Erst ein Sieg: Das sind die Baustellen von Rot-Weiss Essen
Mit nur vier Punkten nach fünf Spielen belegt Rot-Weiss Essen momentan den ersten Abstiegsplatz und läuft seinen Ansprüchen damit deutlich hinterher. liga3-online.de deckt die Baustellen von RWE auf.
Baustelle 1: Schwache Offensive
Erst ein Tor im eigenen Stadion – das ist für die stimmungsvolle Hafenstraße zu wenig. Generell hat RWE erst viermal den Kasten getroffen, was die zweitschwächste Offensive der Liga bedeutet. Nur Rostock hat noch weniger Tore, steht dafür aber auch hinter den Essenern. Aber RWE fehlen nicht nur die Treffer, sondern auch die Chancen. Gerade einmal 3,8 Torschüsse pro Partie bedeuten ligaweit Platz 15. Auch in puncto Großchancen hat RWE erst acht Stück produziert, was Platz 13 bedeutet – und 93 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum stellen ebenfalls nur Platz 14 dar.
In Summe wirft das RWE weit zurück, was jedoch nicht nur an Problemen im Spiel liegt. Sommer-Neuzugang Manuel Wintzheimer kam bislang nur zu Kurzeinsätzen, fehlte dazu verletzungsbedingt. Bislang konnte der vielversprechende Mittelstürmer keine Partie über 90 Minuten bestreiten – und auch noch kein Tor erzielen. Auch Ahmet Arslan jubelte noch nicht, konnte aber immerhin schon drei von vier RWE-Toren vorbereiten. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Teamkollegen noch an Assists geizen, wodurch zuletzt drei Spiele in Folge kein Tor mehr für die Rot-Weissen fiel.
Baustelle 2: Saisonübergang klappte nicht
In der vergangenen Saison überraschte RWE über weite Strecken mit guten Ergebnissen. Zur Winterpause stand das Team von Christoph Dabrowski sogar auf Platz 3, was den Revierklub fast bis zum Ende der Saison träumen ließ. Doch zur Wahrheit gehörte auch, dass Leistung und Ergebnisse nicht immer übereinstimmten. Anhand der "Expected Points" und "xGoals" hätte RWE laut Statistik eher auf Platz 15 statt Platz 3 stehen sollen. Nun ist Fußball aber nunmal nicht berechenbar – aber die Größe dieser Diskrepanz ist schon auffällig gewesen.
So spielte RWE bis zum 35. Spieltag zwar noch um den Aufstieg mit, doch spätestens in den letzten drei Partien ging endgültig die Puste aus. Davon scheint sich der Verein noch nicht erholt zu haben, denn saisonübergreifend wurden nur fünf Punkte in den letzten acht Spielen geholt. So hat RWE zwar nahtlos an das Saisonende des Vorjahres angeknüpft, jedoch nicht im positiven Sinne.
Baustelle 3: Team noch nicht zusammengewachsen
Auf dem Transfermarkt wurde viel getan. Es kam zum Umbruch beim Revierklub, weil 14 Akteure den Verein verließen. Darunter Top-Spieler wie Vinko Sapina, Felix Götze und Cedric Harenbrock. Mit Marvin Obuz konnte zudem der Unterschiedsspieler schlechthin nach seiner Leihe nicht gehalten werden – obwohl der Außenbahnspieler beim 1. FC Köln in dieser Saison noch gar keine Rolle spielt. Charakterstarke Spieler wie Ron Berlinski oder Andreas Wiegel mussten wiederum gehen, weil der Verein nicht mehr mit ihnen plante.
So muss Dabrowski insgesamt ein neues Gerüst mit zwölf Zugängen aufbauen. Aus unterschiedlichsten Gründen zündeten die Neuen bisher noch nicht richtig. "Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess, der uns Schritt für Schritt voranbringt. Natürlich muss sich das schnell finden, denn am Ende zählen die Ergebnisse, das ist keine Frage", verwies Sportdirektor Christian Flüthmann in der "WAZ" darauf, dass viele Spieler erst spät nach Essen gekommen waren. Eine Ausrede soll es aber nicht sein: "Es geht auch hier um Anpassungen. Ein Eitschberger muss wissen, welche Räume Boyamba belaufen soll. Kelsey Owusu muss wissen, welche Flankenzonen wir haben, um Vonic in Szene zu setzen. Diese Abstimmungen sind Teil des Prozesses. Die Spieler müssen sich verstehen."
Baustelle 4: Die Spielweise – zu viele Ballverluste
Die "Expected Points" und "xGoals" der Vorsaison waren schon einmal ein Thema. Doch Fußball wird naturgemäß im Hier und Jetzt gespielt. Da macht sich RWE das Leben weiterhin selbst schwer, indem im eigenen Spielaufbau die gravierenden Fehler passieren. So auch gegen Wiesbaden. Brumme, der schon glücklich über zwei Stationen in Ballbesitz kam, spielte unter Bedrängnis in die Füße des Gegners – der Konter rollte und das erste Gegentor fiel. Dann kommt Kaparos ins Spiel, holt sich auf der am eigenen Strafraum den Ball im Zweikampf und verliert ihn dann doch wieder leichtfertig – 0:2. Und die Beispiele dienen exemplarisch, nicht als Kritik an einzelnen Spielern. "Das 0:1 war vom Gegner hervorragend herausgespielt, da muss man Anerkennung zollen. Was mich jedoch ärgert, sind das zweite und dritte Gegentor", relativierte daher auch Flüthmann
Es zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch den Saisonstart. So war es zuvor auch mit Rios Alonso einer der großen Konstanten der Vorsaison, der im Aufbauspiel einen Ball in die Hachinger Füße spielte – und auch hier klingelte es 120 Sekunden nach dem Seitenwechsel für den Gegner. "Wir hatten zu oft Phasen, in denen wir nicht konsequent genug waren", urteilte der Sportdirektor und bezog sich noch einmal auf den SVWW: "Wiesbaden hat uns gezeigt, wie es geht, sie waren bei jedem Ball wachsam, auch wenn wir viel Ballbesitz hatten und einige gute Situationen herausgespielt haben. Bei ihnen ist kein Ball durchgerutscht, und sie haben mit hoher Leidenschaft gegen den Ball gearbeitet." Ein eigenes Tor würde wohl wieder Selbstvertrauen geben, doch dafür muss sich RWE insgesamt steigern.