"Mega-Unsportlichkeit": Diskussionen nach HFC-Tor
Dass der SV Meppen am Freitagabend einen verdienten 2:1-Sieg über den Halleschen FC einfuhr, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Für Diskussionen sorgte allerdings der zwischenzeitliche Ausgleich kurz vor der Pause.
"Fairplay-Preis bekommen wir nicht"
Was war passiert? Nach einem Zweikampf mit Hasan Amin ging HFC-Stürmer Terrence Boyd an der Strafraumgrenze zu Boden und schrie laut auf. Der Ball kam zu Meppen-Verteidiger Jeron Al-Hazaimeh, der die Hände hob und signalisierte, die Partie unterbrechen zu wollen – allerdings schoss er den Ball zunächst nicht weg. Erst als Jonas Nietfeld auf ihn zu kam, klärte Al-Hazaimeh – jedoch nur halbherzig und genau in die Füße von Braydon Manu. Der spielt nach einem kurzen Moment des Überlegens weiter und passte zu Michael Eberwein, der den Ball im Tor verwandelte. Boyd stand zu diesem Zeitpunkt schon wieder. Wüste Proteste der Meppener bei Schiedsrichter Max Burda und den Hallenser Spielern und Verantwortlichen waren die Folge, doch der Treffer zählte – denn unterbrochen hatte der Unparteiische die Partie nicht, zudem war der Ball frei.
Al-Hazaimeh schilderte die Szene im Anschluss an die Partie bei "MagentaSport" so: "Boyd schreit sich die Kehle aus dem Hals. Ich höre auf zu spielen, die Hallenser auch. Dann rennt mich ein Spieler plötzlich an, ich bekomme den Ball zwischen die Füße und treffe ihn aus der Hektik heraus komplett schieße. Dass ich den Ball einfach wegschlagen muss, ist klar. Aber mit meiner Körpersprache habe ich ein klares Signal gegeben. Jeder hat gesehen, dass ich aufgehört habe zu spielen. Dass Halle weiterspielt, geht nicht." Trainer Torsten Frings stimmte ihm zu, sprach von einer "Mega-Unsportlichkeit" und schimpfte: "Klar kann Jeron die Szene besser lösen. Aber er hebt seine Hände hoch und zeigt an, dass er aufhört. Da muss Halle auch den Anstand haben, aufzuhören."
HFC-Coach Florian Schnorrenberg entgegnete: "Ich glaube, jeder andere Gegner hätte die Szene auch genutzt und den Ball reingemacht." Torschütze Eberwein fügte hinzu: "Wenn er ihn einfach vernünftig klärt, dann würden wir auch nicht weiterspielen. Einen Fairplay-Preis bekommen wir dafür sicher nicht, aber einen großen Vorwurf kann man uns in der Szene auch nicht machen." Mit etwas Abstand musste dann auch Frings nach Spielende bei der "Neuen Osnabrücker Zeitung" eingestehen: "Es war ein reguläres Tor, weil das Spiel nicht unterbrochen war. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wie wir die Szene geklärt haben, war naiv und dumm."
"Über 90 Minuten einfach zu wenig"
Die Situation erinnerte an eine Aktion von Jenas Sören Eismann im September 2017, der im Spiel gegen Meppen ebenfalls weiterspielte und ein Tor erzielte, nachdem der SVM die Partie nach einer Verletzung eines FCC-Spielers unterbrochen haben wollte. Eismanns Tor sorgte seinerzeit dafür, dass Meppen nicht als Sieger vom Platz ging. Entsprechend hoch schlugen nach dem Spiel die Wellen, zumal die Szene in ihrem Ausmaß noch deutlich größer war als die vom Freitagabend. Dass diese am Ende nicht spielentscheidend war, lag am Treffer von Tom Boere, der in der 74. Minute das 2:1 für Meppen erzielte und seiner Mannschaft damit drei verdiente Punkte sicherte. "Ich bin froh und überglücklich, dass es am Ende gerecht war. Es wäre sehr bitter gewesen, wenn wir dadurch nicht gewonnen hätten", sagte Frings.
Schnorrenberg war dagegen alles andere als zufrieden: "Über 90 Minuten war das einfach zu wenig von uns. Wir haben kein gutes Spiel gemacht und hätten auch kein Unentschieden verdient gehabt", sah der HFC-Coach einen über weite Strecken mutlosen Auftritt. "Ich bin sehr enttäuscht, weil wir heute viele Spieler hatten, die nicht an ihrem Limit waren. Das ärgert mich sehr. So können wir in dieser Liga nicht punkten." Zwar war es die erste Niederlage nach fünf Spielen ohne Pleite, jedoch konnte der HFC auch nur lediglich eines seiner letzten acht Spiele gewinnen.
Dadurch treten die Saalestädter derzeit auf der Stelle und stehen als Zehnter mit sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsrang und elf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze im Niemandsland der Liga. Meppen hingegen hat sich mit dem dritten Heimsieg in Folge von der Abstiegszone distanziert und kann am nächsten Samstag beim 1. FC Kaiserslautern einen weiteren Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Halle empfängt dann zeitgleich den VfB Lübeck.