"Enttäuschung ist sehr, sehr groß": Enochs spricht über Zwickau-Aus
Nach über viereinhalb Jahren im Amt ist Joe Enochs am Montag als Trainer des FSV Zwickau freigestellt worden – eine Entscheidung, über die sich der US-Amerikaner in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sehr enttäuscht zeigt.
"Verdammt schwer gefallen, mich zu verabschieden"
Keine Frage: Es war eine Überraschung, als der FSV Zwickau am Montagnachmittag die Trennung von Trainer Joe Enochs und Sportdirektor Toni Wachsmuth verkündete. Schließlich holten die Westsachsen aus den letzten beiden Spielen gegen Halle (2:0) und Meppen (1:1) immerhin vier Punkte und hatten zudem Pech, dass ihnen gegen den SVM ein klarer Elfmeter verweigert worden war. Zwar hatten die Verantwortlichen Mitte Januar angekündigt, nach dem schwachen Auftakt ins neue Jahr mit zwei Niederlagen in Folge "alles auf den Prüfstand stellen" zu wollen und möglicherweise "neue Impulse" zu setzen.
Doch gerechnet mit seiner Freistellung hat Enochs nicht. "Die Enttäuschung bei mir ist sehr, sehr groß, und es ist mir verdammt schwer gefallen, mich zu verabschieden – immerhin bin ich seit über viereinhalb Jahren hier", sagt er gegenüber der Zeitung und betont: "Die Jungs sind stark genug, um den Klassenerhalt zu schaffen – dafür drücke ich ihnen die Daumen. Und ich bin überzeugt davon, dass mein Trainerteam und ich die Mannschaft dorthin gebracht hätten."
Enochs sollte Wachsmuth beerben
Als der Vorstand vor zwei Wochen auf ihn zugekommen war, "habe ich ihnen gesagt, wie wichtig es ist, in einer solchen Situation Ruhe zu bewahren – das war immer unsere Stärke, das ist auch eine meiner Stärken. Ich habe vorgeschlagen, die zwei Spiele abzuwarten und dann gemeinsam zu schauen, was für den Verein am besten ist". Für die Verantwortlichen war nach dem 1:1 gegen Meppen klar: es muss ein Neuanfang her. Pikant: Vor vor Wochen habe der Vorstand Enochs angeboten, Nachfolger von Wachsmuth zu werden, schildert der 51-Jährige. "Ich habe darauf hingewiesen, dass wir uns in dieser Phase auf uns und die sportliche Entwicklung konzentrieren und keine Personaldebatten führen sollten. Nun haben sie uns beide vor die Tür gesetzt – was soll ich dazu noch sagen?"
In Enochs' Worten schwingt viel Frust mit – auch, weil er auf seine Arbeit in Zwickau stolz ist: "Wir sind in drei der vier Spielzeiten sogar unter den ersten zehn Mannschaften gelandet; Platz sieben in der Saison 2018/19 war die zweitbeste Platzierung der letzten 24 Jahre." Vor der Saison habe eine Vertragsverlängerung zu reduzierten Bezügen akzeptiert, um einen Beitrag zur Entlastung des Vereins zu leisten. "Wir sind in die Vorbereitung gestartet mit zwölf Feldspielern und haben jetzt eine Mannschaft, die allemal das Zeug hat die Klasse zu halten." Gut möglich, dass Enochs schon bald bei einem anderen Verein an der Seitenlinie stehen wird. "Ich bin bereit für eine neue Aufgabe", sagt der US-Amerikaner und zeigt sich "motiviert und top vorbereitet".