Erzgebirge Aue: Minimalisten auf Aufstiegskurs
Die Tabelle liest sich wahrlich kurios: Aue hat zusammen mit drei weiteren Klubs den schlechtesten Angriff der Liga – eigentlich ein Merkmal für Teams, die um den Klassenerhalt bangen. Die Veilchen sind hingegen Zweiter – dem Defensivbollwerk sei Dank. 14 Gegentreffer kassierte das Team von Trainer Pavel Dotchev und damit weniger als der Rest der Liga. Ein Klub, der mit der schwächsten Offensive und gleichzeitig den wenigsten Gegentoren aufsteigt? Das wäre ein Novum in der Geschichte der Dritten Liga.
Männel 16 Mal mit "weißer Weste“
Beim 2:0-Sieg in Rostock am vergangenen Samstag blieben Martin Männel und Co. zum vierten Mal in Folge ohne Gegentor. Ein Gefühl, das sie ohnehin bestens kennen: In 26 Saisonspielen behielt Männel 16 Mal eine "weiße Weste“ – anders ausgedrückt: 61 Prozent der Spiele beendete der Keeper, ohne hinter sich greifen zu müssen. "Wir wollen oben dranbleiben, und sind dabei auf einem guten Weg. Wir sind gut damit gefahren, dass wir immer nur von Spiel zu Spiel schauen und nicht geträumt haben. Auch nicht, als wir in der Rückrunde auf den zweiten Platz geklettert sind“, übte sich Männel nach dem Spiel gegen Hansa gegenüber der "Freien Presse“ in Understatement. Doch genau so simpel wie klar ist: Wer kein Gegentor bekommt, ist nicht zu schlagen. Erst zweimal kassierte Aue zwei oder mehr Gegentreffer. Die 0:4-Klatsche bei Bremen II war der einzige Ausrutscher. Nie in der Drittliga-Geschichte hat eine Mannschaft nach 26 Spielen weniger Gegentore (14) kassiert als Aue.
Aue seit vier Monaten ungeschlagen
Als Zweiter hat Absteiger Aue die direkte Rückkehr ins Unterhaus im Visier. Seit vier Monaten ist die Mannschaft ungeschlagen. Und regelmäßig zu punkten, ist schließlich das beste Rezept für einen Aufstieg. Mit 46 Punkten stehen die Veilchen drei Zähler vor Osnabrück auf dem Relegationsplatz, auf den Viertplatzierten aus Großaspach sind es bereits fünf Punkte. Dass selbst der Tabellenletzte VfB Stuttgart II sechs Tore mehr als Aue (23) geschossen hat, können die Sachsen aufgrund ihrer starken Defensivleistungen locker verkraften. Aue als Aufsteiger? "Das ist doch nur ein Momentanzustand. Das ist noch ein langer Weg“, gibt sich Dotchev im Interview mit der "TLZ“ zurückhaltend. Bleibt die Viererkette um Steve Breitkreuz weiter ein Bollwerk, dürfte Erzgebirge Aue so schnell nicht von da vorne zu verdrängen sein. Und wenn in der Offensive zumindest hin und wieder einer die Kugel über die Linie drückt, steht dem Kuriosum in der Ligageschichte nichts mehr im Wege.