Ein türkischer Club in Liga 3? Türkgücü Ataspor greift an

Kaum ist das Teilnehmerfeld für die 3. Liga 2019/20 komplett, so lohnt sich schon jetzt ein Blick in die fernere Zukunft. Vor allem in der Regionalliga Bayern bahnt sich ein spannender Kampf um den festen Aufstiegsplatz in der kommenden Spielzeit an. Ein Kandidat ist gerade erst aufgestiegen und schmiedet große Pläne: Türkgücü Ataspor München.

Ein multikultureller Kader mit bekannten Namen

Türkgücü Ataspor – das mag für viele Amateurfußballer nach einem Gegner aus der Kreisklasse klingen, eben weil es dort in vielen deutschen Städten solche Zusammenschlüsse vorwiegend türkischstämmiger Fußballer gibt. In der Regel bleiben die Ambitionen aber auf lokaler Ebene. Ganz anders sieht das beim enorm ehrgeizigen Club aus München aus, der vor kurzer Zeit erst in die Regionalliga Bayern aufgestiegen ist. Federführend für den Aufschwung des Klubs ist Hasan Kivran, im Hauptberuf Geschäftsführer einer Leasingfirma. Der Türkgücü-Präsident dürfte, zieht man frühere Informationen des kicker und die neuerliche Einkaufstour der vergangenen Wochen zusammen, bald einen Millionenbetrag in seinen Verein gesteckt haben.

Was der Name vermuten lässt, spielt im Kader übrigens überhaupt keine Rolle: Es sind längst nicht nur Türken oder türkischstämmige Deutsche – ganz im Gegenteil. Die Mannschaft ist multinational, vereint Spieler aus dem Kongo, Senegal, Bosnien und dem Kosovo, aus Japan, Rumänien und natürlich Deutschland. Schon in der Fünftklassigkeit, in der Türkgücü Ataspor vor einigen Wochen frühzeitig die Meisterschaft klarmachte und damit den Aufstieg feierte, hatte der 1975 gegründete Club auch so manch bekannten Kicker unter seinen Fittichen: Stephan Thee etwa, der für Burghausen, Unterhaching und Osnabrück lange in der 3. Liga spielte. Auch Fabio Leutenecker und Luka Odak kamen mit großer Erfahrung. Ob die Leistungsträger auch in der Regionalliga treu bleiben, ist aber noch offen.

Mächtig aufgerüstet für die Regionalliga Bayern

Und damit nicht genug: Türkgücü hat für die kommende Spielzeit bereits mächtig aufgerüstet und sich damit für manche Experten bereits ins erweitere Favoritenfeld auf den Aufstieg in die Drittklassigkeit befördert. Denn sie haben bereits mehr als ein Dutzend Zugänge eingetütet, der Großteil von ihnen stammt aus Mannschaften der Regionalliga Bayern – und viele gehörten auch zu Leistungsträgern. Königstransfer dürfte Benedikt Kirsch von Greuther Fürth sein, der dort bereits Zweitliga-Erfahrungen gesammelt hat. Doch auch der Transfer von Marco Holz, defensiver Mittelfeld- und Stammspieler beim 1. FC Saarbrücken, gilt als absolutes Ausrufezeichen in der Regionalliga-Staffel. Mit Kilian Fischer, Severin Buchta und Marcel Spitzer zog es zudem drei 1860-Talent zu Türkgücü. Auch der Trainer ist prominent: Reiner Maurer trainierte zwischen 2004 und 2006 als auch zwischen 2010 und 2012 bereits die Münchner Löwen.

Dazu kommt: Ohnehin ist die bayrische Regionalliga nicht mit ambitionierten Clubs gespickt: Schweinfurt 05, Wacker Burghausen und vielleicht noch der SpVgg Bayreuth wird die 3. Liga infrastrukturell zugetraut. Jüngst verzichtete erst der VfB Eichstätt trotz guter Meisterchancen frühzeitig darauf, eine Zulassung für die Drittklassigkeit zu beantragen.

Türkgücü zieht bald an die Grünwalder Straße

Solche Probleme hätte Türkgücü, gerade in der Stadionfrage, eigentlich auch zu klären, denn die heimische Bezirkssportanlage am Ostpark erfüllt nicht die Anforderungen der Regionalliga. Doch im März folgte die erhoffte Zusage, im Grünwalder Stadion spielen zu dürfen – allerdings erst ab Januar 2020. Zuvor belegen bereits 1860 München, der FC Bayern München II und die Frauenmannschaft des FC Bayern das Stadion, mehr Spiele würden der Rasenqualität zu arg zusetzen. Schon mit drei Mannschaften dürften die Terminierungen gerade in Englischen Wochen zur Herausforderung werden.

In der Hinrunde 2019/20 spielt Türkgücü Ataspor München deshalb im nahen Heimstetten, zur Rückrunde wird sich das Frauenteam des Rekordmeisters eine vorläufige neue Spielstätte suchen. Rein theoretisch könnte es schon in etwas mehr als einem Jahr damit zu drei Münchener Klubs (plus die SpVgg Unterhaching) in der 3. Liga kommen. Langfristig, so heißt es, peilt Türkgücü sogar die 2. Bundesliga an.

   

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