Europapokal-Historie der Drittligisten #4: FC Hansa Rostock
Passend zum Anpfiff der neuen Spielzeit in Champions League und Europa League startet liga3-online.de die Themenwoche „Europapokal-Historie der Drittligisten“. Heute: Der FC Hansa Rostock. Die Rostocker erreichte von allen derzeitigen Drittligisten am häufigsten die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb: Zwei Teilnahmen am Messepokal in den 60er Jahren sowie jeweils ein Auflaufen im UEFA-Pokal und Landesmeister-Wettbewerb um die Wendezeit ergeben vier Anläufe, eine europäische Trophäe zu ergattern. Von besonders hohem Erfolg gekrönt waren diese jedoch nicht, spätestens die zweite KO-Runde bedeutete stets Endstation für die Hansestädter. Auch, wenn die Kogge momentan im drittklassigem Fahrwasser weit entfernt von internationalen Pflichtspielen entfernt segelt, versucht sich beginnend mit dem heutigen Abend mit Bayern Münchens Toni Kroos zumindest ein in Rostock ausgebildeter Spieler am erneuten Griff zur europäischen Krone.
Gegen Florenz zu nachlässig verteidigt
Der Startschuss ins europäische Geschäft im September 1968 erwies sich für den FCH als Volltreffer: In der ersten internationalen Begegnung der Vereinsgeschichte begrüßte man den OGC Nizza im Messestädte-Pokal. Ein gern gesehener Gast, schließlich schluckten die Franzosen eine 3:0 Packung und ebneten damit den Weg in die zweite Runde. Der Trip von der Ostsee zur Côte d’Azur im Rückspiel erwies sich zwar als weniger siegreich, am Weiterkommen rüttelte die 2:1 Auswärtspleite allerdings wenig. So durfte sich Hansa erneut mit einem südeuropäischen Verein messen, das Los bescherte den AC Florenz als zweiten Gegner. Ebenso wie gegen Nizza gelangen gegen Florenz drei Tore im Heimspiel, allerdings schenkte Fiorentina den Rostockern auch zwei Auswärtstore ein. Diese sollten sich im Rückspiel als verhängnisvoll erweisen, der FCH kassierte im Stadio Artemio Franchi eine 2:1 Niederlage und schied damit aufgrund der Auswärtstorregel aus dem Wettbewerb aus.
Zu Hause gewinnen, auswärts verlieren
Die zweite Chance sollte jedoch nicht lange auf sich warten lassen, Hansa qualifizierte sich erneut für den Messestädte-Pokal und war damit auch in der Spieltzeit 1969/70 teil dieses Wettbewerbes. In der Erstrundenbegegnung schickte das Los Panionis Athen zu einem Abstecher ins Ostseestadion. Hansa Rostock blieb seiner erfolgreichen Heimspielbilanz auch in dieser Partie treu: Dritte internationale Partie in Rostock und zum dritten Mal schenkten die Hausherren ihren Gästen drei Tore ein. Der saubere 3:0 Sieg stellte die Weichen für die zweite Runde, woran auch die dritte Niederlage im dritten Auswärtsspiel außerhalb der Landesgrenzen nichts mehr änderte (2:0 für Panios). Diese Statistik sollte auch gegen Inter Mailand, dem nächsten gezogenen Gegner, weiter Bestand haben. Sieg in Rostock, Niederlage in Mailand – die Torbilanz sprach allerdings diesmal gegen den FCH, der zwar das Hinspiel mit 2:1 für sich entscheiden konnte, im San Siro allerdings eine 3:0 Niederlage einsteckte.
Keine guten Erinnerungen an Ostrava
Zur Saison 1989/90 qualifizierte sich Hansa Rostock für den UEFA-Pokal, gegen den tschechoslowakischen Klub Banik Ostrava stand nach knapper 2:3 Heim- und deutlicher 4:0 Auswärtsniederlage ein Erstrundenaus zu Buche. Sportlich also wenig denkwürdige Begegnungen, die zudem durch einen übertrieben rigorosen Polizeieinsatz auf der Auswärtsfahrt negativ im Gedächtnis der Hansafans hingen blieben. Dessen komplettes Ausmaß zu schildern, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, weswegen an dieser Stelle auf den hier verlinkten NDR-Bericht verwiesen wird.
Nur ein Achtungserfolg gegen die Cruyff-Elf
Die Ersten werden die Letzten sein: Im Jahr 1991 traf die Umkehrung dieses biblischen Sprichwortes auf den FC Hansa Rostock zu, der in letzten Saison der DDR-Oberliga seinen ersten Meistertitel erlangte. Als solcher qualifizierte man sich für den Europapokal der Landesmeister 1991/92, in dieser Spielzeit bereits als gesamtdeutscher Bundesligist antretend. Das Los zeigte sich jedoch unbarmherzig zum Meisterteam, schließlich erwählte es den FC Barcelona als Kontrahant. Pep Guardiola, Ronald Koeman und Christo Stoichkov wirbelten den FCH im Camp Nou vor 65.000 Zuschauern gehörig durcheinander. Zwei Tore von Michael Laudrup und ein Eigentor von Jens Dowe führten zum 3:0 Erfolg für Barça. Wenig Hoffnung für die Hansestädter vor dem Rückspiel, dass dennoch einen 1:0 Achtungserfolg gegen die Elf von Johan Cruyff bringen sollte, der für die zweite Runde allerdings freilich nicht ausreichte. Michael Spies erzielte das Tor des Tages für die Truppe von Trainer Uwe Reinders, in der mit Juri Schlünz auch der kürzlich neu ernannte Manager des Klubs mit auflief.
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