"Einfach geil": Wiesbaden beeindruckt mit großem Kampf

Mit einem 3:2-Sieg in der Verlängerung gegen den FC St. Pauli ist der SV Wehen Wiesbaden am späten Freitagabend zum zweiten Mal in Folge in die zweite Runde des DFB-Pokals einzogen. Über 120 Minuten boten die Hessen einen beeindruckenden Kampf.
Kolke bärenstark, Schälffer und Schmidt eiskalt
"Froh, erschöpft aber sehr glücklich": Niklas Schmidt brauchte nach Spielende nicht viele Worte, um den Pokal-Erfolg zu beschreiben. Stattdessen sprach er seinen Mitspielern "ein dickes Lob" aus. Denn dass Wiesbaden den FC St. Pauli in dieser Art und Weise niederkämpfen würde, beeindruckte. Zumindest auf dem Papier galten die Hamburger nach zwei Liga-Siegen zum Auftakt als Favorit, während der SVWW auf einen durchwachsenen Saisonstart mit nur vier Punkten aus vier Spielen zurückblickte. Doch auch wenn St. Pauli spielerisch vor allem in der ersten Halbzeit überlegen war, "haben wir uns den Sieg durch Leidenschaft verdient", stellte Sören Reddemann gegenüber dem Vereins-TV fest. Der 22-Jährige war es, der die Hessen nach 35 Minuten in Führung brachte und damit auch für den Pausenstand sorgte.
Unmittelbar nach Wiederanpfiff schlug St. Pauli dann aber zurück, ehe die 10.007 Zuschauer in der Brita-Arena ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten sahen. Vor allem Torhüter Markus Kolke erwischte einen bärenstarken Tag und parierte mehrmals sensationell, auf der anderen Seite verpassten Brandstetter (53.), Andrist (73.), Schmidt (77.) und Schäffler (89.) die erneute Führung für den SVWW. So ging es in die Verlängerung, in der die Hausherren eiskalt zuschlugen: Die erste Hälfte neigte sich bereits dem Ende entgegen, als Schiedsrichter Christian Dingert nach einem Foul von Ziereis an Andrist auf den Punkt zeigte. Eine aus Pauli-Sicht umstrittene Entscheidung: "Für mein Gefühl war die Elfmeter-Entscheidung zu hart. Ich stelle meinen Körper oben nur rein", befand Ziereis nach Abpfiff gegenüber dem "Wiesbadener Kurier". Zudem hatte der SVWW Glück, dass Dingert ein Foulspiel von Mintzel unmittelbar vor dem Elfmeter nicht abpfiff. Doch Manuel Schäffler war das egal, er traf in der 103. Minute zum 2:1. Und in der Nachspielzeit setzte Niklas Schmidt nach Vorlage von Simon Brandstetter sogar noch einen drauf – und brachte die Brita-Arena zum Beben.
"Ein Spektakel – sensationell"
Gewonnen war die Partie aber noch nicht. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung warf St. Pauli alles nach vorne und kam durch Christopher Avevor in Minute 109 nochmal ran. Die Bälle flogen danach nur so in den Strafraum des SVWW, doch die Elf von Rüdiger Rehm hielt mit viel Kampf und noch mehr Leidenschaft dagegen und brachte den Sieg ins Ziel. "Einfach geil, was wir für ein Spiel abgeliefert haben", jubelte Schäffler. Und Rehm musste auf der Pressekonferenz erstmal durchatmen: "Wir sind alle noch geflasht." Der SVWW-Coach sprach anschließend von einem "unglaublich tollen und intensiven Spiel" und betonte: "Selbst wenn wir verloren hätten, wäre ich trotzdem sehr stolz auf meine Mannschaft gewesen." Insgesamt sah sich Rehm als "der glücklichere Sieger", der das Quäntchen auf seiner Seite gehabt habe. Geflasht war auch Präsident Markus Hankammer: "Ein Spektakel – sensationell. So muss der Pokal sein. Jeder, der hier war, hat es genossen." Und Sören Reddemann sprach das aus, was wohl alle unterschreiben würden: "Dieser Sieg muss uns Rückenwind geben." Rehm forderte sogar, dass seine Mannschaft an diese Leistung künftig "Minimum anknüpfen" müsse.
Doch zunächst darf der erneute Einzug in die zweite Runde (letztes Jahr setzte sich Wiesbaden gegen Aue durch) gefeiert werden, zumal der SVWW Prämien in Höhe von 332.000 Euro erhält. Wer nun am 30. oder 31. Oktober in der Brita-Arena gastiert, wird am Sonntag, den 26. August um 18 Uhr in der ARD-Sportschau ausgelost. Tags zuvor trifft der SV Wehen Wiesbaden auf die SpVgg Unterhaching – und geht mit mächtig Rückenwind in die Partie.