"Eine Farce": Schwabl kritisiert mangelnde Spielzeit für Talente

Wenn es nach Haching-Präsident Manfred Schwabl geht, werden Talente in der 3. Liga nicht richtig gefördert. Bei einer Medienrunde des DFB kritisierte er die mangelnde Spielzeit für junge deutsche Spieler und forderte eine deutliche Aufstockung des Nachwuchsfördertopfes, der inzwischen gesunken ist.
"Ausländeranteil viel zu hoch"
Sie ist 2008 auch als Ausbildungsplattform gegründet worden, die 3. Liga. Seitdem habe sich die Spielklasse zwar "brutal gut entwickelt", wie Schwabl bei einer Medienrunde des DFB am Donnerstag hervorhob, doch ihrem Anspruch, junge deutsche Talente zu fördern, sei sie in den Augen des 57-Jährigen bislang nicht ausreichend gerecht geworden. "Wir haben zu viele durchschnittliche Spieler, die den deutschen Talenten den Platz wegnehmen", sagte Schwabl. Außerdem gebe es zahlreiche mittelklassige Spieler, die überbezahlt seien. Auch der Ausländeranteil sei "viel zu hoch", betonte er auch mit Blick auf jene Fußballer, die mit dem DFB-Nachwuchs im Dezember in Indonesien U17-Weltmeister geworden sind. "Wenn wir die nicht auf den Platz bringen, dann muss ich wirklich die Sinnfrage stellen."
Zur Wahrheit gehört aber, dass der Anteil der Spieler, deren erste Nationalität nicht Deutschland ist, in der 3. Liga mit 17,7 Prozent deutlich niedriger ist als in der 2. Liga (35,7 Prozent) oder der Bundesliga (48,8). Laut "transfermarkt.de" haben gerade 100 Drittliga-Spieler (17,7 Prozent) nicht Deutschland als Erst-Nationalität im Pass stehen, wobei sich unter diesen Akteuren mehrere Spieler befinden, die den Großteil ihres Lebens in Deutschland verbracht haben oder für den DFB spielberechtigt wären.
Schwabl fordert 15 bis 20 Millionen Euro
Schwabl geht es bei seiner Kritik aber auch um die Finanzen der Klubs: "Wenn wir die Personalkosten in den Griff bekommen und schwarze Zahlen schreiben wollen, geht das nur über die Förderung von Talenten und die Aufstockung des Nachwuchsfördertopfes." Bislang schüttete der DFB insgesamt 2,95 Millionen Euro pro Saison an die Klubs aus, künftig sind es nur noch 2,36 Millionen Euro. Dafür können die Vereine über die Mittel nun frei verfügen und müssen sie nicht mehr zwingend in den Nachwuchs investieren.
Laut Schwabl seien aber 15 bis 20 Millionen Euro für die Förderung von Nachwuchstalenten notwendig, wie er zuletzt mehrfach forderte. Allerdings stellt sich die Frage, woher das Geld kommen soll. Die Struktur der Mannschaften passe laut dem 57-Jährigen derweil grundsätzlich schon, aber dass nur fünf Prozent aller eingesetzten Spieler in der 3. Liga für Deutschland spielberechtigte 16- bis 20-Jährige sind, sei "einfach eine Farce. Mit 20 bis 25 Prozent wäre allen geholfen."
Haching setzt Schwabl-Vorgabe derzeit selbst nicht um
Eine Vorgabe, die aber auch die SpVgg Unterhaching selbst derzeit nicht umsetzt. Mit einem Durchschnittalter von 23,9 Jahren stellen die Münchner Vorstädter zwar die fünftjüngste Mannschaft der 3. Liga und gewähren Talenten wie Maurice Krattenmacher (18) und Ben Westermeier (20) auch regelmäßig Einsatzzeiten. Allerdings standen beim Nachholspiel gegen den Halleschen FC am Dienstagabend gleich sechs Spieler in der Startelf, die mindestens 30 Jahre alt sind. Mit Nils Ortel (19) und Dennis Waidner (22) bot Haching lediglich zwei Akteure von Beginn an auf, die für eine deutsche Junioren-Nationalmannschaft spielberechtigt wären.
Das Durchschnittsalter der Startelf betrug 28,9 Jahre. Damit waren die Hachinger Spieler im Schnitt drei Jahre älter als die Hallenser. Immerhin: Im Laufe des Spiels wurden vier Nachwuchstalente eingewechselt – allerdings erst in der Schlussphase, als die Partie bereits entschieden war. Außerdem gingen Ortel und Waidner gleichzeitig runter. In der kommenden Saison soll der Kader aber "drastisch verjüngt" werden, wie Schwabl zuletzt in einem Interview mit der "tz" ankündigte. "Wenn ich immer schon den Mund aufmache, wir brauchen mehr deutsche Nachwuchstalente, dann müssen wir auch die Eier haben und voranmarschieren." Aktuell will Haching noch nicht zu sehr verjüngen, "um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten", so Schwabl. In der kommenden Saison scheint die Spielvereinigung das Risiko aber offenbar eingehen zu wollen.