"Ehrenmann": Zwickaus Jansen gibt Schwalbe im Strafraum zu
In Sekunden vom Buhmann zum Ehrenmann: Nicht wegen seiner Treffsicherheit, sondern dank seines Gewissens avancierte Mittelfeldspieler Max Jansen beim 1:1 des FSV Zwickau beim 1. FC Saarbrücken bei seinem Comeback nach mehrmonatiger Verletzungspause gleich zu einem der auffälligsten Spieler des vorletzten Wochenendes der Saison.
"Schwalben"-Geständnis auf Nachfrage
Im Saarbrücker Ludwigspark läuft nach der 1:0-Pausenführung die dritte Minute der zweiten Halbzeit: Jansen und Saarbrückens Torschütze Lukas Boeder liefern sich im Strafraum der Hausherren ein Laufduell, als der FSV-Akteur plötzlich zu Boden geht. Schiedsrichter Alexander Sather entscheidet auf Strafstoß für die Sachsen und lässt die Schwäne damit auf den Ausgleich hoffen. Doch nur kurz danach revidierte der Referee nach einem Gespräch mit den beiden Beteiligten seine Meinung und nahm den Elfmeter-Pfiff zurück.
Was war passiert? Jansen hatte bei aller Professionalität von Angesicht zu Angesicht mit Sather plötzlich Gewissensbisse empfunden und gestand auf Nachfrage des Unparteiischen, der sich angesichts der Saarbrücker Proteste rückversichern wollte, eine Schwalbe ein. "Der erste Gedanke war: 'Geil, der ist darauf reingefallen.‘ Der zweite Gedanke war: 'Max, das war nicht so cool, rück das gerade. Du bist ein fairer Sportsmann'", berichtete der gebürtige Westfale am "MagentaSport"-Mikrofon.
Große Anerkennung erhielt Jansen auch von seinem Trainer Joe Enochs. "In dem Moment“, erklärte der US-Amerikaner auf der Pressekonferenz, "ist es für einen Trainer natürlich schwierig, wenn man am Ausgleich schnuppert, aber im Nachhinein bin ich froh, dass er die Situation so ehrlich gelöst und damit genau das Richtige gemacht hat, denn es ist schon schwer genug für den Schiedsrichter. Hut ab vor Max."
Boeder: "Ich habe nur gelacht"
Der nur mutmaßliche Übeltäter Boeder war schon zuvor bei Sathers Elfmeterpfiff durch die Vortäuschung eines Foulspiels aus allen Wolken gefallen: "Ich war schockiert. Ich war über einen Meter von Max entfernt und hatte mit ihm und den Ball ja fast gar nichts zu tun, und deswegen habe ich als erstes auch nur gelacht, als er fiel." Der schnelle Sinneswandel seines Gegenspielers nötige dem 25-Jährigen aber auch Respekt ab: "Das war aller Ehren wert von Max."
Die Gretchenfrage blieb letztlich FCS-Coach Uwe Koschinat, der Jansens zu gemeinsamen Zeiten bei Zweitligist SV Sandhausen trainiert hatte, vorbehalten: "Max hat ohne Frage wie ein Ehrenmann gehandelt", sagte der 50-Jährige zwar zunächst, fügte aber an: "Es ist müßig, darüber zu reden, ob Max das auch gemacht hätte, wenn es für Zwickau noch gegen den Abstieg gegangen wäre." Koschinats Zweifel waren offenbar nicht ganz unberechtigt. Denn auf die gleiche Frage im TV-Interview antwortete Jansen mit erneut überraschender Offenheit: "Nein – definitiv nicht."