Abstiegskampf: Was für und gegen die Teams spricht

Deutlich größer als das Aufstiegsrennen ist das letzte Aufbäumen im Keller: Neun Mannschaften können noch nicht sicher für die 3. Liga 2023/24 planen, die Ausgangslagen sind von komfortabel bis hoffnungslos völlig unterschiedliche. liga3-online.de wirft einen kurzen Blick auf alle Kandidaten und analysiert, was für und gegen die einzelnen Teams spricht.

Was für den MSV spricht: Nicht nur der beruhigende Vorsprung von mittlerweile acht Punkten, sondern auch die Art und Weise, wie die Zebras unter Torsten Ziegner auftreten. Sicher gab es heftige Ausrutscher wie das 0:5 gegen Dortmund, und in engen Partien teilen die Duisburger viel zu oft die Punkte. Doch sie zu besiegen, ist im Jahr 2023 oft gar nicht so leicht. Selbst Spitzenreiter Elversberg schaffte das am Dienstagabend im Nachholspiel nicht, als die Zebras zweimal nach einem Rückstand ausgleichen konnten. Und so sieht alles nach einem recht entspannten Saisonfinale aus.

Was gegen den MSV spricht: Nicht mehr viel. Gut wäre aber, wenn der zuletzt mit Adduktorenverletzung ausfallende Topscorer Moritz Stoppelkamp zeitnah zurückkehrt, ohne ihn wird Duisburg im Endspurt stark geschwächt sein.

 

Was für den FCI spricht: Primär, dass er schon so viele Punkte gesammelt hat (38). Die Niederlagen gegen Oldenburg und in Köln zeigen aber, dass der Trainerwechsel hin zu Michael Köllner kurzfristig noch nicht gefruchtet hat und das Saisonende besser heute als morgen kommen sollte.

Was gegen den FCI spricht: In der Rückrundentabelle sind die Schanzer abgeschlagener Letzter, kein anderer Verein der 3. Liga läuft seinen Erwartungen dermaßen hinterher. Viele Verletzungssorgen störten zusätzlich, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Team nie dauerhaft funktionsfähig war.

 

Was für den BVB spricht: Dass er schon jetzt mehr Punkte (19) als in der Hinrunde (18) gesammelt und neun (!) Tore mehr erzielt hat. Die Abläufe stimmen unter Jan Zimmermann, Rückschläge werfen die jungen Borussen nicht mehr ewig aus der Bahn. Die Phase zwischen den Spieltagen 28 und 32, wo der BVB II satte 13 von 15 möglichen Punkten holte, war die Vorentscheidung für den Klassenerhalt. Dazu hat kein Konkurrent ein besseres Torverhältnis (-4).

Was gegen den BVB spricht: Mit drei Auswärtsspielen und schweren Gegnern wie Elversberg und Osnabrück ist das Restprogramm happig. In aktueller Verfassung sollte aber der Sprung über die 40-Punkte-Marke locker gelingen – und das wird für den Ligaverbleib genügen.

 

Was für RWE spricht: Eigentlich jeder geht von einer Wertung des Spielabbruchs in Zwickau pro Rot-Weiss Essen aus, was den Vorsprung nach unten auf acht Zähler erhöhen würde. Das muss genügen. Hinter Ingolstadt dürfte der Kader auf die meiste Profi-Erfahrung aller Abstiegskandidaten kommen. Hier sollte auch in Stresssituationen keiner den Kopf verlieren. Dazu warten nun Oldenburg und Meppen als Gegner, zwei Matchbälle für den vorzeitigen Ligaverbleib.

Was gegen RWE spricht: Dass es sich der Verein eigentlich nie unnötig leicht macht. Die sportliche Leitung wurde erst kürzlich ausgetauscht, die Zukunft von Trainer Christoph Dabrowski wird auch nach einem Essen-Sieg am Grünen Tisch nicht minder diskutiert werden – denn das Spiel war kein gutes. Es sind zuweilen wenig fruchtbare Rahmenbedingungen, unter denen an der Hafenstraße ehrgeizige Ziele verfolgt werden.

 

Was für den HFC spricht: Allen voran das Wirken von Sreto Ristic, der als Coach gleich mal mit zehn Partien ohne Niederlage startete und zuletzt durch das unglückliche 0:1 gegen Osnabrück den ersten Dämpfer erfuhr. Halle ist deutlich offensivstärker als die Konkurrenz, die Mannschaft wirkt homogen, die Fans (mehr als 10.000 waren gegen Osnabrück da) stehen ohne Murren hinter ihrer gewachsenen Einheit. Hinzukommt die deutlich bessere Tordifferenz gegenüber allen Teams unter dem Strich, die somit einen Punkt zusätzlich aufholen müssen.

Was gegen den HFC spricht: Er ist der erste Gejagte und könnte bei nur einer Niederlage zur falschen Zeit richtig unter Druck geraten. Vor allem die Auswärtsspiele, der Reihe nach in Mannheim, Saarbrücken und Wiesbaden, werden noch hochkompliziert.

 

Was für den VfB spricht: Kleinzukriegen sind die Norddeutschen definitiv nicht: Ein Auswärtssieg in Ingolstadt, ein Remis gegen Spitzenteam Freiburg II – der VfB benötigte eine solche Ausbeute, um überhaupt irgendwie im Rennen zu bleiben. Insgesamt ist die Punktebilanz seit dem Amtsantritt von Fuat Kilic sehr ordentlich, die Stimmung im Umfeld ist hoffnungsvoll. Auch ein Wiederabstieg würde verziehen werden, das macht die Köpfe etwas befreiter.

Was gegen den VfB spricht: Wie alle anderen, die unter dem Strich stehen, ist der VfB wohl zu mindestens drei Siegen verpflichtet. Was gegen Essen, Saarbrücken, Mannheim, Zwickau und Dynamo – davon drei Auswärtsspiele – eine Herkulesaufgabe darstellt. Statistisch gehört Oldenburg zu den spielerisch schwächsten Klubs der 3. Liga, muss das nun irgendwie kompensieren.

 

Was für Bayreuth spricht: Dass sie sich mit ihrer Art und Weise des Fußballs, meist auf schnelle Gegenstöße lauernd, über die ganze Saison hinweg teuer verkauft haben. Trainer Thomas Kleine kennt die Stärken und (individuellen) Schwächen seiner Mannschaft genau und erweckt den Eindruck, das Maximum herauszuholen. Auch das Restprogramm ist machbarer als das einiger Konkurrenten. Vor allem in den Heimspielen gegen Duisburg, Köln und Aue ist was möglich. Und die Fans halten wie in Oldenburg fest zu ihren Farben.

Was gegen Bayreuth spricht: Zum Rückstand von vier Punkten gesellt sich das schreckliche Torverhältnis von minus 31, eine Last aus diversen unnötig hohen Niederlagen. Apropos: 20 Nullrunden in dieser Saison (Liga-Höchstwert) markieren dann doch die Unterlegenheit.

 

Was für den FSV spricht: Höchstens noch eine "Jetzt-erst-recht"-Mentalität nach dem Abbruch der Partie gegen Essen.

Was gegen den FSV spricht: Die schwächste Offensive (nur 32 Tore), die zweitschwächste Defensive (61 Gegentore), keine Phase in der Saison, in der die Mannschaft nachhaltig Drittliga-Niveau zeigte. Längst nicht mehr so starke ruhende Bälle wie früher, kaum ein spielerischer Ansatz, etliche technische Mängel. Und sieben Punkte Rückstand sowie ein grausiges Torverhältnis. Gegner wie Osnabrück und Dresden, obgleich nun alle Partien gewonnen werden müssten. Von der Stimmung nach dem Bier-Skandal gegen Essen ganz zu schweigen.

 

Was für den SVM spricht: Nichts mehr. Selbst die Spieler haben sich nach dem 0:1 in Dortmund schon aufgegeben.

Was gegen den SVM spricht: Acht Zähler sind realistischerweise nicht mehr aufzuholen. Wie soll Meppen nach fünf Siegen in 33 Spielen nochmals fünf aus fünf nachlegen? Der Verein plant längst für den Wiederaufbau in der Regionalliga, viele Fans wünschen sich dafür allerdings noch die Ablösung einiger Personen in der Führungsetage. Das sind drängendere Probleme, als sich mit einer gescheiterten Mannschaft illusorischen Rechnungen hinzugeben.

   

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