fehlen. Geschäftsführer Max Kothny wollte sich gegenüber der "SZ" mit Verweis auf einen "laufenden Vorgang" nicht äußern, steht aber wohl mit dem DFB in Kontakt.
Möglich wäre, dass der Verband die Frist verlängert. Mit einer Entscheidung sei schon in den kommenden Tagen zu rechnen, heißt es. Fakt ist: Kann Türkgücü die vom DFB geforderten Nachweise nicht erbringen, droht möglicherweise sogar ein Punktabzug. Mittelfristig, etwa mit Blick auf die kommende Saison, wäre zudem die Lizenz in Gefahr. Laut der "SZ" sei es sogar nicht auszuschließen, dass Türkgücü sich auf ein Insolvenzverfahren zubewegt.
Börsengang vertagt
Dass sich die Münchner in einer finanziellen Schieflage befinden, hat mehrere Gründe: Zum einen fehlen dem Klub – auch aufgrund der Geisterspiele – wichtige Ticket-Einnahme. Allein das Stadtduell gegen 1860 München am heutigen Samstag hätte wohl mindestens 20.000 Zuschauer ins Olympiastadion gelockt – wenn auch fast ausschließlich Löwen-Fans. Denn über eine nennenswerte Anhängerschaft verfügt Türkgücü – anders als vom Klub erhofft – bislang nicht. Selbst als zu Beginn der Saison noch Zuschauer zugelassen waren, verirrten sich teilweise nur wenige hundert Fans ins Stadion. Gegen den FSV Zwickau waren es Ende November sogar nur 388 Zuschauer – darunter 180 FSV-Fans.
Zum anderen steht der Aufsteiger von 2020 in dieser Saison noch immer ohne Haupt- und Trikotsponsor dar. Alles hängt somit von Investor und Präsident Hasan Kivran ab. Als dieser kurz vor Weihnachten 2021 seinen Rücktritt erklärte, stand Türkgücü kurzzeitig vor dem Aus. Nur vier Wochen später revidierte Kivran seine Entscheidung. Um die Abhängigkeit vom 55-Jährigen zu reduzieren, kündigte Türkgücü im vergangenen Sommer einen Börsengang an. Sieben Wochen lang konnten 666.666 Aktien zum Preis von je zwölf Euro gekauft werden, was dem Klub rund acht Millionen Euro eingebracht hätte. Doch offenbar wurde das Ziel deutlich verfehlt, sodass Türkgücü den Börsengang ohne weitere Stellungnahme vertagt hat. Endgültig geplatzt ist das Vorhaben offenbar aber noch nicht: Der "Börsen-Zeitung" zufolge wollen die Münchner im Frühjahr einen erneuten Anlauf wagen.
Will Kivran Anteile verkaufen?
Das Online-Portal will außerdem erfahren haben, dass Kivran bereit sei, einen Großteil seiner Anteile zu verkaufen. Doch ein Ankerinvestor wurde bislang noch nicht gefunden – nicht zuletzt wohl aufgrund der sportlichen Situation. Wie es nun weitergeht, dürfte somit zu einem nicht unwesentlichen Teil von den Ergebnissen der kommenden Spiele abhängen. Sollte Türkgücü auch unter Neu-Trainer Andreas Heraf im Abstiegskampf stecken bleiben, scheint offen, inwiefern die Münchner noch eine Perspektive haben.