3:5 nach 3:1 in Lübeck! MSV verspielt die allerletzte Chance
Im Freitagabendspiel hat der MSV Duisburg eine bittere 3:5-Niederlage beim VfB Lübeck kassiert und ist damit so gut wie abgestiegen. Dabei führte der MSV zwischenzeitlich mit 1:0 und später sogar mit 3:1. Doch ab der Stundenmarke verloren die Zebras den Faden und kassierten drei Tore innerhalb von neun Minuten. Am Sonntag könnte der Abstieg auch rechnerisch besiegelt sein.
Beleme gleicht glückliche MSV-Führung aus
Beim bereits abgestiegenen VfB Lübeck gab es drei Wechsel im Vergleich zum 0:0 in Bielefeld. Während Sommer und Sternberg verletzungsbedingt fehlten, musste Boland seine Rot-Sperre absitzen. Dafür rückten die zuletzt gesperrten Thiel und Kapitän Taffertshofer sowie Velasco in die Startelf. Beim MSV wurde der gelbgesperrte Michelbrink durch Stierlin ersetzt. Lübeck legte los wie die Feuerwehr und hatte nach nur einer Minute schon die erste Gelegenheit durch Gözüsirin, der eine Hereingabe von Hauptmann mit dem Knie am Tor vorbeisetzte. Fünf Minuten später lief Beleme einen Konter über rechts und nahm Velasco mit, der im Strafraum an Knoll vorbeizog und hinein flankte, doch der MSV klärte zur Ecke. Diese versetzte die Duisburger Abwehr in höchste Alarmbereitschaft: zuerst scheiterte Velasco mit einem satten Schuss an Braune, der Ball prallte zu Egerer, der Knoll mit seinem Nachschuss am Kopf traf (8.). Daraufhin musste das Spiel kurz unterbrochen werden, bevor der Duisburger weitermachen konnte.
Der VfB bestimmte zwar die Anfangsphase, doch mit zunehmender Dauer fanden die Gäste besser ins Spiel und nutzten ihren ersten Torschuss prompt zur Führung. Castaneda fing einen Pass aus der Lübecker Abwehr an der Mittelinie ab, setzte Girth in Szene, der sich ein Herz nahm und die Kugel aus 20 Metern zentraler Position mit einem halbhohen Schuss versenkte (18.). Eine etwas glückliche Führung, die den Zebras jedoch Aufwind gab. Nach 23 Minuten wurde Engin von Esswein hinter die Kette geschickt und hielt aus spitzem Winkel drauf, aber Klewin war zur Stelle und parierte mit dem Fuß. Anschließend verflachte das Geschehen. Esswein erhielt nach einer Beschwerde die erste Verwarnung (29.). Den nächsten gelben Karton holte sich Taffertshofer nach einem Zusammenprall mit Bitter ab. Das zunächst harmlos anmutende Foul entpuppte sich als ernsthafte Verletzung, und nach mehrminütiger Behandlungspause musste der rechte Verteidiger ausgewechselt werden. Für ihn kam Feltscher auf den Platz.
Der Vorletzte setzte zwar einige offensive Akzente, allerdings ohne jegliche Durchschlagskraft. Etwas zielstrebiger agierten hingegen die Gäste. In der 42. Minute erzwangen sie einen Ballverlust am Lübecker Strafraum und Pledl steckte durch für Engin, der das Leder im Kasten unterbrachte. Doch weil der vermeintliche Torschütze im Abseits stand, zählte der Treffer nicht. Als sich bereits die Halbzeitpause näherte, schlug der Gastgeber plötzlich zu. Über einen feinen Spielzug legte Egerer ab für Gözüsirin, der im richtigen Moment zu Beleme durchsteckte, der Braune zum 1:1 überwand (44.). Durch das Tor schöpfte der VfB wieder Mut und Hauptmann probierte es kurz darauf aus halbrechter Position, wenngleich sein Schuss deutlich drüber ging. Letztlich gingen die Mannschaften mit einem verdienten Unentschieden in die Kabinen.
Duisburg bricht nach 3:1 komplett ein
MSV-Trainer Schubert setzte für die zweite Halbzeit alles auf eine Karte und wechselte drei frische Kräfte ein: Bakir, Bakalorz und Köther kamen für Esswein, Pledl und Stierlin in die Partie. Auf Lübecker Seite durfte Herzog für Egerer in die Formation. Der frische Schwung bei den Zebras machte sich sofort bemerkbar, und nach einer schnellen Umschaltaktion spielte Engin das Leder wunderbar in die Gasse auf Köther, der mit einer flachen Hereingabe Girth bediente, der in klassischer Mittelstürmerposition aus Nahdistanz seinen Doppelpack schnürte (48.). Wenig später saß Girth angeschlagen am Boden und musste nach kurzer Behandlung den Platz verlassen. Ginczek nahm seinen Platz im Sturmzentrum ein. Die Unterbrechung tat dem Offensivdrang der Gäste aber keinen Abbruch. Nach einem weiteren schnell vorgetragenen Angriff konnte Engin sich in aller Ruhe den Ball zurechtlegen und eine Flanke schlagen, die Castaneda zum 3:1 einköpfte (56.).
Diesen Doppelschlag musste der VfB nun verkraften, und er meldete sich zügig zurück durch Herzog, der Castaneda mit einer ins Leere schickte und wunderbar auf das lange Eck schlenzte. Braune machte sich lang und lenkte den Ball noch mit den Fingerspitzen zur Ecke (60.). Diese brachte fast den Anschluss, denn Löhdens Kopfball rettete Engin auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Torhüter. Wenige Sekunden später hatte Castaneda bei einer Hereingabe entscheidend seinen Fuß dazwischen und verhinderte, dass die Kugel zum freistehenden Beleme kam. Danach feierte der 18-jährige Lehnfeld sein Drittliga-Debüt für Lübeck und betrat ebenso den Platz wie Drinkuth. Duisburg bekam die Partie allmählich wieder unter Kontrolle, doch in der 68. Minute war der Anschluss fällig. Eine Flanke von Lehnfeld nahm Drinkuth herunter und schlenzte die Kugel aus der Drehung sehenswert in den Winkel. Marke: Tor des Monats. Lübeck hatte nun eindeutig Oberwasser und stellte nur fünf Minuten später den Gleichstand her. Nach einem Eckball nutzte Beleme das Durcheinander in der MSV-Deckung und setzte einen Abpraller zum 3:3 in die Maschen (73.).
Die Lohmühle war nun ein Tollhaus und Duisburg völlig von der Rolle. In der 77. Minute spielte sich der VfB gut über rechts durch und Beleme legte in die Mitte, wo Debütant Lehnfeld schneller als Feltscher schaltete und zum 4:3 vollendete. Nun war die Luft endgültig raus beim MSV, und die Fans machten ihren Unmut mit "Ihr seid ’ne Schande für Duisburg" deutlich. Ein Aufbäumen blieb aus, stattdessen verursachte Castaneda noch einen Elfmeter nach einem Vergehen an Akono. Gözüsirin setzte in der dritten Minute der Nachspielzeit den Schlusspunkt auf eine sensationelle Aufholjagd, die den VfB den ersten Sieg unter Trainer Martens und nun auf 31 Zähler bringt. Duisburg kassierte eine bittere Pleite und ist bei nun sechs Punkten Rückstand auf das rettende Ufer so gut wie abgestiegen. Schon am Sonntag könnte endgültig Klarheit herrschen. Mit einem Heimspiel gegen Aue geht es für den MSV weiter, während Lübeck als nächstes beim FC Ingolstadt antritt.