Duisburg im freien Fall: Die desaströsen Zahlen der MSV-Krise
Wie schon nach dem 0:4 gegen Verl versammelten sich auch im Anschluss die 0:3-Niederlage gegen Dresden am Sonntag rund 50 Fans vor dem Stadion des MSV Duisburg, um die Mannschaft zur Rede zu stellen. Das Team um Kapitän Moritz Stoppelkamp ließ sich jedoch nicht blicken, dafür sprach Präsident Ingo Wald. Dass die Anhänger Redebedarf haben, überrascht nicht: Schließlich sind die Zahlen desaströs.
Tiefpunkt und Schießbude
Fast genau ein Jahr ist es her, als sich der MSV Duisburg am 8. Dezember 2019 mit einem 3:2-Sieg gegen Bayern München II die Herbstmeisterschaft sicherte und auf dem Weg in Richtung 2. Bundesliga war. Was damals noch keiner ahnte: Aus den 33 Partien, die jenem Tag im Dezember folgten, gelangen nur noch sieben (!) Siege – es ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Längst sind die Zebras auch tabellarisch im Keller angekommen. Platz 19 in der 3. Liga bedeutet die schlechteste Platzierung in der Vereinsgeschichte, auch sieben sieglose Spiele in Folge verbuchte der MSV in der 3. Liga noch nie. Mit 24 Gegentoren stellen die Zebras die schwächste Abwehr der Liga, zudem haben nur drei Vereine noch weniger Tore geschossen als der MSV (13).
Besorgniserregend ist vor allem die Heimbilanz: Als einziger Drittligist ist der Meidericher Spielverein noch ohne Sieg im eigenen Stadion, holte aus sieben Spielen nur zwei Punkte, wartet seit über 300 Minuten auf einen Treffer und kassierte bereits 16 Gegentore. Allein in den Partien gegen Verl und Dresden musste Torhüter Leo Weinkauf siebenmal hinter sich greifen. Und das, obwohl der Schlussmann meist bester Duisburger ist. Doch wenn sich die Hintermannschaft wie am Sonntag allein zweimal durch Einwürfe aushebeln lässt, ist auch der beste Keeper machtlos. Entsprechend war Weinkauf nach Spielende "komplett wütend", auch Trainer Gino Lettieri reagierte "stocksauer" auf das desaströse Abwehrverhalten.
Trainer-Effekt verpufft
Apropos Lettieri: Der erhoffte Effekt der MSV-Verantwortlichen durch den Trainerwechsel ist bereits verpufft, aus den vier Partien unter der Leitung des 53-Jährigen gab es gerade mal zwei Punkte. Aufbruchsstimmung konnte der Deutsch-Italiener bisher nicht erzeugen – im Gegenteil: Der Gegenwind der Fans, der ihm bereits bei seiner Verpflichtung Mitte des Monats entgegengeschlagen war, hat mittlerweile Orkan-Stärke erreicht. Auch Sportdirektor Ivica Grlic steht unter Druck. Am Donnerstag wird sich der 45-Jährige zusammen mit Präsident Ingo Wald und den Geschäftsführern Peter Mohnhaupt und Thomas Wulf den Fragen der Fans stellen. Dabei wird er auch erklären müssen, wie aus einem Aufstiegskandidaten ein Klub werden konnte, dem nun der erstmalige Abstieg in die Regionalliga droht.