Ehemalige Drittligisten #5: Stuttgarter Kickers

Insgesamt 57 Mannschaften spielten seit der Saison 2008/2009 in der 3. Liga. Während einige Klubs den Sprung in die Bundesliga geschafft haben, sind andere Vereine vom Radar der breiten Öffentlichkeit verschwunden. liga3-online.de holt diese Klubs nun wieder hervor. Heute: Ex-Bundesligist Stuttgarter Kickers, der insgesamt fünf Jahre in der 3. Liga am Ball war.

Abstieg im Premierenjahr der 3. Liga

Die erfolgreichsten Zeiten der Stuttgarter Kickers, die mittlerweile in der fünftklassigen Oberliga Baden-Württemberg kicken, liegen einige Jahre zurück. Ende der 1980er und Anfang der 1990er waren die Blau-Weißen in zwei Spielzeiten Teil der 1. Bundesliga. Sowohl 1989 als auch 1992 ging es für die Kickers aber direkt wieder runter in die 2. Bundesliga, in der die Schwaben lange gespielt haben. Zuletzt zweitklassig am Ball war der Ex-Bundesligist in der Saison 2000/01. Seit dem Abstieg in die damalige Regionalliga Süd schafften die Stuttgarter nie die Rückkehr in die 2. Liga.

Zurück im Profifußball waren die Kickers erst im Jahr 2008 – als Gründungsmitglied der eingleisigen 3. Liga. Doch die Freude darüber hielt nicht lange. Als Schlusslicht verabschiedete sich der Traditionsverein bereits in der Premierensaison wieder aus der 3. Liga. Das Ziel für die nächsten Jahre war die sportliche und finanzielle Konsolidierung. Mit vielen Eigengewächsen sowie ansehnlichem und erfolgreichem Fußball gelang es den Kickers, die Gunst der Fans zurückzugewinnen. Nach einem neunten und einem zweiten Platz in den Regionalliga-Saisons 2009/10 und 2010/11 feierte Stuttgart im dritten Jahr als Meister die Rückkehr in die 3. Liga.

Herzschlagfinale mit bitterem Ende

Der Verein schaffte es nun vorerst wieder, sich im deutschen Profifußball zu etablieren. Auf einen 17. Platz folgten Rang acht und Platz vier in der Spielzeit 2014/15, in der die Kickers sogar beinahe die Aufstiegsrelegation erreicht hätten. Bloß zwei Punkte trennten die Schwaben vom Tabellendritten Holstein Kiel, der zwar in den Playoff-Spielen gegen den TSV 1860 München den Kürzeren zog (0:0/1:2), aber zwei Jahre später den Aufstieg als Vizemeister realisierte und seitdem in der 2. Bundesliga vertreten ist.

Nach dem Fast-Aufstieg war die Euphorie im Umfeld der Kickers groß. Der Klub sollte aber in der anknüpfenden Spielzeit 2015/16 nicht erneut oben mitspielen. Im Gegenteil: Es ging für die Stuttgarter wieder runter in die Viertklassigkeit. Bei einem Herzschlagfinale am 38. Spieltag mussten die Kickers den Abstieg in die Regionalliga Südwest hinnehmen.

Rückblick: Es war das wohl spektakulärste Saisonfinale der Drittliga-Geschichte. Vor dem letzten Spieltag sah die Ausgangslage wie folgt aus: Vier Teams kämpften um zwei verbleibende Plätze für die nächste Spielzeit in der 3. Liga. Die Stuttgarter Kickers rangierten mit 43 Punkten auf Platz 16 und hatten beste Chancen auf den Klassenverbleib. Dahinter folgten Energie Cottbus mit 41 Zählern und die U23 des SV Werder Bremen sowie der SV Wehen Wiesbaden mit je 40 Punkten. Beide hatten das gleiche Torverhältnis (-15), die Kickers standen bei -13 (Cottbus: -19).

Den Kickers hätte damit ein Remis gegen den Chemnitzer FC gereicht, um aus eigener Kraft drin zu bleiben. Bis kurz vor Schluss stand es auch 0:0. Doch dann traf Drittliga-Rekordtorjäger Anton Fink zum 1:0-Sieg für den CFC. Plötzlich mussten die Stuttgarter bangen und hoffen, dass bei der Partie Wehen Wiesbaden gegen den VfB Stuttgart II nichts mehr passiert. Denn: Die U23 von Werder Bremen gewann beim VfR Aalen 2:1 und zog damit wegen der mehr geschossenen Tore an den Kickers vorbei (beide Torverhältnis -14). Wiesbaden führte in der Nachspielzeit 2:1 und hatte damit ebenfalls ein Torverhältnis von -14. Weil die Kickers aber mehr Tore auf dem Konto hatten, wäre ein 2:1-Erfolg für den SVWW zu wenig gewesen und die Kickers hätten gemeinsam mit Bremen II die Klasse gehalten.

Doch dann kam Wiesbadens Routinier und Vereinslegende Alf Mintzel. In der 94. Minute schoss der Linksverteidiger das 3:1, hielt den SVWW in der Liga und schickte gleichzeitig die Kickers zurück in die 4. Liga. Gemeinsam mit dem FC Energie Cottbus, der ebenfalls verlor (2:3 gegen Mainz 05 II), und dem abgeschlagenen Schlusslicht VfB Stuttgart II verabschiedete sich der frühere Erstligist aus der 3. Liga.

Absturz in die 5. Liga und Oberliga-Aufstiegsrennen

So schnell werden wir die Kickers nun wohl nicht mehr in der 3. Liga sehen. Nach dem Abstieg in die Regionalliga Südwest lief es beim Traditionsklub alles andere als gut. In der ersten Saison landeten die Blau-Weißen auf Platz 13, in der Saison 2017/18 stürzten die Kickers als Tabellen-17. sogar in die 5. Liga ab. Seit 2018 ist der Zweitliga-Meister von 1988 in der Oberliga Baden-Württemberg aktiv.

Dort gehörten die Kickers dann aber prompt zu den Top-Teams. Der zweite Platz in der Spielzeit 2018/19 bedeutete das Erreichen der Aufstiegsrunde. Dabei verpassten die Stuttgarter knapp die sofortige Rückkehr in die Regionalliga Südwest. In der aktuell wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison mischen die Kickers erneut oben mit, Rang drei steht zu Buche. Und auch auf seine Fans kann sich der SVK verlassen: Im Schnitt strömen 2.700 Fans ins Stadion in Stuttgart Degerloch – so viele wie bei keinem anderen Oberligisten in Deutschland.

Allerdings ist unklar, wie es für den Klub nach der Corona-Krise weitergeht. Kickers-Präsident Professor Dr. Rainer Lorz sprach Ende März in einem offenen Brief von einer ernsten Lage. Wie viele Vereine sei auch der SVK am Kämpfen, hoffe aber darauf, gestärkt aus der Krise hervorgehen zu können. Neben der Unterstützung seiner Sponsoren setzt der Klub dabei vor allem auf seine Fans. Über mehrere Spendenaktionen sind bereits über 20.000 Euro zusammengekommen. Zudem wurden mehrere Retterpaket, bestehend aus Schal und einem Geisterticket, verkauft. Für jedes der bisher 200 verkauften Pakete hat der Klub zudem Desinfektionsmittel an soziale Einrichtungen gespendet. Ob die Kickers in naher Zukunft auf die große Fußball-Bühne zurückkehren? Noch scheint die 3. Liga in weiter Ferne.

 

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