Dynamo trennt sich von Becker – Wohl zwei Endspiele für Anfang
Ralf Becker ist nicht länger Sport-Geschäftsführer von Dynamo Dresden. Das gaben die Sachsen am Dienstagabend offiziell bekannt und zogen damit Konsequenzen aus der aktuellen Krise. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Trainer Markus Anfang bleibt dagegen vorerst im Amt, erhält aber wohl zwei Endspiele.
"Vertrauen fehlt"
Am Montagabend war der Aufsichtsrat der SGD zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Hauptthema war vor allem das bisher schwache Abschneiden in diesem Jahr mit nur sieben Punkten in acht Spielen. Den Vorsprung von einst zehn Punkten auf Rang 3 haben die Sachsen verspielt, sind durch die Niederlage in Halle erstmals seit August von einem direkten Aufstiegsplatz gerutscht und drohen die fest eingeplante Rückkehr in die 2. Liga zu verpassen. Darauf hat die SGD nun reagiert und sich mit sofortiger Wirkung von Ralf Becker getrennt.
Wie die SGD mitteilte, sei die Entscheidung, den 53-Jährigen freizustellen, "in mehreren Sitzungen und nach intensiven Gesprächen" einstimmig getroffen worden. Aufsichtsratsvorsitzender Jens Heinig erklärt: "Die langjährige Zusammenarbeit mit Ralf Becker war von großen Herausforderungen sowie emotionalen Höhen und Tiefen geprägt. Nunmehr ist zu konstatieren, dass das notwendige Vertrauen dafür fehlt, dass unsere ambitionierten Vereinsziele kurz- und mittelfristig gemeinsam mit Ralf Becker realisiert werden können." Vor den kommenden zehn Spielen bedürfe es einer "gemeinsamen Kraftanstrengung", die im Verein kommunikativ und transparent erfolgen müsse, so Heinig. "Die von uns angestoßene Veränderung bietet die Möglichkeit, mit Identifikation, Fleiß und Führungsstärke zurück auf die Erfolgspur zu finden. Genau diese Chance möchten und müssen wir jetzt wahrnehmen."
Führungsstil stieß offenbar auf Kritik
Laut dem "Kicker" soll die Trennung aber nicht nur aufgrund der aktuellen Krise erfolgt sein. Vielmehr sei intern auch der Führungsstil des 53-Jährigen auf Kritik gestoßen. Von "fehlender Kompromissbereitschaft und Kommunikation" ist die Rede. Bereits im Januar soll sich der Aufsichtsrat daher mehrheitlich dafür ausgesprochen haben, die Zusammenarbeit mit Becker im Sommer nicht zu verlängern – auch nicht im Falle eines Aufstiegs, obwohl sich Beckers Vertrag in diesem Fall automatisch verlängern würde. Nun muss Becker, der im Sommer 2020 nach Dresden gekommen war und die SGD 2021 zum Zweitliga-Aufstieg geführt hatte, sofort gehen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, die Aufgaben des 53-Jährigen übernimmt vorerst Geschäftsführer Kommunikation David Fischer, "der dabei in enger Zusammenarbeit mit dem Trainerteam vom sportlichen Berater Ulf Kirsten und dem Geschäftsführer Finanzen Stephan Zimmermann unterstützt wird", wie es heißt.
Heinig führt aus: "Unser Verein bleibt im Tagesgeschäft vollständig handlungsfähig. Zwischen den verantwortlichen Bereichen wird weiterhin eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit erwartet. Wir bedanken uns bei Ralf Becker für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren und wünschen ihm für seine private und berufliche Zukunft alles Gute." In den kommenden Tagen wollen sich der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der SGD zum weiteren Verfahren und einer eventuellen Neubesetzung beraten.
Sechs-Punkte-Forderung an Anfang
Trainer Markus Anfang, den Becker im Sommer 2022 nach Dresden geholt hatte, bekam vom Aufsichtsrat dagegen weiterhin das Vertrauen ausgesprochen – zumindest für die kommenden beiden Heimspiele gegen 1860 München und den SSV Ulm 1846, wie der "Kicker" erfahren haben will. Sechs Punkte aus diesen Partien sind angeblich Pflicht – ansonsten muss auch der 49-Jährige gehen. Den Posten bei der SGD hatte Anfang nach dem Abstieg im Sommer 2022 von Guerino Capretti übernommen. Nach einer schwachen Hinrunde führte er die SGD in der letzten Saison fast noch zum Aufstieg, am Ende fehlte nur ein Punkt.
In der ersten Hälfte der laufenden Serie knüpfte Dynamo an die starke Rückrunde der Vorsaison an, stellte mit 89 Punkten im Kalenderjahr 2023 einen Drittliga-Rekord auf und ging als Tabellenzweiter mit zehn Punkten Vorsprung auf Rang 3 in die Winterpause, ehe mit einer Niederlage gegen den SV Sandhausen zum Auftakt ins neue Jahr die Talfahrt begann. Anfang ist nun gefordert, diese zu stoppen.
Sorgen um Bünning
Derweil bangt die SGD um Verteidiger Lars Bünning, der sich nach "Bild"-Angaben beim Training am Dienstag am Sprunggelenk verletzt hat. Anschließend sei der 26-Jährige an Krücken vom Platz gehumpelt. Es wird ein längerer Ausfall befürchtet, wobei eine genaue Diagnose noch aussteht. Für die Partie gegen 1860 am Freitagabend könnte es allerdings eng werden. Da auch Tobias Kraulich (Oberschenkel) weiterhin verletzt ist, würden einzig Jakob Lewald und Kevin Ehlers noch für das Abwehrzentrum zur Verfügung stehen.