Erste Analyse nach dem Auftakt: Die untere Tabellenhälfte

Zu Beginn der ersten Länderspielphase der Saison 2023/24 sind in der 3. Liga fünf Spieltage absolviert – genug, um den Saisonstart aller Klubs unter die Lupe zu nehmen. Heute geht es um all die Klubs, für die die ersten Partien allenfalls bedingt zufriedenstellend verliefen. Ein Duo wartet gar noch auf den Premierensieg und ziert daher das Tabellenende. Das und mehr thematisieren wir im ersten Teil der liga3-online.de-Analyse zum Auftakt. Wir starten mit der unteren Tabellenhälfte.

Die bitterste Bauchlandung erlebt abseits der hellen Scheinwerfer die Freiburger Reserve. War sie in den Vorjahren ein unauffälliges Spitzenteam, so ist die U23 des SCF jetzt ein graues Kellerkind, das die Spiele nur knapp verliert. Selbst der Einsatz von Flügelstürmer Junior Adamu (8 Millionen Euro Marktwert) brachte die Breisgauer beim 0:2 gegen Essen nicht voran. Zu schwer wiegt offenbar die Last, die halbe Mannschaft im Sommer verloren zu haben. Doch dass Freiburg bis ans Tabellenende fällt, das war so nicht abzusehen.

 

Fünf Spiele, null Siege: Der MSV Duisburg findet einfach nicht hinein in diese Spielzeit, und das kann schnell bedenkliche Züge annehmen. Zu oft ist es zu wenig, und das in allen Mannschaftsteilen – das ist das bittere Resümee. Immer wieder zeigten sich die Zebras defensiv anfällig, während die Offensive um Alexander Esswein und Pascal Köpke noch torlos ist. Talente wie Caspar Jander sind kleine Mutmacher in einem Kollektiv, das auch konditionelle Schwächen aufweist: Beim 1:2 in Regensburg konnten nur die Gastgeber in der Schlussphase Zusatzkräfte freisetzen. Trainer Torsten Ziegner hat nicht mehr viele Versuche – das um Posten wie seinen zirkulierende Karussell könnte schon bald in Schwung geraten.

 

Ein komischer Auftakt für den SC Preußen. In jedem Spiel hat er Chancen, begeht aber auch immer wieder teils schwere Abwehrfehler. Das Ergebnis sind nur vier Punkte, dazu wird im Münsterland schon der Abstiegskampf ausgerufen. Mangelt es im vermeintlich so gut besetzten Kader doch an entscheidenden Stellen an Qualität? Fehlt es an taktischen Alternativen zur eingespielten und seit etlichen Monaten unangetasteten Formation? Vom Rückenwind eines Aufsteigers ist nach den prestigeträchtigen Spielen in Bielefeld (0:4) und Essen (0:1) sowie dem Heimspiel gegen Mannheim (1:3) wenig übrig. Ins Negative ist die Stimmung aber noch nicht gekippt, war der Kampf gegen den Abstieg doch erwartet worden.

 

Nichts Neues in Ostwestfalen – den Trainer, Alexander Ende, mal ausgenommen. Doch immernoch steht der Verler Sportclub für Spektakel, 19 Tore sind seit Saisonanfang schon gefallen, bei keinem anderen Drittligisten sind es mehr. Was aber auch für die Anzahl an Gegentreffern (11) gilt. War das jüngste 0:0 gegen Unterhaching, das völlig aus der Reihe tanzte, damit ein Schritt in die richtige Richtung? Fakt ist, dass Verl genau dort platziert ist, wo der Klub seinen Voraussetzungen gemäß hingehört – an der Schwelle zum rettenden Ufer. Der Transfercoup, Mittelfeldspieler Marcel Mehlem vom SC Paderborn an die Poststraße zu lotsen, könnte Verl nun auf ein neues Level hieven.

 

Mit Blick auf die letzte Saison kommt einem der FC Ingolstadt wie ein alter Bekannter in diesem tabellarischen Territorium vor. Michael Köllner kann seiner nominell sehr ordentlich besetzten Mannschaft zwar gute Durchschnittsleistungen entlocken, mehr aber nicht. Dazu sind 1,6 Gegentore pro Spiel für die zweitliga-erfahrene Abwehr zu viel – allein an den Spieltagen 3 bis 5 schlug es sieben Mal hinter Marius Funk ein. Letztes Jahr wurde der FCI durchgereicht, nun muss er das Feld von Beginn an von hinten aufrollen.

 

Ein kleines Kunstwerk für sich ist es, mit nur einem erzielten Tor in 450 Minuten plus üppiger Nachspielzeit noch fünf Teams hinter sich zu lassen. Das gelingt dem BVB II zurzeit zwar (auch dank eines mehrfach überragenden Marcel Lotka im Tor), doch spielerisch knüpften die Talente lange nahtlos an das an, was sich die Profis in der Bundesliga derzeit zusammenquälen. Zuletzt in Saarbrücken schien sich Besserung einzustellen, doch 17 Schüsse verfehlten allesamt ihren Zweck. Das Ergebnis: 0:2. So kann sich Dortmund auf ein weiteres Jahr im Abstiegskampf einstellen.

 

Wir sind beim schlechtesten Zweitliga-Absteiger angekommen – Arminia Bielefeld. Fünf Punkte aus fünf Spielen, das lässt sich so gerade noch akzeptieren. Schon schwieriger wird es mit Blick auf die Tatsache, dass selbst diese Ausbeute noch eher schmeichelhaft ist, denn zumindest das 1:1 bei Viktoria Köln am vergangenen Sonntag war sehr, sehr glücklich. Mitch Kniat und seine zuletzt nochmal kräftig aufgemotzte Mannschaft (Noah Sarenren Bazee, Marius Wörl) suchen den Weg zur Spielidee, die von hinten bis vorne harmoniert. Es ist noch einiges an Strecke zu gehen.

 

Die Euphorie in der Marzipanstadt war nach dem Wiederaufstieg in die 3. Liga so groß, dass der örtliche Reporter dem VfB im "Kicker"-Check gleich die obere Tabellenhälfte zugetraut hat. Und bis zum vergangenen Wochenende lieferten Lukas Pfeiffer und seine Mannen dafür auch einige Argumente – ehe das 0:3 in Ulm und die dazugehörige Leistung dann doch ein kleiner Dämpfer waren. Unterm Strich aber ist der Aufsteiger gut angekommen – auch, wenn in fünf Spielen nur ein Sieg gelang.

 

Auch so kann es laufen: Zwei Auftaktsiege boten dem TSV 1860 die große Chance, jegliche Sommertristesse nach vielen schmerzhaften Abgängen und einem gefühlten Downgrade zum Mittelfeldteam auszuwischen. Doch die wahre sportliche Schaffenskraft scheint nun aufgedeckt: Dreimal in Folge gab es Niederlagen, die daheim gegen Lübeck und Aue passten so gar nicht zum Löwen-Selbstverständnis. Und dann sind da noch die neuerlichen Unruhen im Umfeld des Vereins. Wieder einmal scheinen bei den Löwen nicht alle an einem Strang zu ziehen, was sich auf die Mannschaft ganz sicher nicht positiv auswirken wird.

 

Spitzenreiter ist der HFC in so manchen Tabellen: So kommt Tunay Deniz auf die meisten Scorerpunkte (6), und die Saalestädter als Mannschaft auf die meisten Gelben Karten (21). In der Tabelle ist die Elf von Sreto Ristic Mittelmaß und freute sich umso mehr, die Mini-Krise von vier Pflichtspielen ohne Sieg mit dem 4:1 über Sandhausen krachend zu beenden. Großes Verletzungs- und Krankheitspech mit der Hodenkrebsdiagnose Niklas Kreuzers als negativem Höhepunkt begleitet die Frühphase dieser Saison – umso beachtlicher, was Halle als vermeintlicher Abstiegskandidat daraus macht.

   

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