Enochs im Interview: "Da müssen wir realistisch bleiben"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Zwickaus Trainer Joe Enochs über die Positivserie seiner Mannschaft, die Saisonziele, das anstehende Viertelfinalspiel im Sachsenpokal und die Tabellenführung seines Ex-Klubs VfL Osnabrück.
[box type="info" size="large"]"Von der individuellen Qualität her gehören wir nicht in die obere Tabellenhälfte"[/box]
liga3-online.de: 15 Spiele, 18 Punkte: Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus, Herr Enochs?
Joe Enochs: Grundsätzlich auf jeden Fall positiv. Wir waren in keinem einzigen Spiel chancenlos und hatten einige gute Phasen. Allerdings war auch eine schwächere Phase dabei, in der wir einige Punkte liegen lassen haben. Das war sehr ärgerlich. Wir hätten auf jeden Fall schon einige Zähler mehr auf dem Konto haben können. Aber das Gleiche werden auch Trainer von vielen anderen Teams sagen. Wichtig ist, dass wir auf einem Nichtabstiegsplatz stehen. Unser Ziel ist es jetzt erst einmal, diese Platzierung bis zur Winterpause zu festigen.
Ihre Mannschaft ist seit sechs Pflichtspielen unbesiegt, zuletzt gab es einen 2:0-Auswärtserfolg bei den Würzburger Kickers. Was sind die Gründe für die derzeitige Positivserie?
Entscheidend ist glaube ich, dass jeder von uns – wenn es nicht gut läuft – die Probleme bei sich selbst und nicht bei anderen sucht. In den negativen Phasen sind wir zum einen ruhig geblieben und haben uns nicht verrückt gemacht, zum anderen haben wir uns mit unseren Fehlern beschäftigt und daraus gelernt. Wir haben einige Partien aus der Hand gegeben, weil wir nach Führungstreffern zu passiv agiert und uns zu sehr hinten reingestellt haben. Mittlerweile machen wir es besser. Wir spielen trotz Führung weiter mutig nach vorne und lassen uns nicht mehr hinten reindrängen.
Auch aufgrund der vielen Remis (sechs) steht trotzdem "nur" Platz 14 zu Buche, die Abstiegsränge sind gerade einmal einen Punkt entfernt. Wird es für Ihre Mannschaft bis zum Saisonende einzig und allein um den Klassenverbleib gehen?
Ja, da müssen wir realistisch bleiben. Die meisten anderen Vereine haben finanziell mehr Möglichkeiten und sind deshalb qualitativ besser aufgestellt. Von der individuellen Qualität her gehören wir nicht in die obere Tabellenhälfte. Unsere Stärke ist der Teamspirit, die Mannschaft ist intakt.
[box type="info" size="large"]"Wollen unsere Positivserie fortsetzen"[/box]
Die 3. Liga pausiert am Wochenende, für Ihr Team steht dennoch ein Pflichtspiel auf dem Programm. Am Samstag, 13 Uhr, geht es im Viertelfinale zum Landesligisten SV Einheit Kamenz. Als wie wichtig empfinden Sie ein Weiterkommen?
Neben dem Klassenverbleib ist ein weiteres großes Ziel von uns, in der kommenden Saison am DFB-Pokal teilzunehmen. Dafür müssen wir den Sachsenpokal gewinnen. Die Partie am Samstag hat deshalb einen hohen Stellenwert. Wir sind gut drauf, wollen unsere Positivserie fortsetzen und ins Halbfinale einziehen.
In der kommenden Woche geht es dann mit dem Duell gegen den direkten Abstiegskonkurrenten SV Meppen weiter, der mit zwölf Punkten Vorletzter ist und die letzten vier Ligaspiele verloren hat. Der SVM ist schon fast zum Siegen verdammt. Ist diese Situation beim Gegner eher ein Vor- oder ein Nachteil für Ihr Team?
Das ist schwierig zu beurteilen. Vor dem jüngsten Spiel bei den Würzburger Kickers war die Situation ähnlich, Würzburg hatte drei Begegnungen in Folge verloren. Wir haben uns am Ende zwar 2:0 durchgesetzt, aber es war ein enges Spiel, das auch andersherum hätte ausgehen können. Ich erwarte auch gegen Meppen eine knappe Partie. Der SVM wird es uns nicht einfach machen. Unser Anspruch ist aber auf jeden Fall, nach über drei Monaten endlich mal wieder einen Heimsieg einzufahren.
Während es für den FSV Zwickau um den Nichtabstieg geht, mischt ihr Ex-Klub VfL Osnabrück ganz oben mit und grüßt von Platz eins. Steht der VfL verdient an der Spitze?
Meiner Meinung nach ja. Der VfL ist spielfreudig, agiert in der Offensive sehr zielstrebig und ist außerdem immer dazu in der Lage, zu einem späten Zeitpunkt einer Partie noch ein Tor zu erzielen. Wenn man so häufig in der Schlussphase trifft, ist das kein Zufall mehr, sondern eine Qualität.
Glauben Sie, dass ein Aufstieg von Osnabrück möglich ist?
Wieso sollte es das nicht sein? In meinen beiden Jahren als VfL-Trainer haben wir auch lange ganz oben mitgespielt. In der Rückserie konnten wir dann aber leider nicht an die Leistungen in der Hinrunde anknüpfen. Die nötige Qualität, um aufzusteigen, ist bei Osnabrück definitiv vorhanden. Wenn der VfL in den nächsten Monaten weiter vom Verletzungspech verschont bleibt und Schlüsselspieler wie Marcos Álvarez und Marc Heider um längere Zwangspausen herumkommen, ist der Mannschaft viel zuzutrauen.